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Der Tag verging, das Dunkel brach herein

Es schneite schon, aber nichts blieb liegen. Zum Glück, sage ich, denn gestern abend, im vorwinterlichen Herbstgewinde, fiel mir ganz spontan ein: Skiurlaub wäre für mich die Hölle.

Werde am Wochenende mal wieder Dante lesen, etwas für meine gute Laune tun. Das tut ja sonst niemand mehr. Im Gegenteil.

Man wird wohl seine Lehre daraus ziehen. Jede Seite.
 
Fr, 21.11.2008 |  # | (573) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Ein immer wiederkehrender Prozess

S. tritt durch die Tür, draußen tobt ein Sturm, Wolken ziehen, dicke Tropfen schlagen S. ins Gesicht, die Haare wirbeln wild herum, er fröstelt, und drinnen umfängt ihn Wärme. Nicht die wohlige Wärme eines gut geheizten Wohnzimmers im Winter, dafür ist dieses Gebäude nicht geschaffen, diese Wärme ist eher erdrückend, schwer, nur der alles durchdringende Kaffeegeruch erheitert ein wenig die Seele, bringt Farbe in die staubige Luft. Lange Gänge, mit verschiedenen Farben gekennzeichnet, Tür an Tür an Tür, der Boden ist abgewetzt, die Türen verschlissen, früher waren sie vielleicht einmal buchefarbend, heute klebt überall Schmutz und die Farbe blättert ab, die Wände scheinen neu getüncht, Reinweiß ins Grau übergehend, darüber liegt Stille. Hier arbeiten Rechtspflegerin neben Rechtspflegerin, an den Türen stehen Namen, aber es gibt dazu keine Gesichter, keine Aufgaben, hier nicht die Orientierung zu verlieren, fällt schwer. Ab und zu schleppen sich Menschen mit traurigen Gesichtern durch die langen, engen Gänge, Gerichtsverhandlungen, Prozesse, Anträge, Urteile, erdrückend die Macht, die hier im verborgenen liegt, Bedrohungen, ausgelöst durch die unerbittliche Wärme, die, wenn man nicht die schwere Winterjacke abgelegt hat, zu einer erdrückenden Hitze wird, Schweißperlen bilden sich auf der Stirn, der Atem geht schneller, die Gedanken rasen und dann, dann stellt S. am falschen Ort die richtigen Fragen oder am richtigen Ort die falschen Fragen und schnell merkt er, dass nur eine Chance hat, die für immer verloren sein wird, wenn er sie jetzt verpasst.
 
Mi, 19.11.2008 |  # | (478) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Gegeißelt, 1000

Die Sache wabert in der Gegend herum, wie der dichte Novembernebel durch die kalte Stadt, Worte der Beruhigung sollen einen dämpfenden Film auf die zelebrale Aufgeregheit legen, hoch dosierte Beruhigungsmittel. An der Dingsstraße, Ecke Dingsweg, ist eine Straßenlaterne ausgefallen und es öffnete sich ein Schwarzes Loch, ein weiteres Schwarzes Loch in der Aneinanderreihung vieler Schwarzer Löcher. Man wird, wenn man sich einer solchen Sache einmal angenommen hat, zum Sklaven. Man wird zum Sklaven seiner eigenen Gedanken, der Probleme, die man sieht oder die man vermutet, man wird zum Sklaven vieler anderer Menschen, deren Interessenlagen vielleicht der eigenen entsprechen, aber machen Sie sich keine Hoffnung: Meistens haben sie gar kein Interesse an irgendetwas anderem, außer einem Stück Papier, dass Sie mit Ihrer Unterschrift zu verzieren haben, um sich zu verpflichten. Sie werden nicht einmal beweglich, wenn es darum geht, an dieser Sache Geld zu verdienen, ja, fragt man sich, was soll denn da noch helfen? Baldrian und Johanneskraut, auch Zigaretten und Alkohol, alles keine guten Helfer, man kann auch nicht einfach weglaufen, wenn man sich einer solchen Sache angenommen hat, man muss anfangen zu beißen und zu hoffen und den beruhigenden Worten mit gefletschten Zähnen entgegen treten, man muss wütend werden und auch böse, man muss die Leute böser anschauen, als man es sonst jemals getan hätte und man muss auch loben können, was angesichts der Lage besonders schwer fällt, und das Gute sehen. Können. Menschen, die im Schweiße ihre Angesichts Gitarren zertrümmern, kann ich inzwischen sehr gut verstehen, es tut tatsächlich gut, die eine oder andere Sache einzureißen, das verschafft Luft und gibt neue Kraft, für weitere anstrengende Ungeheuerlichkeiten, die wahrscheinlich schon vor der Tür lauern und um Einlass bitten.

