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![]() Momentaufnahme Nächtlicher Spaziergang, Hand in Hand und im Hintergrund singt eine Nachtigall. Hoch oben der kalte Mond, flackerndes Blaulicht erhellt die Straße, Menschen springen aufgeregt über die gesperrte Straße, angesichts des leblosen, auf dem Boden liegenden Körpers, eingehüllt in eine dieser goldglänzenden Wärmedecken, rücken wir näher zusammen, beschützen uns, halten uns fest, die Schritte werden schneller, Stille, verstohlene Blicke, Schweigen, festhalten an der halb abgebrannten Zigarette. Es ist kühl, aber nicht kalt, die Nacht kurz und am Morgen ein wunderbarer Sonnenschein, unschuldig, warm, kitzelt an der Nasenspitze, als wäre nichts gewesen. Die Spuren der Nacht sind verschwunden, übrig geblieben eine kurze Notiz in der Zeitung, vor dem Balkon brechen Tulpen aus dem feuchten, dunklen Boden, kleine Narzissen und an den Sträuchern sieht man zartgrüne Spitzen. Das Leben zieht langsam vorbei.
Ein älterer Herr kam in die Bahn, auf dem Kopf Hörer mit ausgefranstem Schaumstoff, er hörte wohl etwas lustiges, denn er tanzte und summte mit. * Als ich die Schlange am Postschalter sah, wich ich auf den Kiosk aus, der Briefmarken lose anbietet und dachte spontan: Nein, danke, dann lecke ich lieber selbst. * Kalter Regen auf unbedecktem Haupt, mir kommt eine junge Frau entgegen, mit Schirm und schwarz-weiß geringeltem Rock. Sofort ans Bloggen gedacht. * Am Bauzaun ein altes Werbeplakat der Vanity Fair. Alt, na ja, vielleicht 2 Wochen? Heute vergeht Zeit schnell. Darauf: Giselle Bündchen, anregend. Mann bleibt eben Mann. Daneben Bushido, der schrieb doch auch nur Unsinn, in der ersten Ausgabe dieses Magazins. * Diese Baseball-Kappen, mit Netz, nur halb aufgesetzt, sieht affig aus. Ich hatte auch mal solch eine, gekauft im Dezember 1989, schwarz, mit einem dicken gelben Batman vorne drauf. Wir, mein Vater und ich, striffen durch Kreuzberg, fühlten uns zu Hause und vergaßen Marzahn. An diesem Abend durfte ich den "Weißen Hai" schauen und fühlte mich wohl, beim Aushöhlen einer Kokosnuss. Die Kappe setze ich später nur selten auf. * Die Dame gegenüber las Zeitung. Den Politikteil. Eigentlich nur noch langweilig, Stammtischparolen gehen mir durch den Kopf, man nimmt es nur noch wahr und macht es ab, mit sich selbst, ohne große Aufregung, resigniert, zieht sich zurück in seinen Mikrokosmos (dieses Wort ist auch nur geborgt), reine Polemik steht dort an vielen Stellen, kaum noch Lösungen. * Auch der Februar ist vorbei, die Zeit rast, der Frühling steht vor der Tür, ein paar zartgrüne Knospen sieht man schon, Krokusse, Hyazinthen, lauwarme Abende drohen, offene Fenster, Musik, Stimmen und ein knisternder Stuhl auf dem Balkon.
Heimkehr Der Geruch der nassen Wiesen liegt noch in der Nase, die Wohnung verlassen und kalt, heimatlicher Geruch, alles vertraut, ein Nest, in das man immer wieder zurückkehrt und sich wohlfühlen kann. Überall Wäschehaufen, dunkle Erde klebt noch an den Sachen, schwerer Boden, schwarz und nass, kein Sonnenstrahl blendete uns, dafür nur graue Wolken im Wind, der die Windräder unermüdlich antrieb, antreibt, gestern, heute, morgen. Und dann das helle Kinderlachen auf dem verlassenen Kinderspielplatz hinter dem Deich und dahinter die Schiffe, die unermüdlich hin und her fahren, einfahren in die Häfen, hinaus auf das bräunlich schäumende Meer, kalt und fern, unaufhaltsam, sie ziehen gelassen ihre Bahnen, auch jetzt, da wir nicht mehr da sind.
