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Man könnte doch eigentlich auch per Internet wählen. Sagte sie. Och nö, sagte ich, jeder Minirouter kann doch ne Kopie von deinem Kreuzchen ziehen, wenn er will und wenn irgendein oller Mensch daneben sitzt, dann könnte der doch ganz schnell mal dein Kreuz umsetzen, von hier nach da und so weiter, och nö, das wird doch nix. Und jetzt erzähl mir nix von verschlüsselten Leitungen, doo.

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Ein Nacht mit FDP-Wählern, die sich am Pinkelbecken über soundsoviel Steuern unterhalten, abschütteln und gelb wählen gehen. Ist doch klar, sagen die, kommen die Roten, ey, müssen wir zahlen. Klar, sage ich, und alle müssen sich nen Kalle-Marx-Gedenkbart wachsen lassen. Auch die Frauen.

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Das ganze Wochenende an 89 gedacht. Das Jahr der Scheidungen, Tante, Schwester, Eltern, Land. In dieser Reihenfolge. Und ich mit Zigaretten in Rübezahls Wald und mit ner dicken Russin (Sowjetin?) zu Modern Talking tanzend. Könnte man mal was zu aufschreiben. Kalte Zeiten stehen ja bevor. Rein jahreszeittechnisch, versteht sich, denn dieses Land kann es jetzt besser.

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Frank Sinatra, AC/ DC, Roland Kaiser. Wir sind schon ne richtige Stimmungskanonade. Erst du, dann ich. Frauen. Die eine wollte immer tanzen und du tanztest, aber ich nicht. Ich sagte, dass ich so gegen eins warm werde, zwischen eins und sechs ist meine Tanzzeit, dann schaute die immer auf die Uhr und trank und ich auch und um fünf vor eins musste ich dann tanzen, zu irgendeiner unangenehmen Musik. Später dann, gegen drei, stand der Nachbar plötzlich vor mir auf der Straße, hab den gar nicht gesehen, vor trunkener Verschwommenheit und nächtlichem Natriumdampflampenlicht, und murmelte irgendwas von einem guten Morgen.

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Fuck, dachte Win, fuck, du fauler, unfähiger Mistkäfer. Mürrischer Hobbyschriftsteller frisst Tastatur, ne tolle Schlagzeile für die Bild. Oder BZ. Oder Kurier. Steht doch immer so ein Schwachsinn drin. Fuck, dachte er, und steckte sich die nächste Zigarette an. Drei Sätze seit diesem Januar, wenn das so weiter geht, müssen irgendwann die buckligen Enkel den Epos vollenden, wenn er selbst längst in der Kiste liegt und die in jedem Jahr an seinem Todestag Nachrufe auf facebook schreiben. Wahrscheinlich in so einer verkümmerten Internetsprache, die nur aus Smilies und verkrüppelten Andeutungssätzen besteht, voll ironisch. Fuck. (#Schreibmalwieder)
 
Di, 29.09.2009 |  # | (386) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Wahlsonntag

Wir haben sie gesehen, die Nichtwähler. Lagen faul in der Sonne und tranken Kaffee und aßen Kuchen und schwatzten blaue Rauchringe in die sommerliche Herbstluft und wir Dödel, wir liefen in das Wahllokal, um etwas zu tun, was nichts verändert. Die da oben, hört man, machen doch sowieso, was sie wollen. Würdet ihr hier nicht rumsitzen und wiederkäuen und ständig euren Dünnschiss ablassen, denkt man zurück, sondern diese eine kleine, minimaldemokratische Tat wagen, ihr könntet wenigstens dasitzen, dummlabern und sagen: Die habe ich aber nicht gewählt. Ich habe die nicht gewählt, sagte ich dann, abends, während wir faul in der Sonne saßen und uns einen Grappa aus Südtirol eingossen, von dem soll man nämlich trinken, wenn einem etwas schwer im Magen liegt. Wohl bekomms.
 
Mo, 28.09.2009 |  # | (433) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 

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Wenn man so wunderbar verdreht ist: Gruppenkuscheln eklig finden und trotzdem bekuschelt werden wollen. Rein metaphorisch, jetzt.

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Während der eine sich nun ein Gedicht lesend erarbeitet und man selbst dabei ein wenig die Phantasie anregt, weil man ja womöglich begriffen haben könnte, wie man sich bestimmte Dinge merkt, statt sie stur auswendig zu lernen, hört der andere zu und bittet darum, es noch einmal vorgelesen zu bekommen und noch einmal und noch einmal, nur um Tage später zu präsentieren, dass er ein guter Merker und Zuhörer ist. So hat er sich auch schon eine Menge moderner Popsongs antrainiert, auch fremdsprachige, hin und wieder auch die weniger angenehmen.

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Überhaupt, die Jugend von heute!