[Wenn A. sagt, man könne doch mal bei B. anrufen, der ja auch die C. kenne und deswegen bei D. nachfragen könne, ob E. schon dieses oder jenes Schreiben, dass F. schon längst hatte fertigen und auch an G. abschicken wollen, in Kopie erhalten habe, um wiederum A. zu sagen, dass G. sich gegenüber F. auch positiv zum Sachverhalt und der damit verbundenen Zuarbeit von H. geäußert habe und so weiter. Nicht das Leben ist kompliziert, es sind die Menschen, es sind die Menschen.]
 
Di, 04.11.2008 |  # | (811) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Vermutlich

Als Politiker muss man in Bewegung bleiben. Wer sich nicht bewegt, verliert, Stammwähler, wenn es überhaupt noch welche gibt, rennen einfach weg, Wechselwähler bemerken einen erst gar nicht, Politikerverdrossene werden noch politikerverdrossener, so es denn eine Steigerungsform von Politikerverdrossenheit gibt. Die Richtung der Bewegung ist dabei völlig egal, vorwärts, rückwärts, auf der Stelle treten, Hauptsache der windige Leib zuckt und wackelt und macht und tut und bleibt damit über der Wahrnehmungsschwelle (BILD, Spiegel, FAZ und Tagesschau), denn verschwindet der Politker erst einmal unter dem Wahrnehmungsradar des Wählervolkes, ist es vorbei, mit der Politikerei. Spitzenpolitiker sind als Spitzenkräfte natürlich am bewegungsfreudigsten, sie verwandeln sich in diesem Spiel am liebsten in draufgängerische Bergsteiger, ohne Atemmaske und ohne Sicherung erklimmen sie Gipfel für Gipfel, um wunderbare Melodeien herab zu jodeln, am liebsten verstärkt durch Milliarden oder Billionen (Scheine, Schecks und schöne Worte), wir retten die Wirtschaft, wir retten die Bildung, wir retten alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, Haaalllooo und Tüüüdeeelüüü schallt es dann vom fernen Gipfel und man lacht zusammen und das bisschen, was unten am Grund passiert, im fernen Tal, in der dunklen Niederung der Realität, das ist, nun ja, im Prinzip doch Wurscht. Wichtigste Regel im Politikerleben: Immer in Bewegung bleiben und wenn nichts mehr hilft, trifft man sich wieder auf dem Gipfel.

[Vielleicht auch, um einem dem Wählervolk bisher unbekannten Gott näher zu sein und ihn zu huldigen? Wage Vermutung.]
 
Do, 23.10.2008 |  # | (414) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

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Schmerz, muss man wohl durch.
 
Sa, 06.09.2008 |  # | (546) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Wacholderbaum

Vielleicht noch ein paar Fotos für das Archiv und dann sagen alle brav "Auf Wiedersehen.", auf das man sich mal wieder sieht. Hoffentlich nicht so bald. Alles Lüge, denkt man dann. In einem Anflug von Gestaltungskraft, man selbst nennt es erst gar nicht Kunst, wie käme man nur dazu und so weiter, wird gestaltet, was das Zeug hält, ein Baum muss dann zum Beispiel herhalten, ein Wacholder, mit nach Zitrone riechenden Ästen, dick und gesund, weit ausladend und in den Himmel ragend, also schon viel zu hoch und überhaupt ganz störend. Die anderen.

Im ersten Moment nimmt er ein toskanisches Aussehen an, unten ganz kahl, in der Mitte buschig, raketenhaft in den Himmel zeigend, voller Lebenskraft, er könnte Alleen verzieren und Bilder von Sonnenuntergängen, vielleicht auch auf flickr, für die, die nicht mehr reisen wollen. Dann wird er umarmt, der Baum, es tut einem ja doch ein wenig leid, vielleicht, aber leise flüstert man zwischen die Äste: Es geht nicht anders, wir müssen uns trennen. Das arme Wesen wird dann seiner Wurzel beraubt, sie wird herausgeschnitten, ganz trocken die trockene Erde entfernt, der Ballen herausgerissen, der Baum gelegt, gefällt, es rauscht und knallt kurz, dann ist es geschehen, aber nicht vorbei.