Über mich selbst bloggen. Ich mag es, wenn sich die einzelnen Teile der obligatorischen Wochenendzeitung in der gesamten Wohnung verteilen. Überall ein Stückchen. Überhaupt hänge ich letztendlich doch an der Papierausgabe einer Zeitung, wohl nur wegen dieser wohltuenden Geruchsmischung aus Kaffee und Zeitungspapier. Ich trinke gerne Tee. Ich mag Berlin, vor allem wegen der Ecken und Kanten, denen ich so oft schon den Rücken gekehrt und meine Fluchtpunkte gesucht habe, nur um zu merken, dass es ohne nicht geht. Ich liebe Essen, vor allem weil es Genuss bedeutet, Freude mit Freunden, weil der gedeckte Tisch zum Abendbrot Familie bedeutet, ein Gourmet, bin ich allerdings nicht, denn ich neige zur Maßlosigkeit. Und ganz am Ende: Das Meer.
Wie ich einmal Spongebob sah Hackfleischhassender Zerhacker! [Ja, ja, ja, ich sah fern, anstatt die Welt vor dem drohenden Untergang zu retten - man liest so viel davon und fragt sich, woher die Überraschung in so manchen Augen kommt (nein, nein, nein, nicht im Sinne: Ich hab es schon immer gewusst. Eher trocken, nüchtern.) - pflanzte ich mich vor die Glotze, nicht allein verblödete ich mich, auch noch das große Minibüffelgetier musste darunter leiden, es litt keine großen Qualen, dass kann ich Ihnen versprechen. Dieses Wortgebilde, es rutscht mir ständig aus dem Munde, selbst am Telefon (bitte stellen Sie sich an dieser Stelle die deutsche Synchronstimme von Robert De Niro vor), steht in äußerst enger Beziehung zu einem kleinen, gelben Schwamm (Spongebob, Spongebob) und seinen (in der Tat) wenig intellektuellen Blödeleien - die Welt ist zwar keine Scheibe und unglaublich tief, wenn man denkt, und ich tauche gern, bis ganz nach unten, doch ab und an schwimme ich auch gern mal ganz oben, an der Oberfläche, um die Sonne zu sehen und die Felsen und das Blau des Wassers, wenn es sich in einer Höhle in der Steilküste verliert. Dieses Ding schrubbte die Decke eines Fastfood-Diners zwanzigtausend Meilen unter dem Meer (meine Jules Verne - Sammlung versank in den Fluten eines Regengusses im Sommer 2006 - Gott habe sie selig, es schmerzt unglaublich!), mit Pömpeln an den Füßen, wir lachten. Sie (die anderen anwesenden komischen Kreaturen und der Schwamm) ängstigten sich vor dem hackfleischhassenden Zerhacker, vielleicht ein strenger Veganer (blödsinnige Vermutung), es erschien ein Wesen mit rotglühenden Augen, wir zitterten mit, es stellte sich heraus, dass es ein harmloser Fisch war, wir lachten, und für die gruseligen Geräusche war ein gewisser Nosferatu zuständig (übrigens der echte Max Schreck, in s/w, kurzer Erklärungsversuch an dieser Stelle, Wikipedia half). Sie sehen, es ist durchaus möglich das Blödsinnige mit dem Lehrreichen zu verbinden, Bildungsfernsehen selbst gemacht, aber nein, nein, nein, das alles ohne Gewähr, wer macht schon alles richtig? Nicht einmal hackfleischhassende Zerhacker.]
