Feiern und so Eine kleine Feier, Anlass weiß ich nicht mehr. Menschen verschiedenen Alters sitzen beisammen, es gibt Getränke, der Abend ist mild, später ins Kühle gehend. Eine Dame neben mir scheint unzufrieden. Die Welt und so, nichts ist mehr so, wie es mal war. Alles anders. Sie fährt Taxi, also beruflich. Ist selbtsständig, Anfang 60. Nichts könne man mehr sagen. Und dann der ganze Genderwahn. Mutter, Vater, Kind, das sei die Familie, alles andere ist Käse. Anstatt mich woanders hinzusetzen, steige ich in eine Diskussion ein. Ob es nicht irgendwie auch toll sei, wenn jeder so leben kann, wie er mag, voll demokratisch und offen und so, für mich das Argument überhaupt. Dem sie irgendwie nicht folgen kann. Es folgt eine kurze Diskussion, die mich daran erinnert, wie sich meine Ex-Frau von mir trennen wollte, weil ich es 2015 irgendwie okay fand, wenn man in Deutschland Flüchtlingen ganz menschlich begegnet und versucht, ihnen eine neue Heimat zu geben, wenn sie es wollen. Irgendwann gehe ich, die Diskussion tut mir nicht gut. Viel zu lange denke ich noch an den Abend, aber nur an diesen einen Moment, fünf Minuten von fünf Stunden.
Notizen - 02.04.2024 Ohne Aprilscherz ausgekommen. Ungefähr drei Minuten darüber nachgedacht, ob das gut oder schlecht ist. Nicht drauf gekommen und meine Energie anderweitig verschwendet. # In den sehr frühen Morgenstunden erscheinen wieder regelmäßig die Geister der Vergangenheit. Sie grüßen, nicht nett, eher bestimmt. Hier sind wir wieder, sagen sie, und nur der beherzte Griff zur Bettlektüre bringt den Schlaf langsam wieder und lässt die Geister und das Gedankenkarussel, das sie mit sich bringen, wieder verschwinden. # Wenn ich zynisch werde, gehe ich in den Garten. Dann vergeht das wieder. # Ich habe keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte, aber in den letzten Jahren habe ich mir eine gewisse Leidenschaft für Corgies angearbeitet. Wahrscheinlich ein Überbleibsel aus den Corona-Jahren.
In der Werkstatt Saß in meiner Werkstatt, die keine ist, sondern ein Büro und die Handarbeit besteht meistens aus Tippen und Klicken. Das ständige Sitzen ist insgesamt nicht gut für den Rücken, aber man nimmt das in Kauf, wenn ab und zu etwas Gutes dabei herauskommt. Für die Gesellschaft! Schrieb nebenher einen Text über mein sonntägliches Hobby und packte ihn dann doch in die Schublade. Nicht, dass er mich selbst nicht erfreute, inhaltlich gesehen. Nein, zeichnete er doch die sonntägliche Lieblingsbeschäftigung in pastellenen Farben, leicht verschwommen und doch erkennbar. Allerdings mag ich weder Aquarelle, noch Pastellfarben. Nicht immer, aber grundsätzlich. Also war ich nicht ganz ich, als ich schrieb. Nun liegt der Text dort. Vielleicht verblassen die Farben mit der Zeit und dann kann ich mich noch einmal dran machen. Mit schwarzem Stift und Radierer. Dann könnte doch noch etwas draus werden, aus dem Bild vom Sonntag, nicht mehr ganz so bunt, doch dafür etwas schärfer. Mehr ich.
Wenn ich mag, kann ich es ja immer noch hierhin schreiben.
Splitter - 18.09.2020 Mir war gar nicht mehr bewusst, wie schön das Licht im September sein kann. # Die Kamera meines Telefons ist kaputt und das sagt eigentlich schon alles. # Hinausgehen. Im Eifer des Gefechts hat man es verlernt und muss es sich nun wieder selbst beibringen. Und dann radelt man durch den Wald und schreit laut “Hurra!”, weil es so schön erdig riecht und die Brombeeren schwarz werden und dick an ihren dornigen Büschen hängen. Ab und zu lädt Springkraut zum kindischen Schabernack ein, willkommene Pausen. # Sonnenuntergang am Wasser.
