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Irgendwie, irgendwo, irgendwann

Die einen singen unter der Dusche und niemand will es hören, die anderen philosophieren. Abends zirpen draußen Grillen, man möchte meinen, es wären Zikaden, sind es aber nicht, wir sind hier schließlich nicht in Seattle, Dirk, und werden es auch niemals sein. Sorry, stream of consciousness, kann man nichts machen. Zur Abkühlung vielleicht ein paar juristische Abhandlungen? Ach, nein. Lieber ein wenig Alltagsphilosophie für den kleinen Mann.

Der S. hat einmal, das ist schon lange her, fast schon ultralang, also mindestens vor 15 Jahren, in einem Anfall von Erwachsenwerden und beständig sein, zum R. gesagt, dass er sich nun die K. angeln und für immer und ewig mit ihr gemeinsam durch unendliche Weiten, durch tiefste Tiefen und untiefste Untiefen grauesten Alltags streifen und damit glücklich sein würde. Der R. fand das natürlich lächerlich, so wie wohl mindestens dreiviertel der Weltbevölkerung solche oder ähnliche Äußerungen unerfahrener Jünglinge lächerlich finden und gerade heute, wo doch Freund- und Liebschaften nur einen Mausklick voneinander entfernt scheinen, würde man den S. wohl eher auslachen als Ernst nehmen, vielleicht würde man ihn auch steinigen, für so viel Idealismus, einfach leben und lieben, ohne loslassen zu wollen, gibt es nicht, wo bleibt da das Individuum.

Trotzdem behielt der S. irgendwie recht. Warum auch immer, umkreist er seit diesem Tag die K., wie der Mond die Erde seit unendlichen Tagen umkreist, manchmal hell glänzend und von weitem leicht erkennbar (und tänzelnd wie ein Pony), manchmal im Dunkeln verborgen und in Gedanken versunken (ungelenk wie ein zu groß geratener Büffel) und ganz selten verschwindet er aus dem sichtbaren Bereich, versinkt im Schatten und taucht dann doch wieder auf, als wäre nichts gewesen, ein kleiner Stolperstein in der Geschichte, weil es gerade Wege nun einmal nicht gibt. Und trotzdem behielt er im Großen und Ganzen recht.

Schon komisch, wie die Wassertropfen fallen und abperlen auf der Haut, den ganzen Dreck vom Körper spülen und erfrischen und draußen zirpen die Grillen, die wie Zikaden klingen und Meer und Wind und nicht nach Seattle, da will doch auch gar keiner mehr sein.
 
Di, 28.06.2011 |  # | (840) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Schreib mal wieder



 

Mach mal was mit Meer

mehr meer

Dort bleiben wollen, aber.
 
Mo, 20.06.2011 |  # | (1062) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blickpunkt



 

Gestern, heute, morgen

Die Finanzwelt geht den Bach runter. Die globale Gesundheit auch. Alles. Bakterie fressen Gurke auf. Oder deinen Darm. Was für ein Drama. Und die abwässrigen Gurken kommen wohl aus Spanien, einem der vertrocknetesten Länder Europas mit griechenlandähnlichen Finanzproblemen und der Frage: Warum nicht mal mit Abwasser gießen? Na ja. Muss an "Duddits" denken, Stephen King. Außerirdische, Darm, Explosionen und so weiter. Alles ganz schlimm. Und wo wir schon beim Thema sind: Fifa ist kein Spiel, könnte aber auch Mafia heißen. Diese These nachzuvollziehen verlangt intellektuelle Quantensprünge. Wobei Quantensprünge niemals wirklich groß und bedeutsam, sondern die einzig möglichen Zustandsänderungen in kleinsten atomaren und subatomaren physikalischen Systemen sind. Quelle: Internet.

