pixel pixel



Verdichtet II

die Blätter stehen
auf der Leiter
und munter flattern
Waldarbeiter

immer bunter
froher runter
der Malersmann
ganz fleißig kleckst

im Herbste pinselt
frech der Zeisig
Blattgewächse
flatternd an

Der Herbst fällt
Schwupp
auf Tannen,
Bäume,
fürchterlich
und bunt
herab

[Und wieder gilt: Gesucht wird das Original plus originalem Verfasser. Wer das ohne die Hilfe von Google herausfindet, bekommt 100 Karmapunkte. Auflösung in der nächsten Woche.]

PS: Und wenn Ihnen gar nichts einfällt, dann lesen Sie lieber etwas über Magerquark und Hirschhornsalz.
 
Mo, 19.10.2009 |  # | (846) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verdichtet



 

1344

Am Abend kreischen Gänse am Himmel, am Morgen der erste Frost auf den Dächern der Häuser, den Scheiben der Autos, das erste Ziehen in den kalten Fingern, die die Leine halten, der Hund hat auch gar keine Lust. Ich liebe den Herbst, wie ich den Frühling liebe, den Winter und natürlich auch den Sommer, das ist wahrscheinlich mein Problem, dieses alles lieben wollen, alles gut finden wollen, das nicht festlegen, nicht polarisieren können, viel zu brav und unentschieden. Das fällt gar nicht auf. Willkommen bunte Blätter, willkommen Regen und Sturm, willkommen Melancholie.

#

Nebenbei lernt man auch, was es mit "Wagalaweia" auf sich hat.

#

Ich telefonierte mit jemandem und es war irgendwie unangenehm, das Telefonat, zumindest der Inhalt war nicht sehr erfreulich und wir diskutierten und stritten ein wenig und irgendwann fuhr Rainald Goetz an meinem Fenster vorbei, auf einem Fahrrad sitzend, und ich sagte: Kennen Sie Rainald Goetz? Einfach so, aus der Situation heraus und die Dame war perplex und bejahte und ich sagte: Der radelte hier gerade am Fenster vorbei. Danach war alles anders. Verrückt. Eine Auflockerungstaktik. Werde ich mir patentieren lassen, diesen Überraschungseffekt. Löst garantiert gordische Knoten™.

#

Motivation sieht anders aus.

#

Die wundersame Wertschöpfung: Ich gehe in den Garten, mit der Axt in der Hand, schnappe mir ein Stück herum liegendes Holz, das ich mit der Axt grob behaue, später noch mit Hobel, Feile, Schleifpapier bearbeite, es gegen Verfall behandle und das entstandene Stück Holz dann Kunst nenne. Ich finde mindestens hundert Leute, die dieses Einzelstück haben wollen und weil es hundert sind und nicht nur einer, kann ich den Preis diktieren. Eine Million, sage ich und achtzig Interessenten winken freundlich ab, zeigen mir einen Vogel. Kunstsammler P. hat einen guten Riecher und treibt das Geld auf, verspricht Investoren einen gigantischen Wertzuwachs des behauenen Holzes und einen ordentlichen Bonus auf das eingesetzte Geld: Zinsen. Ich bekomme mein Geld und lehne mich zurück, ich habe drei Stunden Arbeit und ein wenig Verschleiß meiner ohnehin bereits vorhandenen Geräte investiert und dafür einen riesigen Batzen Geld bekommen. Kann man hier noch von "verdienen" reden?

(Spinnefax!)

#

Kürzlich daran gedacht, Drehbücher für Pr0n0-Filme zu schreiben. Natürlich alles ironisch gemeint. Damit der Selbstbefriediger vor dem Schirm auch was zu lachen hat. Und natürlich lehne ich Selbstbefriedigung nicht ab. Und auch Pr0n hat natürlich seine Daseinsberechtigung. Ist doch alles Pop.

(Ist natürlich alles ganz natürlich.)

#

Aber, bei all der Empörung, welche Schuld tragen denn wir, die Leser (oder wie es besser hieße: die Kunden), an dieser Entseelung des Buches? [q]
 
Mi, 14.10.2009 |  # | (489) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Schön, für die Kinder

Des weiteren ergab eine Simulation, dass der finanzielle Gewinn durch den frühen Arbeitsmarkteintritt den Verlust der frühen Einschulung überwiegt.

ZEWnews 06/09 - Relativ früh eingeschulte Kinder wechseln seltener auf ein Gymnasium (pdf)

[Sich "Bullshitbingo" als Kategorie ersparen wollen. Vielleicht aber mal eine "Bullshitwörterliste" anlegen.]
 