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Unglaublich empört erzählte sie von ihrem Jungen, der herum geschubst und gehänselt wird, in der schicken neuen Privatschule, von diesen Kindern, die andere Kinder herum schubsen, weil sie die falsche Hose an haben, das falsche T-Shirt, weil sie den falschen Haarschnitt haben oder eine Brille. Ja, sagte dann jemand, aber warum sollten diese Kinder besser sein, als andere?

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Die Gummibären waren sein Tod.

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Vor Jahren bin ich, nach einer etwas vertrunkenen Nacht, die morgens um vier in einem Zelt endete, irgendwo in der brandenburgischen Einöde, mit diesem schrecklichen Lied geweckt worden. Kurz nach sieben. Dieses Lied geistert mir seitdem jeden Morgen nach dem Aufstehen durch den Kopf, ein unglaubliches Trauma, denn dieses Lied ist unglaublich belästigend und blöd und die versoffenen Typen, die damals dieses Lied abspielten, nur um ihre komatösen Rauschkumpane in den Wahnsinn zu treiben, sollen verflucht sein, bis an ihr Lebensende. (Jugendsünden.)

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Jemand schrieb "ich hasse das Internet" ins Internet und ich dachte "Ja." Der Punkt, an dem man aufhören sollte, sich mit diesem Ding zu beschäftigen? Nein. Aber anders betrachten, den Blickwinkel ändern, die Dinge sehen, die liebenswert sind und die Schmocks Schmocks sein lassen, die Dinge, die man nicht mag, beiseite packen und neue Wege gehen. Das geht, man kann das. Und man fühlt sich besser. Schade nur, dass das Gefühl, die Welt verändern zu können, hinter einem Berg von Nichts verschwindet und man das hin nimmt, ohne sich großartig zu wehren. (Angekommen in einem erwachsenen Hinnahmeleben, ist das jetzt schon Pathos?)

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Die Würze des Männchens ist unantoastbar.

PS: Wählen gehen, muss man ja nicht extra betonen.
 
Fr, 25.09.2009 |  # | (421) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Verdichtet I

Gedämpfte Schleier träumen Welt,
fällt Golde, Wald und Wiesen,
bald Himmel fließen unverstellt,
siehst blaue Nebel ruhen.

[Ein kleiner Wettbewerb: Gesucht wird das Original plus originalem Verfasser. Wer das ohne die Hilfe von Google herausfindet, bekommt 100 Karmapunkte.]
 
Mi, 23.09.2009 |  # | (1112) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verdichtet



 

Zum letzten Mal: Wahlfang

Ich denke, dies hier trifft die zu erwartende Situation nach der Wahl am ehesten. Und wie man sich dann sinnlos erregt, über diese Vor-Wahl-Zeit, die ja fast schon so anstrengend ist, wie die Vor-Weihnachtszeit. Zum Glück ist das bald vorbei, aber wird es danach wirklich besser?


[Vor allem: Wie einem diese Wahlwerbung auf die Nerven gehen kann. Dieses Herumschleichen um den Wähler, diese angetäuschten Versprechen, aber bitte, bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, denn was, wenn man das angetäuschte Versprechen gar nicht halten kann? Am wichtigsten, aber das muss man ja als Wahlschaf auch erst einmal kapieren, ist doch das, was nicht gesagt wird. So soll einem (wahrscheinlich, ich vermute das jetzt einfach mal) irgendwie klar gemacht werden, dass im Prinzip derjenige, also höchstwahrscheinlich oder eher schon recht sicherlich, der es wagen sollte, sein Kreuzchen bei den "Linken" zu setzen, quasi der sofortigen Einführung der Diktatur des Proletariats (DDR, vielleicht mit Mauer?) und der Enteignung aller Besitzenden (juristisch: Eigentümer) uneingeschränkt zustimmt. Ist das wirklich so? Oder die Partei der Nerds, diese komische Piratenpartei. Pizza futternde Verlierertypen mit Akne, Ultima-Online T-Shirts und drei iPhones in jeder Hand? Die sollen alle Bundeskanzler werden? Ja, wollen die das überhaupt? Die einen reden von Steuersenkungen ("Freibier! Freibier!"), als würde dieses Land zum größten Teil aus Idioten bestehen, die reflexartig "Hurra!" rufen und das Kreuz an richtigen Stelle setzen. Die anderen versuchen sich in Realismus, aber bitte, was soll denn heißen, man müsse dann auch mal auf das eine oder andere Liebgewonnene verzichten? Wo ist die Bewegung, die Veränderung, der Aha-Effekt, die klare Überzeugung? Und alles so: Yeah?]
 
