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Herr Zweifel wohnt im Strandkorb links

Es gibt so Tage, wie diesen heute, der eigentlich gestern schon begann, da bin ich einfach mal ein falscher Fuffziger, sitze am Strand, lausche den leise auf und ab rollenden Wellen und lasse unzählige, in den letzten Wochen extrem angeschwollenen, Gedanken wie Sandkörner durch meine Finger rieseln. Klingt komisch, ist aber so. Es ist nicht immer einfach, da eine gewisse Ordnung rein zu bringen, mein Schreibtisch ist aufgeräumter, aber irgendwie klappts dann doch immer wieder, das Blog ist ja so ein toller Therapeut.

Gestern hörte ich so im vorbeigehen einen kurzen Beitrag über Clemens Meyer, den ich nicht kenne, schon gar nicht persönlich, aber es gefiel mir, was ich da hörte und es weckte in mir Erinnerungen an ein komisches, nein, nicht komisches, bewegtes Jahr, das für mich persönlich, meine Umgebung und überhaupt global so turbulent war und irgendwo im Hinterkopfe schlummern diese kleinen Geschichten, die damals nur Randbemerkungen, aber doch letztendlich ein Teil des Ganzen, waren.

An dieser Stelle kommt Herr Zweifel ins Spiel. Der mischt sich überall ein, hat immer was zu sagen und stellt mir genau diese eine Frage:

"Was willst du machen, mit diesen kleinen Geschichten?"

Ja was denn? Ich könnte sie mir in ein Notizbüchlein kritzeln, immer mit mir rumschleppen und dann und wann einen einsamen oder zweisamen Blick rein werfen. Ich könnte sie auch im stillen Kämmerlein des Hinterkopfes ruhen lassen, bis sie alt und ranzig werden, aber das schmeckt doch gar nicht, im Kopf. Und das soll es ja eigentlich. Im Kopf schmecken. Ich könnte sie auch hier verwursten, aber Blogs erscheinen mir oft so oberflächlich, kurze Einträge scheinen meist der Renner zu sein, längere Texte werden gern links liegen gelassen, lesen ist anstrengend, mitdenken noch viel mehr.

"Aber Herr Zweifel, was legen Sie mir da für Gedanken in den schon überschweren Kopf? Sind wir beim Friseur, dass wir sie alle über den gleichen Kamm scheren müssen? Was ist mit dem Korrektiv der wirklich interessierten Leser, die es doch hoffentlich gibt. Gibt es doch? Die, die Krummes wieder gerade biegen oder Gerades ein wenig krümmen können, den Blickwinkel ändern, die Sichtweise schärfen."

Da bleibt er stumm, der alte Mann, hat nichts mehr zu sagen, zweifelt weiter im Stillen. Was solls, ich kann es nicht ändern, das sie jetzt da rumspuken, die ollen, aber immer noch schönen, Kamellen. Vielleicht packe ich sie ja tatsächlich aus, igendwann mal. Wenn die Sandburg fertig ist.
 
Do, 20.04.2006 |  # | (393) | 14 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung


donloewi   (20.04.06, 13:19)   (link)  
Det is die Bufflon-Crisis. Janz normal.
Kommt von dickem, satten Bauch.
Hab ick och manchmal als Löwe, wenn ick grad keene existentiellen Probleme hab. Mein schwüler Cowboy-Kollege hat mir mal dazu jesacht, man müsse sich nur 'ne blonde Frau und Kids zulegen, dann würde so'n Mister Zweifel sich jemand anderen suchen, wa.


bufflon   (20.04.06, 13:21)   (link)  
Glaub ich nicht. Der Herr ist allgegenwärtig.


c17h19no3   (20.04.06, 20:13)   (link)  
sehr schön geschrieben.
im parzivâl von wolfram von eschenbach gibt es übrigens die frau minne und die frau aventiure. von weltliteratur bist du also gar nicht so weit entfernt. ;)


bufflon   (20.04.06, 22:31)   (link)  
Das macht mir jetzt Angst.