Di, 13.10.2009 |  # | (556) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fremde feder



 

1341

Wer kommt auf die bescheuerte Idee, Campari in eine Ginger-Ale-Flasche abzufüllen? Ist doch klar, das der Inhalt im Klo landet.

#

Wenn man immer öfter das Gefühl bekommt, besser nichts zu sagen, als irgendeinen freundlichen Scheiß, das Gefühl, zwischen ein paar Zeilen Dinge zu lesen, die nicht unbedingt zu einem selbst passen, obwohl man das vom Anblick der Oberfläche her vermutet, ja, sogar gefühlt hatte. Sich bei den Verletzten, den vermeintlich Schwachen wohler fühlen, als bei den stark erscheinenden, bei den angedeuteten Meinungsmachern, den Wissenden, bei denen, die Positionen haben oder antäuschen. Lieber leise als laut und ein Gespräch auf der Parkbank erfüllt tausendmal mehr, als ein lustige Sause bis ins Morgengrauen.

#

Samstag: 6:15; Sonntag 5:45. Kinder, immer was los.

#

Was Sarrazin sagte, ist doch nur die Wahrheit? Auch im Spiegel TV zeigen sie die Vorzeigetürken, die sich nicht integrieren wollen, die an ihren undeutschen Traditionen festhalten und sich somit dem Deutschsein verweigern. Verhüllte Frauen, getrennt feiernde Geschlechter auf einer Hochzeitsfeier, der Bräutigam sagt in fast akzentfreiem Deutsch in die Kamera: Na ja, bei uns haben beide die Hosen an, mal mehr, mal weniger, das Fernsehprogramm, zum Beispiel, bestimme ich, über den Herd und die Küche meine Frau. Danach ein melancholisch angehauchter Kommentar aus dem Off: So sieht Integration nicht aus. Soll wohl heißen, dass alle guten Deutschen emanzipiert sind, dass es keine feste Rollenverteilung mehr gibt, bei den guten Deutschen, der Mann geht auch mal in die Küche, um zu kochen und die Frau darf auch mal was fürs Familieneinkommen tun. Ich vermute das mal. So sieht das also aus. Man kann aus jedem Pups eine Integrationsverweigerung konstruieren, man kann zehntausende Beispiele anführen, weil jeder einen kennt, der einen kennt, an den schon mal ein körperliches Zusammentreffen mit einem Integrationsunwilligen Ihrer Wahl einsetzen hatte und deswegen der Meinung ist, dass das anpassungsunfähige Gesocks hier nichts zu suchen habe, man kann Angst vor Moscheen und fremden Religionen haben und daraus wunderbar Ablehnung konstruieren. Schließlich sind alle Moslems voll krasse Taliban. Bei uns, bei den guten, echten Deutschen, mit unserem Spiegel TV und unserer Bild, die alles weiß und immer die Wahrheit sagt. Natürlich hat Sarrazin recht: Der Mensch, der in einem Staat verloren geht, integriert sich nicht. Nur über die Gründe, die Folgen, mögliche Auswege, die eigene Schuld, bitte, darüber möchten Menschen wie Sarrazin nicht reden.

(Selbst ja auch gut sein im Anklagen und Scheiße finden, aber ansonsten auch zu Hause sitzen und in sich hinein meckern. Vielleicht habe ich auch zu viele Kommentare auf Welt.de gelesen.)

#

working on sunday

working on sunday

#

Eigentlich wollte ich den Toast mit der Sanddorn-Hagebutten-Marmelade nach dem Toast mit der Holunder-Naschi-Marmelade essen, aber dann tat ich es umgekehrt und fand es trotzdem lecker. Immer beweglich bleiben, im Leben.

#

"Angst und Schrecken in Las Vegas" gelesen. Dabei festgestellt, dass mir vor allem die kalte, präzise, intellektuelle Sprache Benns und die abgefuckte Ehrlichkeit eines Thompson liegen. Alles andere langweilt mich, mehr oder weniger.