Sonntagsprogramm (Die gleiche Musik, die gleichen Gefühle, Erinnerungen im Schnee, die Musik viel zu laut, die Songexte kenn ich schon auswendig, schon wieder eine Zigarette in der Hand.) Tage, an denen die Zeit still zu stehen scheint. Durch die Wohnung zieht eine Wolke von Eukabal, Schnupfnase und Röchelhusten, alles nicht so schlimm, wie es sich anhört. Der kleine, winternackte Baum vor dem Fenster kämpft gegen den Wind, hatten sie denn schon wieder Sturm angesagt oder kommt es einem in diesen Augenblicken, in denen der Sand in der Sanduhr scheinbar viel langsamer rieselt, nur übertrieben stürmisch vor? Wilder Regen ergießt sich in Strömen auf die glänzenden Pflastersteine und hinterlässt, getrieben vom Wind, kleine Wassertropfen am vom Straßenstaub verdreckten Fenster, wie ein kleiner Bach rauscht das Wasser durch das Fallrohr an der Außenwand. Die Ruhe setzt Gedanken in Bewegung, keine unbekannten, Wiederholungen bereits bekannter Übungen, die verfeinert werden, am liebsten auf diesem Schaukelding im Kinderzimmer, während die Kinder um einen herumwuseln, sich ab und an streiten, vertragen, wieder von vorne anfangen und dann mit ihren Bauwerken prahlen. Innenleben. Es gibt kein Draußen, es gibt nichts anderes außer uns, keinen Fernseher, keinen Computer, noch nicht einmal ein Radio, doch, dort gibt es noch ein paar Töne, aus der kleinen Anlage ist die Stimme von Felix zu hören, diesem kleinen Kuschelhasen, der die Welt mit seinem kleinen Köfferchen entdeckt und Briefe schreibt. Briefe schreiben, echte Handschrift auf echtem Papier, das war nie meine Stärke, Briefe schreiben; echte Handschrift auf echtem Papier, das geht noch, wie man sieht. Ab und zu landen kratzend ein paar kurze Gedanken auf dem linierten Papier, zuweilen unleserlich, ich weiß, was gemeint ist. Es geht um die Frage, was wichtig ist und was weniger oder gar nicht wichtig ist. Wichtig ist dieser dunkelgraue Sonntag, erhellt durch kleine Lampen, die im Fenster stehen und warmes Licht verbreiten, wie kleine Leuchttürme, die Gästen den richtigen Weg zeigen sollen, Gäste, die die wohlige Wärme teilen könnten, die diesen frischen, feuchten Geruch vom Draußen hereintragen könnten, uns mit Geschichten und Anekdoten ein weiteres Lachen entlocken könnten. Alles andere ist unwichtig. Für diesen Moment. Und doch denke ich dann: Geht doch vorbei, mit euren Geschichten, ich bin ein Träumer, die reale Welt kann mir für heut gestohlen bleiben. Ich blicke durch das obere Fenster in den Himmel, die Wolken ziehen stetig, unaufhaltsam, ein Auto fährt vorbei und wirft kurzzeitig einen Lichtkegel an die Decke, gerade flüstert mir ein Pirat ins Ohr, dass er sein Piratenschiff für die große Schlacht in Stellung gebracht hat, Felix lässt einen Riesentroll zu Stein erstarren, alles fühlt sich gerade an, es klingelt und als ich müde die Tür öffne, kommt mir dieser frische, feuchte Geruch des Draußen entgegen, die Zeit bleibt nicht stehen, doch heute vergeht sie nicht so schnell wie sonst.
Wie weit ist man gesunken oder gestiegen, kommt ja am Ende immer auf den Standpunkt an, wenn man morgens aus dem Bett stolpert und Mia singt? Tatsächlich, Mia. Und auch in dem Moment, als ich aus dem Schatten der Vermeidung trat und hopplahopp über eine riesige Hürde sprang, die sich am Ende als viel niedriger erwies als gedacht, dafür wurde die noch zurückzulegende Strecke etwas länger, lag mir dieses "Mein hungriges Herz durchfährt ein bittersüßer Schmerz, sag mir wie weit wie weit wie weit wie weit willst du gehen?" auf den Lippen, ohne das ich es wirklich wollte. Wer weiß, was als nächstes kommt. Als Kind wurde ich mal durch diesen Roger Whitacker traumatisiert. Stundenlang, meist während längerer Autofahrten durch die Slowakei. Meine erste Kassette war von Demis Roussos. Und eigentlich bin ich ganz anders. Eigentlich, auch so ein blödes Wort.