... Mein Leben als Twitch-Streamer. # Mein Name ist nur noch eine Mail-Adresse auf dem Papier. Wobei, gedruckt wird gar nicht mehr. Alles nur noch virtuell. # "jeder stirbt für sich allein" # Großer Empfang im Hof des Bürogebäudes, alles luftig und frisch wegen der Pandemie. Abstand halten und trotzdem feiern, irgendwie. Hände werden nicht geschüttelt, Reden aber weiterhin gehalten. Zum Glück ist es noch warm, sonst stünden wir hier alle im Mantel und es gäbe Glühwein. Besser Kinderpunsch, denn Alkohol passt nicht zur compliance. Menschen werden gelobt. Dass sie stundenlang telefonierten, jeden Tag und mit einigen unangenehmen Zeitgenossen verhandelten und das alles während draußen die Pandemie tobte, das sei alles nicht selbstverständlich. Mir ist es Wurscht. Irgendwie hat es auch Spaß gemacht. Wie einem die Worte im Mund verdreht wurden, köstlich. Wie man dabei gelernt hat, etwas zu sagen, das nichts bedeutete und sich dennoch so anhörte. Man lernte für das Leben. Ab und zu ist man natürlich auch mal laut geworden. Und hat das später bereut. Denn laut wurde man immer nur, wenn man unrecht hatte. Nun ja. Man hat seinen Job gemacht, wie es erwartet wurde und schlecht bezahlt ist er auch nicht. Die Sonne scheint unbeeindruckt in den Hof, ihr ist das alles genauso Wurscht wie mir. Lächeln, leicht angedeutet mit dem Kopf nicken, dann gehen und weitermachen. # Als ich das Wort “Pop-up-Radweg” zum ersten Mal hörte, dachte ich sofort daran, wie ich mal versuchte, ein Pop-up-Fußballtor zurück in seine Ursprungsform zu bringen. Das war ein Spaß. # Sei Tagwerk im homeoffice zu verrichten bedeutet am Ende auch, keine neuen Stories im ÖPNV zu erleben. Keine nervigen Kapellen, die einen für die indigenen Klänge Südamerikas oder die melancholischen Melodien Sibiriens erwärmen und dabei ihren Lebensunterhalt ein wenig aufpimpen wollen, keine hippen, aber furchtbar lauten Youngster, auf der Suche nach dem coolen Berlin, keine vollgeschissenen Sitzbänke in der S-Bahn, kein Hitzestau im nicht klimatisierten Wagen bei einer Signalstörung am Ostbahnhof. Was für ein Verlust. # Ich liebe Papierkram.
nolffub Durch die Stadt fahren, Apache hören. Sich mit Mitte vierzig den Musikgeschmack seiner pubertierenden und fast erwachsenen Kinder zu eigen machen, selbst noch einmal pubertieren. Irgendwie. Midlife crisis haben sie gesagt. Doch sie irren sich. Das beschreibt den Zustand der letzten Jahre nicht einmal annähernd. Das ist keine Phase oder so, das ist die Folge jahrelangen sich selbst Verleugnens. Weder Bauch noch Herz sprechen lassen, nur den Verstand. Sich selbst nicht kennen oder erkennen. Jetzt muss man schauen, dass man nicht ins Esoterische abrutscht. Ich muss mich nicht selbst finden, ich weiß, wer ich bin. Regen an der Scheibe, es wird wieder kälter, die Luft riecht frischer, reiner, der Herbst steht schon in den Startlöchern. Lachen tut ganz gut und immer noch ein bisschen der Clown zu sein. Übers Wasser fahren, ein paar Enten sagen “Hallo!” und der Schwan von nebenan verteidigt sein Revier. Berlins Seen werden wieder leerer, weniger Mietboote, kaum noch Partylärm, übrig bleiben nur die echten Seebären, die auch mal nen dicken Pulli anziehen und die Ruhe genießen, während Wellen an den Bug plätschern und ein paar Schlingpflanzen ihres Weges ziehen. Kaltes klares Wasser. Die Nase in der Sonne. Das Leben ist gut, trotz der Tollereien und Verrücktheiten der letzten Jahre. Ein wenig Frieden für mich und immer noch die Frage, wie viel Ich man eigentlich wirklich zum Leben braucht, ohne das Wir dabei zu vergessen. Oder zu verlieren.
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(geborgt bei flickr)
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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