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Letzter Tag im Kindergarten, also nicht ich, sondern er. Ich vermute ja, es passt ihm nicht in den Kram. Sagt er aber nicht. Hampelt nur rum, der Zappelphillip. Und denkt nach, irgendwie. Lesen will er. "Der alte Mann und das Meer" und "Moby Dick". Kam er drauf, beim Vorlesen aus diesem komischen Tierbuch. Ein blauer Marlin und ein Pottwal waren da zu sehen. Ja, Mensch, da kann man ja nur auf Hemingway und Melville kommen. Oder? Na ja, hab nachgeholfen. So ein Anflug von Bildungsbürgertum. Lesen muss er die Dinger schon selber. Darum ist ja auch heute letzter Kindergartentag. Und dann Schule.
 
Di, 31.07.2007 |  # | (549) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Schule, Leben, Lernen

(Auch so eine Art Bildungsbloggen.)

Schule, das ist immer noch ein Reizwort für mich persönlich. Aber man soll ja seine eigenen kleinen Problemchen nicht auf andere projizieren, zumal sie schon längst überwunden sind und schon gar nicht auf den eigenen Nachwuchs, am Ende wird dieser nämlich wie man selbst und das muss ja nicht sein, soll der doch bitte schön seinen eigenen Weg finden. Einen anderen. Diese Schule riecht unbedingt wieder erkennbar nach Schule, genauso wie die Kindertagesstätte wieder erkennbar nach Kindergarten riecht und so steigen die Erinnerungen von den Rezeptoren der Nase in die graue Denkmasse, die trotz Wärmestau immer noch erstaunlich arbeitsfähig ist. Bilder tauchen auf, der freundliche Hausmeister zum Beispiel, der später durch einen Neonazi und noch später durch eine junge, sehr maskuline Dame, die auch freundlich war, ersetzt wurde, Treppenaufgänge, Sekretariate, Wandzeitungen und deren nichtsozialistische Nachfolger, Gesichter von Lehrern, nun ja, und da fängt das Bauchgrummeln an. Also heißt es nun Nase zuhalten und ab durch die Mitte.

In der Aula versammeln sich die Massen der Eltern des neu lernverpflichteten Nachwuchses, Jahrgang 2001, die gefühlte Grundstimmung schwankt zwischen äußerst wissbegierig und forsch über relativ benommen - erwartungsvoll schauten einige nach dem versprochenen Gewitter, das Abkühlung bringen sollte - bis hin zu einigermaßen egal und der Steigerungsform scheißegal. Die Liebste sitzt mit schweißnassen Händen neben mir und schaut ein wenig verzweifelt, wir können es nicht ändern, sage ich und wer weiß, was noch so kommt, die Stühle sind mit ihrer relativ kleinen Gesäßauflage unbequem, zudem noch mit Kunstleder überzogen, bei den herrschenden Außentemperaturen nicht wirklich angenehm. Irgendwann ist die Aula randvoll, ein Großteil der Handys hoffentlich ausgeschaltet, der fröhliche Vorstellungs- und Begrüßungsreigen kann also beginnen. Ich ging natürlich davon aus, dass mindestens der Schulsenator auftreten wird, wenn nicht sogar der Regierende Bürgermeister, schließlich ist das hier eine enorm wichtige Sache für uns und für die Stadt sowieso, die ja jungen und gut gebildeten Nachwuchs unbedingt nötig hat und deshalb sollte dieser Anlass entsprechend gewürdigt werden. Stattdessen tritt eine mittel alte Dame mit Lesebrille und diesem typischen Lehrerblick - ja ich möchte mich hier hemmungslos dämliche Klischees bedienen - den Kopf leicht nach unten gebeugt, die Augen dazu leicht nach oben gestellt, so dass sie einigermaßen streng über ihre Halbbrille schauen kann, vor die Elternmasse, stellt sich als die Schulleiterin vor und ist angenehm freundlich. Es geht um Eingangsphasen, Schulprojekte, die äußerst aufwendige und dringende Renovierung der Schule, die unser gesamtes Zeitmanagement in Sekunden zunichte macht, und um vieles mehr. Alles was sie sagt, klingt irgendwie gut, ist aber größtenteils noch sehr abstrakt und schwer mit Inhalten zu füllen, deutlich zu erkennen ist für uns nur der Beginn eines völlig neuen Lebensabschnittes, denn nichts wird mehr so sein, wie es in den letzten Jahren war. Okay, das liegt in der Natur der Sache, alles fließt und damit können wir leben. Tumultartige Zustände ruft dann ein Hinweis auf ein geradezu unappetitliches Possenspiel hervor: Kaum einer der Schulanfänger hat bisher einen der begehrten Plätze in der Nachmittagsbetreuung sicher. Dieser muss nämlich im wahrsten Sinne des Wortes verdient werden, nur weiß das kaum jemand. Zunächst müssen nämlich Unterlagen X bei der Schule eingereicht werden, danach weitere Unterlagen Y bei Amt I, die einem wiederum Unterlagen Z zuschicken, die dann persönlich bei Amt II (aber nur während der Sprechzeiten) abzugeben sind, damit dann dort der entsprechende Vertrag unterschrieben werden kann. Haben Sie das verstanden? Nein? Nun, dann haben Sie auch keinen Anspruch auf ganztägige Betreuung. Ein Großteil der anwesenden Eltern möchte schreien, ein kleinerer Teil schreit und ich verstehe die Welt nicht mehr. Willkommen in der provinziellen Realität Berlins. Oder so.