Aufgeschnappt "Tschuldigung, ich weiß ja, dass ich nerve, aber..." "Ja,und warum rufen Sie dann schon wieder an?" * Kinder sind so wunderbar unverkrampft. Heute rief ein Kind auf der Straße ganz aufgeregt: "Schau mal, schau mal, eine Deutschlandfahne." Seit der Fußball-WM ist das bei den Minibüffeln auch so. Jede Fahne wird bemerkt und gezeigt, der kleinere ging sogar eine Weile mit einer fremdgeschenkten Fahne ins Bett. Er wollte sich das nicht ausreden lassen. * Neueröffnung in der ehemaligen Damen-Boutique: Ein Bestattungsunternehmen. "Sterben muss nicht teuer sein." Oder so ähnlich. * Drei "Männer" im Bad singen "We will rock you". * Den Traurigen die Welt erklären (Tomte) - Bloggen mit Sinn.
Splitter Ein schöner Morgen, kalter Mond am dunklen Himmel, er strahlt wunderbar einen sich stetig verbreiternden Kondenstreifen eines Flugzeugs an, dass sich in der Nacht heimlich gen Westen geschlichen hat, kalter Wind, endlich riecht es nach Winter. Er kommt, denke ich, denn was wäre ein Jahr ohne Winter? Wir brauchen unsere Regelmäßigkeiten, ab und zu zumindest, es muss ja nicht immer gleich Langeweile sein. Der Bäcker weiß schon, wie viele Brötchen ich nehmen werde und weil ich weiß, dass er das weiß, überrasche ich ihn täglich mit einer anderen Bestellung, er lacht. Der Hund will noch laufen, ich lass sie, Freiheit ist doch so etwas schönes, jetzt gerade liegt sie zusammengerollt an meinen Füßen, im Bett schläft ein kleiner Wurm mit roten Wangen und kalten Füßen, gestern abend wussten wir schon, was das bedeutet. Heute liege ich den ganzen Tag auf dem Sofa, schau in den Spiegel, den 60 Jahre alten, auf und neben mir der leise vor sich hin seufzende kleine Minibüffel, vielleicht blogge ich auch, auf dem Notizblock oder nur im Kopf, Bloggen ist mehr als nur auf den Bildschirm starren, dachte ich mir, als ich Samstag nacht schmunzelnd ein kleines Päckchen aus dem Briefkasten fischte.
Press button to continue Pünktlich gegen Mitternacht begann der Bürgerkrieg. Böller explodierten mit gnadenloser Wucht, Kinder versteckten sich unter Tischen, Betrunkene versuchten sich in Gesängen, Familien versuchten sich in Liebenswürdigkeit, ein paar kleine Umarmungen, ein paar Küsse, dann war Schluss. Um ein Uhr wurde Waffenstillstand gefeiert, zünftig, mit Böllern, versteht sich, der erste Regen im neuen Jahr, kühl und angenehm in der mit dickem Rauch geschwängerten Luft, wieder versuchten sich Betrunkene in Gesängen. Gegen halb vier kam der Notarzt, gegen Mitternacht gerufen, erst ein Wodka-Bad, dann ein versautes Abendkleid, irgendwo hatte sie ihre Schuhe verloren und landete schließlich in der Notaufnahme. Und niemand rief: Gesundes neues Jahr. Christina Stürmer setzte den Schlusspunkt, ich bin müde dröhnte es die ganze Zeit in meinen Ohren, lächelnd fielen wir in unsere Betten und schliefen den ganzen Tag. Ab und zu rafften wir uns auf, ein Spaziergang, ein Abendbrot, immer noch müde lächelnd und ein paar tiefe Wunden leckend, das neue ist schon wieder fast wie das alte, Hauptsache wir haben genug Tempos im Haus. Alltag, er schmeckt noch ein wenig fad, nach den bunten Tagen, am schönsten ist immer noch die Zeit zwischen dem wunderbar warmen Weihnachtsfest und der, egal wie, kalten Silvesternacht, lassen wir uns überraschen, von den Dingen, die zwischen dem ganzen Müll auf der Straße liegen, von den kleinen Perlen, die man immer wieder findet, in diesem Jahr wird noch viel gefeiert, das steht so im Kalender, mal sehen, was noch so alles dazu kommen wird.
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Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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