In der Tram wird nur noch die aus verschiedensten Quellen gestrickte, selbstgebastelte Kostenloszeitung aus dem Internet gelesen. Jedem Bildleser strecke ich dabei die Zunge heraus. Ätsch, bin viel besser als ihr. Beim Anblick einer wohlaussehenden, ansprechenden Dame, die neben mir saß, gedacht: Man müsste viel zynischer sein. Oder sarkastischer. Der Nachbar hat es vorgemacht. Nach seinem 40sten Frau und Kinder rausgeschmissen, ne lange Nase gemacht und sie durch eine neue, jüngere, bessere und so weiter ersetzt. Hat jetzt bestimmt jede Menge Spaß. Sie sieht aber kaum anders aus. Schuster, bleib bei deinen Leisten, wird der sich gesagt haben. Nur frischer sollten sie sein. Auf die Beine konnte ich keinen chinaskischen Blick werfen, was solls. Ich denk ja nur noch an Kuchen.

Wetter haben wir auch. Bestimmt unser ganzes Leben. Man muss wissen, wie man sich kleidet, um den Widrigkeiten zu trotzen. Mittelstandssichere Outdoorjacke oder gymnasiallehrerhaftes Cordjacket? Hemd, langärmlig oder kurz? Morgens und abends noch recht kühl, dafür mittags Glut. Man soll genug trinken, rät ein Mittagsmagazin (duch puren Zufall gesehen). Was täten wir ohne es und seine wunderbaren Ratschläge? Vor kurzem zum ersten Mal mit dem Schiff durch Berlin. Dabei ganz viele singende Schalkefans und Günther Netzer gesehen. Und das Kanzleramt. War alles nicht so besonders. Nur der kühle Fahrtwind, der war toll. Muss ich heute noch gießen oder wird es regnen?
 
Di, 31.05.2011 |  # | (1281) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Woltersdorfer Schleuse

An einem Spätfrühlings-/Frühsommermorgen, Wolken zogen unberührt von den Ärgernissen der modernen menschlichen Gesellschaft am Himmel entlang und entluden zeitweise ihre nasse Ladung (viel zu wenig bei dieser Trockenheit), während weit hinten, im Südosten die Sonne wieder fröhlich grinste und sich freute, die frischen Pfützen wieder austrocknen zu lassen, daran gedacht, mit der S3 in Richtung Erkner zu fahren.

Zuerst mit der Straßenbahn zum Bahnhof Landsberger Allee - der alte Schlachthof, man erinnert sich. Früher, als wir noch ins SEZ zum Baden fuhren, standen dort immer Viehwagen mit ahnungslosem Schlachtvieh, das auf seinen letzten Gang wartete und auch Güterwagen gefüllt mit frischen, blitzeblanken Knochen und man sagte uns, dass daraus Seife hergestellt würde (wer mag, kann sich Döblin ins Gedächtnis rufen, ist aber nicht so schön wie die blinzelnde Sonne im Südosten, weit hinter den dunklen, ahnungslosen Wolken). Dann bis Ostkreuz fahren - wenn die Bahn denn fährt, das scheint in diesen Tagen oft ein wenig schwierig zu sein, - dann umsteigen in die S3 in Richtung Erkner und sich treiben lassen. Bis Rahnsdorf. Über Felder und durch Kiefernwälder Und von Rahnsdorf mit der ollen Bimmelbahn (die mit dem "Homepageöffner") bis zur Woltersdorfer Schleuse.


quelle: google maps

Ich glaube, das haben wir zum letzten Mal Anfang der Neunziger gemacht. Wandertag, zehnte oder elfte Klasse. Lange her. Man wird ja nicht jünger. Heute fahren wir nur noch mit dem Auto und ignorieren das Drumherum. Ein Leben voller Blickwinkelkonzentratoren. Oder wir sitzen unterm Kirschbaum und schauen faul den Wolken beim vorbeiziehen zu, während nebenan Rasen gemäht wird, mit dem blöden Benzinrasenmäher, der so laut ist, dass man sich Kopfhörer aufsetzen möchte, in denen lautes Vogelgezwitscher simuliert wird.

