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Fußballfieber

"Winterreifen bis in den Juni. Das ist doch der wahre Skandal. Hastes endlich geschafft?"
Die Szene war bizarr, schön: Sie spielte die Nelly Furtado, nur besser und hüpfte vor der Viva-Büchse hin und her und war mal wieder "Woman of the day".
"Ha, ha, ha, hatschi."
"Gesundheit. Schnupfen?"
"Fußballschnupfen. Mal wieder. Bekomm ich doch immer, wenn WM ist."
"Klar. Und zum Glück."

Im Radio spielten sie gerade die Sportfreunde Stiller, mit ihrem Fußballlied und ich ärgerte mich darüber, weil ich die mal gut fand, aber nicht so. Ich packte die frisch eingekauften Sachen aus und musste beim Anblick einer Fußballlichterkette, Fußballwürstchen und diesen Haselnuss-Waffeln mit den Klebebildchen, die wir schon 1990 gesammelt hatten, innerlich lachen. Und vorfreuen. Jetzt gehts los. Jetzt gehts los.

Immer wieder das gleiche: Die Bundesliga geht mir sonstwo vorbei, kein Interesse. Aber wenn es Richtung internationales Parkett geht, geh ich mit. Das liegt im Blut,ich kenn es nicht anders. Nach vier Wochen ist alles vorbei, dann gibts kein Fußball mehr. Zum Glück.

"It´s coming home, it´s coming home, it´s coming, football´s coming home" und so weiter, kennen ja die meisten. Der Kleinste kommentiert jede Ballberührung während langweiliger Vorbereitungsspiele, Fouls am liebsten mit "Aua." Der weiß, wo der Hase lang läuft und unter der Fußballlichterkette, mit der Fußballwurst in der Hand und einem Bildchen von einem dieser deutschen Kicker war mir der ganze Rummel drumherum einfach mal Wurst, es ist WM und wir im Fußballfieber. Für vier Wochen.
 
Mo, 05.06.2006 |  # | (775) | 17 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Jetzt noch schnell den Soundtrack für unterwegs zusammenstellen und dann ab auf die Piste. Wenn da nicht immer diese störenden Brummis wären, die eine einfach so dahinfließende Fahrt fast unmöglich machen. Da lob ich mir akustische Ablenkung von Olli Schulz, da hat man immer was zum Denken, von den Gorillaz und irgendwo hinten in der Ecke liegt noch ein angestaubtes Fettes Brot, für die Erinnerung und zum laut Mitsingen, wenn man kurz vor dem Abnicken ist. Und für das letzte Stück zwischen Bremen und Cuxhaven heb ich mir die Prodigy auf, die treiben den Rest der Bande immer in den Wahnsinn und lassen den rechten Fuß so ungezogen weit nach unten sinken und alle schrägen Gedanken in einer unsichtbaren Wolke aus dem Auspuff schießen.
 
Di, 23.05.2006 |  # | (992) | 11 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Sekundenbruchteil

Für einen Sekundenbruchteil schien die Welt still zu stehen. Alles um sie herum wurde unwichtig, klein, sie nahmen es nicht mehr wahr. Er blickte ihr in die Augen, die immer noch nervös blinzelten, und dieses Gefühl, das ihn schon seit Jahren begleitete und ihm viele anstrengende Stunden des Nachdenkens, der Suche nach einer Erklärung, einer Definition, bereitet hatte, bekam urplötzlich und überfallartig eine erkennbare, fühlbare Form. Als er sich in sie verliebte, tat es einfach nur weh, es schmerzte im Herzen wie nie zuvor und jeder Gedanke an den Verlust dieser Verliebtheit nahm ihm buchstäblich den Atem. Jahrelang. Jetzt, in diesem Moment, war der Schmerz vorbei. In diesem Bruchteil einer Sekunde verabschiedete sich Herr Zweifel und übrig blieb dieses unglaubliche und unbeschreibliche Gefühl, dem er, über jedem romantischen Kitsch erhaben, den Namen "Liebe" geben konnte.
 
So, 14.05.2006 |  # | (509) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Heute mal ohne wirklichen Antrieb

Bullshit ist bullshit und bleibt bullshit. Meine Erkenntnis des Tages und jetzt: Maximum Thread count reached. Nun auch mal bei mir. Muss mir mal mehr Hauptspeicher einbauen, dann gehts wohl wieder. Wieviel RAM hat eigentlich ein Mensch?
 
Mo, 08.05.2006 |  # | (595) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Black hole

Man sollte Beschriftungen wie "Black hole - Schwarzes Loch", "kann zu Orientierungslosigkeit führen", "Schwierigkeitsstufe schwarz" wirklich mehr Beachtung schenken. Schön aber, wenn das Angekündigte auch tatsächlich zutrifft, der Rutsch in die dunkle Hölle einem den Atem nimmt, genau so wie die stickige, feuchte Luft, wenn man von Links nach Rechts geworfen wird und tatsächlich die Orientierung verliert, man nicht so recht weiß, ob es jetzt rauf oder runter geht, man froh ist, wenn man drei Meter tiefer ein kurzer Licht entdeckt, bevor einem ein kräftiges "Muh" im Hals stecken bleibt und man am Ende, wenn man tatsächlich wieder oben von unten unterscheiden kann, als Adrenalinbombe aus dem angenehm warmen Wasser taucht.

"Mehr?"

"Na klar mehr, ich hab grad ne Zeitmaschine gefunden und bin noch nicht im richtigen Alter angekommen."