Dort liegt er nun, streng duftend, aber sein Grün vergeht schon jetzt, er stirbt, jeder Möglichkeit der Nahrungszufuhr beraubt. Doch auch so nimmt er Platz weg, darum zerlegt man das unhandliche Ding, es liegt ja eh nur so herum, man zerschneidet es, in hundert Stücke, macht es klein, sägt mit der Säge, schneidet mit der Schere, hackt mit der Axt. Die Säge reißt, die Schere schneidet leise und hinterlässt feine Kanten, unter der Wucht der Axt splittert das Holz. Die großen Stücke werden getrocknet und dürfen im nächsten Jahr, zu Weihnachten vielleicht, die Familie ist versammelt und singt, im Kamin dann fein knacken und knuspern und lodernd dahin gehen, während die kleinen, feinen Äste, dunkelgrün und kräftig, durch ein Quetschwerk gehen, in dem sie passend gemacht werden, passend für große, dunkelblaue Leichensäcke, in denen sie gelagert werden und abtransportiert, in die Kompostieranlage. Ein anonymer Tod.

Später am Tag wird dann noch einmal das Werk bestaunt, eine leere, kahle Stelle, unbewachsen das Fleckchen Erde, beschützt vom dichten Astwerk des Wacholders, der nun nicht einmal mehr stöhnt oder knackt, der nun, in Einzelteile zerlegt, verwertet wird. Hier wird Gras wachsen, denkt man im Schweiße seines Angesichts, noch einmal an der Bierflasche nippend, oder vielleicht ein kleiner Busch oder whatever, aber irgendjemand sagte doch: Mach das weg! und so tat man das, pflichtbewusst und beflissen, warum wehren, es wächst ja doch wieder etwas nach.
 
Mo, 14.07.2008 |  # | (412) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Weiß-heit

Also, irgendwann werde ich, passen Sie nur gut auf. Bis dahin blogge ich oder lebe einfach einfach und höre Musik, wenn ich nicht gerade den lachenden Dritten (nicht: Zähne) lausche.

[Ein Glücks-Fünf-Cent-Stück gefunden. Fünf Mal Glück um fünf Minuten nach Viertel Fünf. Oder Fünneff, wie wir Funker zu sagen pflegen.]
 
Mi, 02.07.2008 |  # | (639) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Heute ist wohl Dingstag

Aufgewacht, aufgestanden, auf den Wecker geschaut: Viel zu früh. Mist. Spontaner Gedanke: Könnte mal wieder Counterstrike spielen. Oder Doom. Im Berserker-Modus. Oder irgendein anderes brutales, menschenverachtendes, von Politikern als "Schlimm, schlimm, schlimm." eingestuftes Computerspiel, also irgendwie virtuell eintauchen und Dinge geschehen lassen, die aus gutem Grund gesellschaftlich nicht unbedingt anerkannt sind, jedenfalls nicht hier, im Irak oder in Afghanistan oder Tschetschenien oder oder oder sieht das natürlich schon wieder ganz anders aus.

Oberstes US-Gericht spricht Bürgern Recht auf Waffen zu

Das ist nur ein Beispiel. Sagt man besser nichts zu, freie Bürger sollen natürlich freie Waffen tragen dürfen, aber nicht auszudenken, was passiert, wenn die USA mal Europameister wird, jetzt mal ganz hypothetisch - man weiß ja nie, und die freien Bürger sich dann dort Löcher in die Bäuche freuen. Im wahrsten Sinne. Oder so ähnlich.

Und dann? Einfach Kaffee schlürfen, draußen scheint die Sonne, die Nachbarin brüllt ihren Sohn an, der zu früher Stunde sinnentleerten Deutsch-Hiphop hört. Der braucht das bestimmt, zum Aufwachen, zur Bestätigung seiner sozialen Position oder einfach nur um einen Grund zu finden, das Leben gleichzeitig scheiße und schön zu finden. Ich dings deine Mudda, ey. Danach zieht er dann los und irgendeinen verängstigten Mitschüler ab, während ich vor der Glotze sitze und die Playstation läuft und ich knalle Typen ab oder Monster, aber vielleicht lieber Typen, das ist doch viel realistischer. Vielleicht hinterher noch eine liebevoll animierte Kriegssimulation (Command & Conquer?) und dann wieder Kaffee und wenn die Sonne auf den Balkon scheint, höre ich wieder mit dem Rauchen auf. Für den Weltfrieden. Ja, ja, die Welt ist schlimm, böse und gemein, aber wie, bitte schön, soll ich das jetzt den Kindern möglichst schonend beibringen?
 