(Das stimmt natürlich nur zum Teil, gehört aber zum Programm "Wir malen unsere Welt in schwarz und weiß")

#

Unser damaliger, inzwischen verstorbener Gemeindehirte Barba Christos - Onkel Christus - kletterte bei unserem inzwischen auch verstorbenen Nachbarn Iórgos aufs Dach, wo sich zwei deutsche Touristinnen oben ohne bräunten, und der Hirte fragte, ob er vielleicht mal deren Brüste berühren dürfe. Ja ja, dürfe er. Ganz vorsichtig mit seinen "hornigen Händen", wie es bei Ringelnatz heißt, erst die erste, dann die zweite, dann die dritte, dann die vierte, und dann sagte er: "Plötzlich ist das Meer voller Joghurt, und ich habe keinen Löffel."

Harry Rowohlt in der taz
 
Mo, 12.10.2009 |  # | (334) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Anders, denkt

Meistens kommt es anders, als man denkt.
Immer denkt man anders, als man kommt.
Man denkt, es kommt öfter anders.
Kommt es anders, denkt man immer.
Denkt man, kommt es immer anders.
Immer, meistens,
erstens, zweitens.
Das Manchmal, nicht vergessen.
 
Do, 08.10.2009 |  # | (537) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie



 

1336

Man redet über die Einheit. In diversen Medien wird die Einheit so richtig breit geredet. Wenn man über die Einheit redet, heißt es immer "Ost" und "West". Einheit bedeutet also, dass ein Land aus zwei Teilen besteht, die sich "Ost" und "West" nennen? Man tut sich selbst schon schwer, Kindern so etwas wie die Einheit zu erklären. "Da waren mal zwei deutsche Staaten." Da fängt das doch schon an. "Warum waren da zwei deutsche Staaten?" Und so weiter. Endlose Erklärbärerei, klar, Geschichte ist wichtig, aber. Nicht mit den vorhandenen Medien. Ich bin übrigens weder Ossi noch Wessi. Ich bin Wossi.

#

Verrückte Träume, was man da alles so durcheinanderwirbelt. Sex, Blogs and Rock'n'Roll.

#

Stinkende Menschen in der Straßenbahn. Man will da gar nicht mehr einsteigen. Alkohol und Nikotin, kalter Zigarettenrauch. Kürzlich kam der Nachbar vorbei und roch genauso. Rieche ich auch manchmal so? Die Liebste würde es mir sagen. "Geh mal duschen." würde sie gleich sagen, mit angeekeltem Gesicht. Sie lehnt Stinkerei ab, verständlicherweise. Deshalb bestreikt sie auch den Nahverkehr. Und während sie im beheizten Wagen durch die Gegend brummt, vielleicht eine Melodie mitsummt oder Autofahrer beschimpft, verkrieche ich mich in der letzten Ecke des hintersten Tramwagens, verziehe mich hinter meine Lektüre und tue so, als wäre ich gar nicht da. In der Straßenbahn.

#

Kind2 weigert sich beharrlich, seinen Namen zu schreiben. Nur weil alle das können? Pöh. Ist ja noch gar nicht wichtig. Fingerfertigkeit kann man auch anders üben. Zum Beispiel beim Basteln von Einladungskarten. Der hat da schon mal was vorbereitet. Eine ganze Menge Einladungskarten, so dass die Eltern Angst bekommen. Natürlich alle ohne Unterschrift. Manchmal, abends im Bett, fragt man sich dann: Wird mein vierjähriges Kind ordentlich durch die Welt kommen, wenn es jetzt noch nicht einmal seinen Namen schreiben kann? Ist es möglicherweise dumm? Kopfschütteln. Natürlich gröbster Unfug, Irrsinn. So wird man nur, wenn man ständig auf Elternversammlungen, Elternstammtischen, Elternstraßengesprächen mit der permanenten Abstiegsangst der Mittelschicht gepeinigt wird: Mein Kind muss es mal besser haben!

#

Durch Prenzlberg gefahren, das war irgendwie, so, huaahhaaahaaa. Dann lieber Karlshorst. Beispielsweise.

#

Man muss nur genug Selbstbewusstsein tanken und schon gehört man zu den Allesrichtigmachern. Sie wissen schon, das sind die mit den perfekten Leben. Wenn man dann aber mal hinter die Fassade schaut, hach, ja. Wie schnell vergeht die Zauberei.

("Wir gehen heute zu denen da." - "Ach, sind das nicht die Alkoholablehner?" - "Genau, die. Bei denen kann man nur mit Medikamentenmissbrauch punkten." - "Ob die noch ein paar Ibo 800 haben?")

#

Twitter ist, irgendwas cooles, geniales, communitymäßig interessantes sagen zu müssen. Oder man tut so gelangweilt kunstmäßig-philosophisch.
 