Gerhart Hauptmann und Bahnwärter Thiel, deswegen fuhren wir nach Woltersdorf und auch nach Erkner, auch das fällt einem wieder ein, wenn man nur lange genug durch Googles Maps streift und per Streetview ein paar Ansichten checkt. An den Bahnwärter will ich mich wohl nicht mehr erinnern. Deutsch, eine meiner großen Schwächen. Neben Mathe. (Schuld waren natürlich nur die Lehrer und so, wie sich später herausstellte, und mein letztes Schulzeugnis eigentlich ein Irrtum.) Man könnte es noch einmal nachlesen, der modernen Informationsgesellschaft sei dank, knappe 50 Seiten, wenn man es ausdrucken wollte oder man hat eines dieser iPad-Dinger, mit dem man gemütlich auf der Gartenliege herumlungern (wenn der Rasenmäher des Nachbarn schweigt) und lesen und sich der Fehlinterpretationen des ungeliebten Deutschlehrers erinnern könnte ("Was wollte uns der Autor damit sagen?"). Kann man aber auch sein lassen.

Aber. Eigentlich. Aber eigentlich haben wir gar keine Zeit. Wo kämen wir hin, hielten wir den Alltag einfach so mal an und wandelten unbeschwert und fröhlich auf alten Trampelpfaden durchs Dickicht vergangener Tage? Nö, der Terminkalender ist furchtbar voll, wir haben viel zu viel zu tun, hier und überall, und die Woltersdorfer Schleuse muss einfach warten. Geht nicht anders. Rennt ja auch nicht weg, hat keinen Terminkalender. Oder so.

(Hoffentlich vergesse ich das nicht wieder.)
 
Fr, 27.05.2011 |  # | (845) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: melancholie



 

Auf dem Weg zur Selbsthilfegruppe

going irgendwohin
 
Do, 19.05.2011 |  # | (907) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blickpunkt



 

@zensus2011

Ja, wir haben eine Toilette, eine Dusche und eine Badewanne. Und für den Notfall steht auch noch ein besonders luxuriöses Chemieklo bereit.

(139 Zeichen Wahnsinn.)
 
Fr, 13.05.2011 |  # | (658) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: dinge, die die welt nicht braucht



 

1916

Ich kann so nichts schreiben.

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Dank der Märchen der Gebrüder Grimm sind Kinder gut auf die Realität der erwachsenen Welt vorbereitet und lassen sich ab und zu eben gerade nicht täuschen. Auch wenn der nackte Kaiser gar kein echter Kaiser ist und Obama heißt.

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Ein Leben aus dem Ikea-Katalog.

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Vorgezogene Sommerferien. Morgens zum Bäcker radeln, als wäre man in irgendeinem Ort an der Küste und bereite sich auf einen ruhigen Tag am Strand vor. Brötchen im Sonnenschein, Zeitung lesen, Pläne schmieden. Ein Nest bauen, Holz bearbeiten. Ich liebe Holz, sagt man dann und schwingt die Säge, den Bohrer, den Schrauber, klemmt sich den Bleistift hinters Ohr, ruft um Hilfe und bekommt sie prompt vom willigen Helfer mit den kleinen, aber flinken Händen. Abends stehen Tische auf der Wiese und die Sonne sinkt langsam und rot und der Wein schmeckt und ein kleines Feuer oder eine Runde um die Tischtennisplatte erwärmen doch noch kalte Knochen und hinterm Haus singt wieder die Nachtigall, bis zum Morgengrauen, als gäbe es nichts Wichtigeres als diesen unseren kleinen Kosmos.

#

Und der Nachbar hat wieder mal schlechte Laune.

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A. hatte recht. Nähe ist nicht die Stärke des Herrn B., es ist seine, meine größte Schwäche. Über das Wieso, Weshalb, Warum kann man streiten, sich zu ändern ist das größere dieser Übel. Vor allem, wenn man seine kleine, feine Welt hat, in deren Kokon man eingerichtet ist, es sich gemütlich gemacht hat und selten gezwungen ist, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.

#

Das Auge des Gärtners, das sich über die vielen jungen Gingko-Bäume freut, die entlang der Straßenbahnstrecke gepflanzt werden. Das Auge des Gärtners, das sich mit Ideen eindeckt. Das Auge des Gärtners, der auf dem Boden kniet und auf Knien rutschend in der Erde wühlt und dabei denkt, es gäbe nichts Schöneres auf der Welt als ein wenig Grün, das im besten Fall auch noch blüht und duftet. (für Gartenfetischisten )

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Du bist zuhause, wenn Kieferwälder an dir vorbeirauschen.
 
Di, 10.05.2011 |  # | (957) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 



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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


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