Am Ende des Tages ist man so Kind, dass man glatt vier oder sechs Striche auf dem Tacho weglässt und aus Trotz die Sonnenblende oben lässt, warum gerade das verscheuchen, auf das man so lange gewartet hat?
 
Mo, 01.05.2006 |  # | (624) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Angst

Einsam saß sie auf der Türschwelle, draußen auf dem Balkon, und anstatt die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes zu genießen, klammerte sie sich an ihre Zigarette. Für sie war es ein letzter Strohhalm, der sie vor dem Ertrinken bewahren sollte, die letzte Ablenkung die sie für sich noch finden konnte. Heute war es ihre vierte Zigarette, aus der zweiten Schachtel, zu viel für einen Tag und sie wusste genau, dass die Schmerzen in ihrer Brust davon noch schlimmer wurden, der Husten, die Halsschmerzen, alles.

Sie war sterbenskrank, nur wusste das außer ihr niemand, die Ärzte belächelten sie nur, sagten, sie sei kerngesund und das man in ihrem Alter man noch nicht sterbenskrank werden könnte. Was sie nicht schon alles untersucht hatten: Das Herz war gesund, die Lunge war gesund, die Magenspiegelung, die sie vorgestern über sich ergehen ließ, war ohne Befund, das Blutbild in Ordnung. Doch sie wusste es besser, sie musste einfach krank sein. Wenn es nicht das Herz war, war es die Lunge und wenn es nicht die Lunge war, dann der Magen, oder Lymphdrüsenkrebs oder ein Gehirntumor. Und immer, wenn sie einen kleinen Schmerz in ihrem Körper verspürte, fing alles von vorne an: Ihr Herzschlag beschleunigte sich, kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn, die Finger wurden ganz weich, sie bekam kaum noch Luft, sie geriet in Panik. Ging es ihr zwischendurch gut, hatte sie Angst vor der nächsten Attacke, inzwischen hatte sie schon Angst vor der Angst.

Alles, was um sie herum geschah, nahm sie nicht mehr war. Sie konnte nicht mehr essen, sie hatte zehn Kilo in den letzten zwei Monaten abgenommen, die Wohnung wollte sie nur noch selten verlassen, sie fühlte sich hier zwar nicht wohl, doch draußen ging es ihr noch schlechter, er war ihr fast egal geworden, obwohl er für sie kämpfte, versuchte, ihr Kraft zu geben, sie zu stützen, Familie und Freunde gab es für sie nicht mehr. Diese unglaubliche Angst hatte sie fest in ihrem Bann, sie lauschte nur noch nach innen, konnte nachts nicht mehr schlafen, es gab kaum noch Momente, die ihr Kraft gaben, Glücksmomente gab es nicht mehr, das Glück hatte wohl einen langen Urlaub angetreten, war tausende Meilen entfernt.

Nur wenn sie einsam auf der Türschwelle, draußen auf dem Balkon, saß und dem langsam aufsteigenden Rauch der Zigarette zusehen konnte, vergaß sie einen Teil ihrer Angst, fühlte sich einen Augenblick wohl, konnte klar denken. So konnte es nicht weiter gehen, das wurde ihr in diesem Moment klar, sie wollte die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes genießen, sie wollte leben, sie wollte lieben, ohne Angst, ohne Panik, ohne Schmerzen. Sie drückte die Zigarette aus, öffnete die Tür, ging herein und spürte, wie sich sofort der Hals zuschnürte, dieser unerträgliche Kloß festsetzte, diesen stechenden Schmerz, der sich bis in ihren linken Arm erstreckte, sie hatte Angst.
 
Di, 25.04.2006 |  # | (1276) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Klinsi killt Kahn, so gesehen in einem dieser bunten Blätter am Kiosk heute, am frühen Morgen. Wie herrlich einfach ist doch die Welt, Gut gegen Böse, Schwarz gegen Weiß, Kind biss Hund und wer nicht dafür ist, ist dagegen. Zum Glück versteh ich nicht soviel von Fußball, sonst hätte ich wohl hier noch was längeres schreiben müssen. Glück gehabt.
 
Sa, 08.04.2006 |  # | (380) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 


 

'East End Boys' von den Pet Shop Boys klingt für mich irgendwie immer wie ein Abschiedslied.

Abgelegt unter: Dinge, die wir besser hätten lassen sollen.

Neuer Versuch:

'West End Girls' von den Pet Shop Boys klingt für mich irgendwie immer wie ein Abschiedslied.
 
Di, 28.03.2006 |  # | (570) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 

Manchmal scheint die Sonne wunderbar und doch geht alles an einem vorbei. Man schürzt die Hände über den Augen, weil man geblendet ist von diesem plötzlichen und unerwarteten Licht, ist verstört von den ungewohnten Klängen singender Frühlingsboten, spürt die unvermeidliche morgendliche Kälte und trotzdem stiefelt man merkbefreit und ohne Sinne durch die Gegend, ist enttäuscht von diesem und jenem, vor allem von den Menschen, die einen zwangsläufig umgeben, die gerne spielen, nicht um zu gewinnen, sondern um des Spielens willen und dabei vergessen, worum es eigentlich ging. Meistens ziehen dann Wolken auf, unvermeidbar, dunkel und schwer, und erst in diesem Moment merkt man, wie naiv man eigentlich war. So lernt man wohl nie aus.
 
Di, 21.03.2006 |  # | (516) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lebensweisheiten



 



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Letzte Aktualisierung: 02.04.2024, 15:05


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