Mi, 07.10.2009 |  # | (388) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Feiertag

Feiertag. Irgendwann klingelt der Wecker, warum klingelt eigentlich der Wecker, dieser vermaledeite Wecker? Achso, ja, klar. Fußballjahre sind keine Herrenjahre, ich weiß schon, warum ich Handball spielte, unsere Spiele liefen immer erst nachmittags, man konnte also morgens im Bett lümmeln, sich im Morgengrauen noch einmal umdrehen, dabei katermäßig knurren und noch einmal in Träume verfallen.

Feiertag. Der Morgen wird nicht heller, ein paar Regentropfen am Fenster, der Wind wirft die Haselnussbüsche hin und her, die ersten müden Blätter wirbeln durch die Luft, es ist kalt, es ist ungemütlich, es ist Oktober. Der T. ruft an, kommt bald, man hat ja noch etwas vor und er bringt etwas mit, ein Baumaschine, größeren Ausmaßes. Aber heute ist doch Feiertag, sage ich, aber was solls, wenn nicht heute, wann dann, man hat ja nicht ewig Zeit, die Dinge, die zu erledigen sind, zu erledigen, wir machen das heute gleich, sagt er und ich schwinge mich in meine drecksteifen Klamotten, schnappe mein Handwerkszeug und lege schon mal los.

Feiertag. Die größte Sorge macht eine Birkenwurzel, ich schätze sie auf drei- bis vierhundert Kilo. Sind Birken Flachwurzler? Ja, die haben keine Pfahlwurzel, dafür aber arm- und beindicke Wurzeln in alle Richtungen verstreut. Hast du die Kettensäge besorgt? Ähm, nee, also, Kettensäge, ha, nein. Handarbeit. Immer wieder Handarbeit, an der Hand schon dicke Schwielen, Papa, deine Hand ist so hart geworden in letzter Zeit, ja, na ja, halb so wild. Es gibt schlimmeres. Die Wurzel wehrt sich mit allen Mitteln. Der Baum war eigentlich schon längst tot, fiel bereits im letzten Jahr, man musste ihn nur mit dem kleinen Finger antippen und schon fiel das arme Dinge, mit lautem Getöse und Krachen fiel es um, aber die Wurzel, die Wurzel scheint kerngesund, eine kerngesunde Wurzel, die sich bis zum Schluss erbittert wehrt.

Feiertag. Seit drei Wochen an diesem Ding herum gehauen, gesägt, gebuddelt, gezogen, geschoben, keine Bewegung. Der Radlader senkt seine Schaufel, drückt mit aller Kraft, zieht, hebt, schiebt, drückt, macht Bocksprünge und tiefe Furchen in den feuchten Lehmboden, aber die Wurzel wehrt sich bis zuletzt. Der T. versucht es noch einmal. Das ist das letzte Mal, sagt er, sonst bleibt das dumme Ding drin oder wir zünden es an oder zerstückeln es. Schieben, ziehen, heben, drücken und dann ein lautes Kancken, Krachen, Rumms, aus das Ding, das dicke Ding, siebenhundert Kilo, mindestens, sagten wir später, denn mehr schafft der Radlader gar nicht und der war schon im roten Bereich.

loch, das vorher eine birkenwurzel war

Feiertag. Am Abend müde in die Küche schleppen, die A. hatte etwas gekocht und der Duft zog nun durchs ganze Haus. Komm, lass uns erst mal ein Bier trinken und die müden Knochen, leicht erwärmt von einer heißen Dusche, die man schon seit dem Morgen ersehnte, auf einen Stuhl packen, ein paar blutende Wunden versorgen, aber man ist da ja nicht so, das Blut wegwischen und gut ist, wenn nur nicht der Rücken, na, biste nicht gewohnt, sagt der T. und verschwindet wieder in den anbrechenden Abend dieses Feiertags.

[Bloggen als Aufsatzschreiberei. Beim Arbeiten viel nachgedacht über das Bloggen, wie einem die eigene Amateurhaftigkeit auf den Sack geht, aber, ach.com, egal.]
 
Mo, 05.10.2009 |  # | (604) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 



pixel pixel



(geborgt bei flickr)


Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


Links:

... Home
... Blogrolle (in progress)
... Themen
... Impressum
... Sammlerstücke
... Metametameta

... Blogger.de
... Spenden

Archiviertes:

Januar 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 


Suche:

 









pixel pixel
Zum Kommentieren bitte einloggen

Layout dieses Weblogs basierend auf Großbloggbaumeister 2.2

pixel pixel