Zurück auf dem Boden der Tatsachen Es gibt Tage, die lässt man einfach an sich vorüberziehen, ohne weiter darüber nachzudenken, ohne ein Wort darüber zu verlieren, geschweige denn darüber zu bloggen. Man schweigt sich aus, weil man erkennen muss, dass nichts annähernd so ist, wie es scheint, wie es sein sollte, wie man es wahr nimmt, wie es tatsächlich ist. Man zweifelt am eigenen Urteilsvermögen, ist sich sicher, dass einem diese philanthropische Grundeinstellung nicht immer gut tut und merkt am Abend, dass es sich doch gut anfühlt, an das Gute im Menschen zu glauben, obwohl oder gerade, eine genaue Trennlinie ist nicht so einfach zu finden, weil man so oft getäuscht und enttäuscht werden konnte. (Ein Bild von see/saw, geklaut bei flickr.) Der Tag beginnt mit einem Feuerwerk, schwierig zu erkennen im Lichte der aufgehenden Sonne, nur das Knallen der Feuerwerkskörper ist meilenweit hörbar. Er steht vor dem Spiegel und weiß nicht so recht, was er von sich selbst halten soll. Er ist bereit, sich mit den großen Dichtern dieser Welt anzulegen, die richtigen Worte, aneinandergereit in unglaublichen Sätzen, gehen ihm durch den Kopf, er weiß genau, was er will und holt siegessicher seinen Notizblock aus der Schublade links unten, um diesen unglaublichen Druck los zu werden, den diese Gedankensuppe im Kopf anrichtet, doch er findet kein Ventil. Jeder Buchstabe, den er unleserlich auf das nächste unbeschriebene Blatt kliert, entspricht in keinster Weise dem, was ihm tatsächlich im Kopf herumgeistert. "Selbstüberschätzung ist ein deutliches Zeichen langsam einsetzenden Verrfalls. Vergiss das Duell mit Schiller, Goethe, Heine, du kannst es nicht, der Weg von deinem Kopf bis in die Fingern ist zu weit, zu viel geht dazwischen verloren, deine Gedanken, die dich meist so überfallartig überkommen, zerfallen genauso schnell wieder, wie altes vergilbtes Papier oder wie zu kleinen Klümpchen zusammengebackener und in der Sonne völlig ausgetrockneter Sand. Du kannst es nicht, es ist eine Anmaßung, zu denken, du könntest dich mit ihnen messen, nicht einmal in deinen Gedanken könntest du so weit gehen wie sie, du bist nicht der, für den du dich so gerne hälst. Vergiss es endlich. Fang an, die Brötchen zu backen, die du selber auch essen kannst." Missmutig schländert er in der Morgensonne, tief getroffen von der eigenen Unzulänglichkeit, die er sich selbst tagtäglich wie ein Spiegel vorhält und weiß am Morgen schon, dass er in der Nacht wieder wie von Sinnen in den Sternenhimmel starren wird, auf der Suche nach einem Weg, seine Gedanken aus sich heraus zu projezieren, um endlich das zu werden, von dem er glaubt, dass er es tatsächlich sei. Er ist gefangen in dieser Art von Selbstbeschäftigung, diesem ständigen in sich hinein hören, der Angst vor dem täglichen Versagen, der fehlenden Anerkennung, dem eigenen Ehrgeiz. Heute findet er ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, denn genau in diesem Moment des Selbstzweifels und der innerlichen Selbstüberschätzung und des Missmuts rutscht er in einer großen stinkenden Pfütze ekelhafter Kotze aus, mitten auf dem Hackeschen Markt.
Eines weiß ich sicher: es muß falsch sein, sich an Goethe, Schiller und Heine zu messen . Ich höre lieber auf Sokrates: Die Selbsterkenntnis ist die Bedingung praktischer Tüchtigkeit. und Nietzsche: Das ist mein Weg, welches ist Dein Weg? DEN Weg gibt es nicht.
Sich an anderen zu messen, mag nicht unbedingt falsch sein, aber nun gerade an jenen? Ich denke, dass sie Vorbilder sein können, deren Werke einen erhellen, erfreuen, inspirieren, nicht mehr, nicht weniger.
Nein, DEN Weg gibt es nicht, kann es nicht geben, dazu sind wir alle zu verschieden. Seinen eigenen Weg zu finden, ist nicht einfach, die Suche danach ist für mich Grundbestandteil des Lebens und ich denke, je mehr Erfahrungen man sammelt, umso unabhängiger kann man werden, seinen ganz persönlichen Weg finden. Und wenn man dann einmal die richtige Richtung eingeschlagen hat, fällt es einem sicherlich auch leichter, über bestimmten Dingen zu stehen.
Es ist wohl mein Schicksal, nicht verstanden zu werden. Ich messe mich an keinem. (Anmaßung = gleicher Wortstamm).
Ich reflektiere lediglich auf ein paar prominente Maximen.
Ich kann mir vorstellen, dass ich Sie schon verstanden , mich allerdings in obiger Antwort ein wenig quer ausgedrückt habe. Mit "messen" meinte ich nicht, sich mit diesen auf die gleiche Stufe zu stellen oder in Konkurrenz zu treten. Ich dachte da auch eher an Reflektion und Beeinflussung.
>> Kommentieren Ich kenn zwar nicht den Hackschen Markt aber dieses Zaudern und Hadern, dass kenn ich nur zu gut. Vielleicht beruhigt es Dich zu zuhören, dass auch ich täglich diesen Kampf austrage und mehr Geschichten im Desktop-Mülleimer habe als im Verzeichnis: Texte. Sei’s drum, Übung macht den Meister und die fallen nachweislich nicht vom Himmel. Wie sehe es sonst hier aus? Ich finde Deine Geschriebenes super, speziell in Doreen habe ich mich verliebt und weiss, dass wir uns nur entwickeln können; jeder Satz ein Stück nach vorn. Somit hast Du schon einen Fan, und dass sollte Dir gereichen, den Notizblock gar nicht erst wieder in der Schublade verschwinden zu lassen. Bitte!
Was wären wir nur ohne Zaudern? Besinnungslose Draufgänger, denen alles egal ist, die ihren Colt immer griff- und schussbereit und keine Skrupel vor seinem Einsatz haben? Dosierte Zauderei ist scheinbar gar nicht mal so dumm, wie ich sehe.
Und bevor hier jemand auf den Gedanken kommt, ich fische hier nach ungehörten Komplimenten: Ich geh genauso gerne Angeln wie der cabman. Nämlich gar nicht. >> Kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
(geborgt bei flickr)
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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