Fr, 27.06.2008 |  # | (775) | 8 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

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Rien ne vas plus steht auf dem Zettel, den ich mir selbst schrieb, nichts geht mehr. Aber das ist ja Quatsch, sage ich mir, sagen wir, das stimmt ja nicht, wenn man nach vorne schaut, wird es immer wieder Optionen geben, Lichtblicke, trotzdem, man kann auch nicht weglaufen vor diesem ja, aber, das einem umschwirrt wie ein unangenehmer Schwarm Scheißhausfliegen, man wird zum Bedenkenträger, statt zum Entscheider, man möchte einfach mal laut schreien oder über Schatten springen. Nein, der Gedanke, dass nichts mehr ginge, der ist absurd, wenn man die Realitäten bedenkt, es geht immer was, so war das doch immer schon und am Ende wirklich (fast) alles richtig.
 
Fr, 20.06.2008 |  # | (504) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Don't look back in anger

But dont look back in anger I heard you say

Irgendwann riss es ab und dann schien die Sonne. Selbstgemixte Mixgetränkte, unheimliche Mischung, unheimliches Glas und irgendwann knippste jemand das Licht aus. Unwissen. Und dann schien die Sonne. Was war? Achso. Enttäuschung. Siehste mal, so läuft dit Leben und später, am Telefon dann, keine Einsicht. Ey, Alter, vermassel mir nich die Freizeit, sieh et ein oder halt die Schnauze. Der konnte nicht die Schnauze halten und teilte weiter aus, wo er doch schon längst verloren hatte, am Boden lag. Nee, sagte ich dann, nee, so nich, so sind meene Freunde nich, mach dich ma ausm Staub. Tut nicht gut, sowas. Sonen Scheibenkleister.

Viel gelernt, vom Leben. Autobahn war voll. Warum eigentlich? Wollen einsfünfzig für den Liter Super und trotzdem mit Vollgas fahren? Meine Güte, sind wir reich. Hauen die Scheine nur so raus, aus dem Auspuff und auf dem Feld steht der Raps und duftet vor sich hin, dahinter Kühe, Pferde, Deich. Schicksale, geknüpft, gehäkelt, nicht alles ist schön, manches sogar unschön, verbohrte Menschen. Vor allem: Nehmen sich heraus, Dinge zu wissen. Pah, denke ich, ständig höre und sehe ich die und die erzählen einem, wie es ist, dabei weiß man selbst, dass es ganz anders ist. Ob nun auf der Bank an der Spree oder im sumpfigen Schlick des Wattenmeeres, immer wieder dieselben Geschichten, lasse redn, raten die Ärzte, ein ärztlicher Rat und die Fantastischen Vier sagen: Es könnte so einfach sein, isses aber nicht. Und alle haben recht, vielleicht.

Nun frisch die Antifaltencreme ausgepackt, irgendwas revitalisierendes. Zeit vergeht, Schmerz vergeht, blaue Flecke heilen ab, was bleibt, wer weiß das schon. Freunde müssen Freunde sein, so einfach ist die Sache, aber dann doch wieder nicht. Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen, Schlagermusi in der Garage, irgendwo, zwischen Windrädern und Wiesengrund, aufm Land werd ick depressiv, kommt alle Nase mal nen Auto vorbei, selbst wochentags und der Edeka riecht nach dem Konsum in der Nähe von Kahweh (Königs Wusterhausen). Allet eene Suppe und dann übten wir Flanken, Flanken, Flanken (auf dem Weg zum Flankengott und Papa, du bist heute mal Ballack) und schauten Sportschau, was wir bisher nie taten. Das Leben, das Leben, wer weiß denn schon was kommt, was geht, alles irgendwie und das Buch hab ich immer noch nicht ausgelesen.

Das Leben leben, wie es ist und dann und wann zurückschauen, ganz ohne Ärger (wenn das geht).
 
Mo, 19.05.2008 |  # | (604) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 



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(geborgt bei flickr)


Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 02.04.2024, 15:05


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