cabman   (20.04.06, 13:53)   (link)  
Mein lieber bufflon,
Herr Zweifel ist erverywhere und er ist keiner, um den wir uns kümmern sollten. Ich hab mich von ihm frei gemacht und rufe ihnen daher fröhlich und aufmuntert zu: Tun Sie es mir gleich! Schreiben Sie! Sie machen das ja gefälligst nicht für andere. Na ja, vielleicht ein stückweit für mich, denn ich mag die eine oder andere Story, meistens natürlich meine eigenen, was mich aber nicht hindert, auch epochale, ausufernde Alltagserlebnisse meiner Mitmenschen zu lesen. Denn darum geht’s ja am Ende des Tages: bemerkenswerte Dinge in bemerkenswerter Weise bemerkbar machen. Was das ist? Das bestimmen Sie. Ob ich es lesen will? Das bestimme ich. Also in diesem Sinne, ich hoffe ich konnte Krummes gerade biegen, wenn auch nur ein Stück! Und ja, es gibt interessierte Leser.


bufflon   (20.04.06, 22:34)   (link)  
Ach, Herr Taximann, irgendwie sprechen Sie mir aus der Seele. Ein Grund mehr für mich, das Hinterstübchen aufzuräumen und die alten Dinger tatsächlich rauszukramen. Der Rest kommt wohl von allein.


neo-bazi   (20.04.06, 14:39)   (link)  
Nur ran an die Bouletten
Drei Leser haben Sie schon. Und der Herr Cabman wurde mir gerade von einem Pathologen empfohlen. Aber zu ihm komme ich erst heute abend, ich kann ja schließlich nicht den ganzen Tag vor dieser Kiste rumhängen, wie sieht denn das aus. Jetzt geh ich mich erstmal rasieren ...


cabman   (20.04.06, 15:46)   (link)  
Was kennen Sie denn für Leute?


neo-bazi   (20.04.06, 19:47)   (link)  
Nur die besten, ich hoffe, Sie gehören dazu. Aber das muß Opa erstmal genauer untersuchen, wenns gestattet ist.

Was Genaueres erfahren Sie in unserer Selbstbedienungs Blogroll.


bufflon   (20.04.06, 22:37)   (link)  
Ob es die besten Leute sind, wage ich nicht beurteilen, aber es sind meistens verdammt gute. Sach ich jetzt mal.

PS: Drei reichen. ;-)


cabman   (21.04.06, 10:24)   (link)  
Lieber Neo-bazi (was für ein Name, da muss man schon zweimal lesen)
Hoffen ist meine Sache nicht, will ich doch gerne wissen und zwar, wie ich in Ihrer Bloggergilde aufgenommen werden kann. Und eins ist mal klar, nämlich das ich der Beste bin, worin auch immer. Wenn Sie das prüfen wollen, nur zu.


neo-bazi   (21.04.06, 18:34)   (link)  
Ich bin geneigt, Ihnen zu glauben
eine sehr verbreitete Eigenheit der Besten ist es nämlich, häufig "das" und "daß" zu verwexeln. Mit solchen Nebensächlichkeiten braucht man sich wirklich nicht aufzuhalten, das wär ja noch schöner.

In die Bloggergilde sind Sie ja durch Ihre Geschäftseröffnung schon automatisch eingetreten. In die Blogroll der einzelnen Damen und Herren gelangen Sie, wenn denen Ihre Produkte gefallen. Außer bei uns, da kann man sich mit einem Kommentar selbst anpreisen, was freilich nicht jedermann/frau liegt. Ob wir Sie dann auch lesen, ist eine andere Frage und Zucker in den Hintern brauchen wir auch nicht, bzw. wenn schon, dann wenigstens Würfelzucker.

Hauptsache, man steht in möglichst vielen Blogrolls. So, jetzt geh ich mal rüber in Ihren Stall.


tombo   (20.04.06, 21:25)   (link)  
Sie haben Recht. Mit Ihrem Zweifel. Natürlich kann ich nur für mich sprechen. Aber es stimmt: Ich bin uninteressiert, oberflächlich, denkfaul, bequem, kann nicht scharf sehen und überhaupt finde ich andere Blickwinkel eher lästig. Daher habe ich auch Ihren Text nicht gelesen, jedenfalls nicht richtig, weil er so lang ist, auweia, ich hab nicht drüber nachgedacht und eigentlich verstehe ich Sie auch überhaupt nicht. Daher kann ich Ihnen auch keinen Rat geben, nicht mal ungefragt. Aber jetzt muss ich aufhören, das viele Tippen macht müde ...


bufflon   (20.04.06, 22:39)   (link)  
Immerhin haben sie einen Mehrzeiler hinbekommen. Daran besteht kein Zweifel. Und geben Ses doch zu, Se ham den Text gelesen. ;-)











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Letzte Aktualisierung: 02.04.2024, 15:05


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