Später werden die einzelnen Klassen vorgestellt, die tatsächlich keine Klassen mehr sind, sondern Lerngruppen, zusammengesetzt aus Schulanfängern, Zweitklässlern und Kindern, die sich ein sogenanntes Dehnungsjahr gönnen, also nicht sitzen bleiben, sondern nur das zweite Jahr noch einmal machen. Jahrgangsübergreifendes Lernen wird das genannt und kaum einer versteht das, wir kennen doch nur Frontalunterricht nach striktem Lehrplan und am Ende eines Schuljahres müssen alle Kinder das festgelegte Ziel erreicht haben. Wer nicht, hatte Pech gehabt. Das ist nun anders, umdenken ist gefragt, für besonders ehrgeizige Elternteile dürfte das schwierig werden. Man sammelt sich in kleineren Gruppen, in einem der zwei Gruppenräume, die früher Klassenräume waren und ohne Vorwarnung fragt eine Mutter energisch, ob ihr Kind denn zum Ende des Schuljahres nun endlich lesen könne. Ich möchte sie beruhigen und behaupte, dass dann Dostojewski kein Problem mehr sei und ab der zweiten Klasse wird dann interpretiert. Die lächelnde Lehrerin kommt mir zum Glück zuvor und weist darauf hin, dass dies doch ganz vom Kind abhänge, individuelle Förderung nennt sich das, mir gefällt es, jedenfalls in der Theorie, andere sprechen von Waldorfschule und wünschen sich strikte Planwirtschaft zurück. Vielleicht auch Rohrstöcke und Karzer, so manchem ist das zuzutrauen.