Di, 22.09.2009 |  # | (655) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie



 

Die Wonnen des Spätsommers

Sanddorn-Hagebutten-Marmelade aufs Brötchen, Sonnenschein auf dem Frühstückstisch, die Luft ist noch kühl, riechtaber immer noch nach Sommer. Der Nachbar reichte die Marmelade herüber und bekam dafür ein Stück vom Pflaumenkuchen, der später noch aufgetischt wurde und danach noch ein paar Schritte durch die spätsommerliche Hitze, die ja tatsächlich Hitze ist, mit dampfendem Asphalt undkühlem Schatten in kleinen Gärten, ein Spaziergang hin zur alten Kastanie, um die schöne, glänzende Kastanien lagen, Kinder scheint es hier wohl nicht zu gebe n, denn hier kann man das Säcklein füllen und auch noch aufplatzende Exemplare mit Steinen aus dem Baum holen, ganz allein, ohne Konkurrenz,mit einem spätsommerlichen Lachen auf den Lippen.
 
So, 20.09.2009 |  # | (458) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 

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Buchkalender 876 - 1 Tag / 1Seite - 14,5 x 21 cm (2010)

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Wie einen die zur Verfügung gestellten Arbeitsmittel schon am frühen Morgen in den Wahnsinn treiben. Irgendein SQL-Fehler führt zu irgendeinem Rollback, aber mir ist völlig egal, aus welchen, wahrscheinlich banalen, Gründen diese digitale Mimose sich mal wieder zickig hat, mit einer Schreibmaschine wäre das nicht passiert. Allerdings, man nennt das wohl Fortschritt, wird ja alles viel leichter, haben sie mir versprochen. Trotzdem soll ich noch mindestens 35 Jahre aktiv am Kampf um Arbeitsplätze (damals war der Arbeitsplatz wenigstens noch der Kampfplatz, heute spricht man von irgendeinem Markt, der Kampfplatz sein soll, damals für den Frieden, heute kämpft man um seinen individuellen Vorteil) an digitalen Mimosen, die ständig alles leichter machen, teilnehmen und immer wird alles leichter und schneller, durch die unvermeidliche technologische Evolution, und trotzdem schenkt einem keiner Zeit, um beispielsweise einen ganzen Tag am Meer zu sitzen und nichts anderes zu tun, als sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, nein, im Gegenteil, es wird ja behauptet, dass man insgesamt viel zu wenig Zeit mit den digitalen Mimosen verbringe und viel zu viel Urlaub hätte (wahlweise Krankheitstage etc.) Es geht ja auch gar nciht darum, faul im Bett zu liegen und sich in der Nase zu bohren, sondern allein um Zeit. Für Langeweile. Auszufüllen mit Dings und Bums, Sie wissen schon: Gedichte, Romane, epische Folkloresongs. Oder so. Aber nein, ich meckere nicht, ich stelle fest.

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photonische Schaltkreise

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Wieviel Unsinn man sich während einer Zigarettenlänge zusammenspinnen kann. Automatische online-Tageszeitungsabgraser zum Beispiel, die einem automatisch Schlagworte und häufig benutzte Wortkombinationen zu den Themen eines Tages liefern, die man zusammenfügt und daraus Drehbücher für kurze Videosequenzen fertigt, die dann frisch gedreht bei youtube veröffentlicht werden.

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Titel 13 - Unbekannter Interpret - Unbekanntes Album

Das ist doch heute Unsinn. Kennzeichnen Sie bitte Ihre Gratis-CDs. Immerhin höre ich noch ab und zu was, wobei man ja das meiste ganz umsonst im Internet hören und auch noch mixtapen kann. Unerhört, diese Kostenloskultur, dabei sagte schon meine Oma, dass nichts umsonst sei. Nichts.

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Schon wieder von einem Blogger geträumt. Der ist nebenan eingezogen. Was nicht unbedingt schlecht wäre. Prinzipiell.

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An der Tür stehen, rauchen, von rechts, der Kindige würde von Nordwest sprechen, nähern sich Wolken, man fragt sich, ob der Wetterbericht Wolken angekündigt hat oder ob das ein plötzlicher Wolkenüberfall ist, ganz unangekündigt, womöglich ein Wolkenblitzkrieg. Darf man Blitzkrieg sagen? Rammstein sagen das, in ihrem neuen Song, der genauso doof ist, wie alle anderen Songs vorher. Obwohl, die Zeile "Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr" gefällt mir, ich mag pornografische Schweinelyrik. Immer noch rauchen, nach rechts winken und fein "Hallo." sagen. Ganz cool und lässig. Dabei fällt einem die Kippe aus der Hand, das ist uncool, gar nicht lässig, das bin ich. Immer so tun und dann doch nicht sein. Wasser läuft aus dem Auto aus, so eine Paste reinhauen, Wasser hinterher kippen, eine Viertelstunde durch das Industriegebiet kurven, dabei sehen, wie die Blitzkriegwolken dunkelrot zerstreut werden, auseinandergetrieben, eine Spätsommeroffensive im September 2009, morgen, übermorgen tolles Wetter, na, kann man noch ein bisschen an der Tür stehen und rauchen.
 
Fr, 18.09.2009 |  # | (362) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 



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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


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