Schuhphilosophie (extended version) Die morgendliche Routine läd gern zu ersten Denkversuchen des Tages ein. Wenn man seinem Spiegelbild Fragen stellt, ist es wie ein erfrischender morgendlicher Lauf durch den Wald. Angesichts aufgequollener Augen, in denen sich noch eine dicke Mütze Schlaf erkennen lässt, die auch in dieser Nacht leider nicht mehr aufgesetzt werden konnte, können diese allerdings wohl kaum zufriedenstellend beantworten werden. Fragen wie: "Was ist denn nun eigentlich so ein Blog?" beantworte ich mir allerdings erst gar nicht, schon aus reinem Selbstschutz, denn was wäre, wenn ich mich selbst mittags als bösartiges Mitglied der Blogbedeutungsmafia beschimpfen würde? Nein, das geht nicht, man weiß nie, was noch kommt. Andererseits ergreift mich auch in solchen Minuten gern mal die Frage nach dem Suchtfaktor dieses blogdings, es kann doch nicht normal sein, dass ich anfange, ständig die verschiedensten Situationen zu verbloggen, im Kopf daraus Stories zu machen, ganz für mich allein. Letztens beim Grillen fiel eine kleine Nürnberger Bratwurst vom Grill und ich bloggte wie wild drauflos. Trockenübung. Von der großen Schwester Paprika-Bratwurst, die gut gebräunt von der kleinen Abschied nahm, von einem Urlaub in Ungarn, der durch die beste Bratwurst "wo gibt" abgerundet wurde, mit dem besten Bier, Steffels aus Österreich, Baden im pisswarmen Balaton, Angeln obwohl ich das überhaupt nicht leiden kann, Hitze und grummelige Gewitter, die Jahrhundertflut in 2002, der wir eine Woche voraus waren und so weiter. Ist das normal? Ich gebe mich Banalitäten hin, einfaches Leben ohne besonderen Anspruch, selten philosophische Höchstleistungen, alles insbesondere abhängig vom Wetter. Im Sommer banale Sommerlochgeschichten, im Herbst und Winter tief deprimierte Geschichten über dies und das und am Ende auch mal grau. Zum Glück bin ich dabei, mir das Rauchen abzugewöhnen, mehrere Süchte gleichzeitig hält doch kein Mensch aus, geschweige denn ein Büffel. Doch jetzt zur eigentlich Geschichte, die durch so viel Gequatsche völlig ins Hintertreffen geraten ist (die taz fragte übrigens letztens, wo dieses Hintertreffen eigentlich liegt, ja wo denn nun?). Das Sommerloch steht vor der Tür und was mache ich? Ich reiße mir ein paar unwichtige Gedanken aus dem Kopf und die Tür vom Schuhschrank auf. Es geht um die richtige Beschuhung, den Temperaturen angemessen und vielleicht mit gewissem Charme oder so. Ich stelle fest, dass ich mehr als zehn Paar Schuhe habe, insgesamt, bin ich jetzt noch ein Mann oder schon David Beckham? Zwei schöne Exemplare möchte ich hier heute mal vorstellen, als Einstimmung auf das Sommerloch und Einführung für mich selbst in das schwierige Thema "Schuhphilosophie". Das erste Paar ist das Trekkingbike unter den Schuhen. Die geschundenen Füße werden gut gelüftet, der Schuh kann für fast alle Lebenslagen missbraucht werden, es soll Typen gegeben haben, die solch Schuhwerk schon zum Anzug getragen haben. Gerüchte. Mich hat allein die Funktionalität überzeugt: Mann kann nach der Bahn rennen, damit Fahrrad fahren, wandern, durch reißende Flüsse trekken, der Fuß bleibt immer gelüftet, der Schuh immer am Fuß, besonders praktisch beim Autofahren. Ja, diesen Schuh hat Mann ausgesucht, Frau lacht ihn dafür aus, obwohl er geschworen hat, die Dinger niemals mit Socken zu tragen, schon gar nicht mit weißen, die er ja sowieso nicht hat. Trotzdem gibt es einen absoluten Gegenentwurf. Wenn obiges Paar das Treckkingbike in Sachen Schuhe ist, dann sind diese Schlappen der Yuppie-Roller für die City. Gibt es die eigentlich noch? Egal. Frau ist überzeugt, dass dieses Schuhwerk in Kombination mit Leinenhose und Polo-Shirt einen Mann perfekt machen können. Ich kann mich nicht erinnern, eine Leinenhose zu haben, ein kurzer Blick in die Kiste mit der Aufschrift "Sommerklamotten" belehrt mich eines besseren, im Herbst vergesse ich immer, was für tolle Sommersachen ich eigentlich noch habe. Ähnliches im Frühjahr mit Winterklamotten. Dass diese Schuhe eigentlich nur für den zwanglosen Spaziergang am Strand taugen, erkennt Mann, Frau interessiert lediglich der modische Aspekt. Nach der Bahn rennen, wandern, durch reißende Flüsse trekken, mit dem Auto durch die Gegend gurken, all das fällt aus, weil die Dinger sich allzu schnell und gerne vom Fuß machen. Positiver Effekt: Mann bewegt sich kaum noch, bleibt auch gern mal im Urlaub am Pool und macht am Abend, vorausgesetzt offenes Schuwerk ist erlaubt, mit der bereits erwähnten Leinenhose eine gute Figur. Da können die funktionalen Sandalen in dezentem Schwarz natürlich nicht mithalten. Wichtigste Erkenntnis für mich, sozusagen das Fazit: Mann braucht für jede Gelegenheit das passende Schuhwerk, Einseitigkeit im Schuhschrank birgt auf Dauer die Gefahr der Vereinsamung. Ergo: Auf in den nächsten Schuhladen.
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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