Die Informationsflut ist enorm. Dies ist zu besorgen und jenes und die ausgeteilten Zettel werden immer länger, Rechnungen fliegen uns um die Ohren, Essen muss ausgesucht werden, die richtige Milch, das Schreibwerk und alle möglichen Utensilien und überhaupt ist alles ganz anders als bisher. Wie einfach war doch nur das Leben in der Kita. Köpfe rauchen, draußen ziehen dunkle Wolken auf, es ist schwül und drückend, seit fast zwei Stunden werden wir mit Neuigkeiten bombardiert, das Gehirn schaltet irgendwann auf Durchzug, ich fühle mich wie gerädert, die Liebste schreibt immer noch fleißig mit. Zum Glück. Irgendwann verlassen wir fast schwebend und, trotz feucht-schwitziger Hände, Hand in Hand, um uns ein wenig zu stützen und zu halten, das inzwischen fast gänzlich eingerüstete Schulgebäude. Davor stehen immer noch Eltern diskutierend, alle wirken wie erschlagen, angestrengt, wartend auf das erlösende Gewitter und die Schuleinführungsfeier. Die Liebste ist emotional ein wenig angeschlagen, ich weise darauf hin, dass es nicht so wild werden würde, sondern bestimmt ganz toll und überhaupt interessant, später beiße ich zur Belustigung in eine leere Zigarettenpackung, wir trinken Unmengen Bier und bestellen mit schiefem Blick Schulbücher beim großen, bösen Online-Buchhändler, um irgendwann völlig erschöpft ins Bett zu fallen. Was für ein Tag, ein neuer Abschnitt, für uns alle.
 
Do, 21.06.2007 |  # | (858) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Spontanverliebtheit

Cat Power - Lived in Bars hören und dabei denken: KinderKinderKinder. Blondgelockt und piratentuchbetucht, rennend, rutschend, schaukelnd, alles und dazu der Sonnenuntergang und die warme Frühlingsluft in genau dieser einen Ecke des Hofes, die man bisher noch nie betrat und das Lachen der anderen Kindermassen und der Sand in den Schuhen und Stöcke in den Händen und das Buddelzeug dazu und die unerschöpflichen Ideen und sonst? Sonst nichts anderes. Nichts anderes.
 
Do, 26.04.2007 |  # | (530) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

"Papa, du bist der schreckliche Sven, der Kleine ist Wickie und ich bin Leon, von den wilden Kerlen." - So sprach er, griff wieder zur aufblasbaren Gitarre und intonierte lautstark "Ruby von den Kaiser Chiefs.
 
Fr, 20.04.2007 |  # | (502) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Schuluntersuchung, das klingt so nach beginnendem Ernst im Leben und ist es auch. Der Große weiß das, denke ich, denken wir, er freut sich auf die Schule, unvoreingenommen. Eingeschult mit fünf, die meisten schütteln mit dem Kopf, aber was soll man machen? Es gibt keine andere Möglichkeit, hier in Berlin, zynisch bemerkte ich einmal, dass das Humankapital schnellstmöglich dem Produktionsprozess zugeführt werden soll. Aber was wissen wir denn schon, als wir vor über zwanzig Jahren eingeschult wurden, war alles anders, da stand die Mauer noch und die Welt drehte sich ganz anders. Wir sind jetzt und hier und werden Händchen halten, so lange es notwendig ist und natürlich auch mehr.

Als wir das Gebäude betreten, schlägt mir ein bekannter Geruch entgegen, so roch es damals im Krankenhaus und meine Sachen noch Wochen später. Alles wirkt steril, der Gang ist bis auf Schulterhöhe gefliest, Türen klappern, irgendwo röhrt eine Kaffemaschine. Wir müssen noch warten, wir sind zu früh, der Große zappelt ein wenig aufgeregt hin und her, schaut sich Info-Blätter für pubertierende Mädchen an, dreht noch schnell ein Video dem Handy und lacht. Wir werden in eine Art Großraumbüro gebeten, Aktenschränke mit den Jahrgängen bis 2008, der Kleine ist hier noch nicht eingeplant. Die Mitarbeiterinnen sind freundlich, aber bestimmt, der Große meistert die Aufgaben, nur das Zeichnen fällt ihm schwer, alte Büffelkrankheit, die Handschrift meines Vaters kann ich bis heute kaum lesen, am Ende aber nichts, was Sorgen bereiten müsste, ein ganz normales Kind.

