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Morgenstund

Stille. Ein Blick aus dem Fenster verrät: Heute einen Pullover anziehen. So bleibt man immer Mutters Sohn. Mit einem Lied auf den Lippen die Wohnung verlassen, schon früh bin ich ready for the floor.

Um mich herum Nebelschwaden rauchender Raucher, bitterer Rauch in endlich klarer Morgenluft, klebrig, teerig, ätzend, ich kann kaum auf das Werbeplakat vor mir schauen, die Nebelschwaden versperren mir die Sicht. Auf diesem Plakat steht ein deutsches Auto vor einer nackten Betonwand, darüber Himmel. Wertigkeit neu erleben. Hart, zäh, flink, fällt mir dabei ein, das ist sicherlich so nicht gewollt, neue Werte gehen anders. Werden die sich gedacht haben, die Genossen. Stilles Lächeln. Die Rolltreppe quietscht andächtig vor sich hin und singt ein melancholisches Lied über die vergessene letzte Ölung.

"Ölt mich endlich, ihr undankbaren Menschen, so ölt mich doch, ihr ignoranten Penner. Täglich trage ich euch von unten nach oben, von der Dunkelheit ins Licht. Aber ihr tretet mich mit Füßen, mit tausenden Füßen in dreckigen Schuhen, jeden Tag, und seid dabei undankbar und schlecht."

Eine mürrische Rolltreppe, irgendwann wird der Servicetechniker kommen.

Mir gegenüber sitzt ein Typ und hört laut Guns N'Roses. Brrrr. Und das am frühen Morgen. Dieser Axl Rose, war das nicht der, der sich in Radlerhose und Lederjacke presste, der mit rotem Bartansatz, fettigen Haaren und komischer Sonnebrille? Brrrr. "November Rain". Diese balladeske Ballade, diese Ballade aller Balladen, das ganze Personal wird aufgefahren und es wird geliebt, geheiratet und gestorben und dieser Slash ist natürlich auch dabei und fährt ein wirklich superes Solo auf, mit Zylinder auf der lockigen Mähne. Trotzdem. Brrrr. Aber vielleicht trügt mich auch meine Erinnerung, vielleicht lag ich ja schluchzend und heulend vor dem Fernseher und wollte so sein, wie Axl Rose, mit langen Haaren, gerötetem Bartansatz und Radlerhose, mit ner Kippe im Mundwinkel und der Flasche Whisky in der Hand? Frevler der ich bin, denke ich weiter, an Bon Jovi, brrrr, und Aerosmith, brrrr, obwohl, nichts gegen Liv Tyler. Aber die ist ja nicht Aerosmith, sondern Tochter. Im Kopf schwirrt mir dann ein wenig Geknarze und Gepiepse eines dieser schwer verständlichen elektronischen Musikinstrumente - die viele auch gar nicht als Instrumente, sondern als Teufelswerk bezeichnen - herum, irgendwas mit Hüllkurve, Drehreglern für alles mögliche und einem Filter zum dran rumspielen, das mag ja auch nicht jeder.

Stille, Fotoapparat vergessen, aber dann ein wenig Monolake, ich sollte wieder mehr Bukowski lesen.
 
Do, 25.09.2008 |  # | (665) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: haltestellenkino



 
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