Die kindliche Unbeschwertheit, mit der sie solche Dinge meistern, wunderbar, Erwachsene legen so etwas selten an den Tag, wir schauen zu oft auf das, was passieren könnte, die Probleme, der Weitblick macht einiges schwerer, als es tatsächlich ist. Deswegen stolpere nur ich melancholisch aus dem Kindergarten, seine Heimat der letzten Jahre, seine Freunde, die sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen werden, ein paar nimmt er mit, er wird neue kennenlernen. Trotzdem. Wir lachen uns noch gegenseitig hinterher, winken einander, ein schnelles "Bis nachher."noch und dann verschwindet er im Gewusel der anderen Kinder, er wird das packen.
 
Di, 17.04.2007 |  # | (457) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Notizen, wegen der Sache mit den Bienen und den Blümchen. Also für später mal:

Aufklärung 1 und Aufklärung 2.

Nun denn.
 
Fr, 09.03.2007 |  # | (621) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Alltägliches aus der Kinderstube

Kinder? Interessieren doch keine Sau!

Der Kindergarten, aus verschiedenen Richtungen auch gerne mal als staatliche Verwahranstalt bezeichnet, der Ort, der Frauen zu Gebärmaschinen degradieren und fit für die Produktion machen soll, für das manufaktorische Abnutzen der Arbeitskraft, von irgendwas muss man ja leben. Die Frage, ob diese Richtungswaisen überhaupt schon einmal solch eine Institution von innen gesehen haben, könnte man stellen, ein Ort, der eine Kreativität ausstrahlt, der eine muffige Amtsstube oder ein Beichtstuhl bei weitem nicht das Wasser reichen können. Aber, dies soll keine Lobeshymne auf die Ganztagsbetreuung werden.

Also, im Kindergarten, diesem achso tollen Hort des kindlichen Friedens, ganz speziell in dem mir bekannten, spielt sich komisches ab. Hinter den Kulissen wird geplant, verschwiegen, gedroht, im grauen, undurchsichtigen Rückraum der Belegschaft scheinen sich seit Monaten wahre Kämpfe abzuspielen, keiner bekam etwas mit, Gerüchte, Streuungen, Elternvertreter wurden hingehalten und jetzt, da die Fakten so langsam durchschimmern, kommt mir das Ganze wie ein in den dunklen Ecken kleben gebliebenes Stückchen DDR vor, passend zum Austragungsort, das ehemalige Stasi-Gefängnis ist fußläufig erreichbar.

Irgendwer möchte seine Ideen, die vielleicht nicht schlecht sind, aber diskussionswürdig, durchsetzen, egal wie, vermeidet den Diskurs, es könnte ja zu anstrengenden Diskussionen und unangenehmen Fragen kommen, wir hätten nämlich unsere eigene Meinung, ja, so etwas soll es geben, wir, die wir unsere Kinder dort täglich abladen, die wiederum dort Spaß haben und weiterhin Spaß haben sollen. Dass wir hier eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, mit Monatsbeiträgen nach dem Leistungsprinzip, sollte nicht ganz unerwähnt bleiben. Geld ist aber nicht alles und mit der "Ich-bezahl-aber-dafür" - Keule zu winken selten hilfreich.

Inzwischen wissen wir, worum es geht und es wird nicht so kommen, wie im geheimen Stübchen geplant, zum Glück, die Macht der Kündigungen hat zugeschlagen, denn im Gegensatz zu vergangenen Zeiten, hat man inzwischen eine Wahl, wenn manchmal auch nur eine eingeschränkte, woanders sieht es düsterer aus. Trotzdem: Traurig! Offen geredet wird darüber immer noch nicht, das stimmt nachdenklich und lässt einen zweifeln, wären da nicht die gewachsenen Bande, das Vertraute, die tägliche, morgendliche Freude, wir würden uns umorientieren. Wenn das in den nächsten vielleicht zwölf bis fünfzehn Jahren Schulzeit so oder ähnlich weitergehen sollte, mein lieber Scholli.
 
Fr, 02.03.2007 |  # | (538) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Zähne. Ich weiß noch, wie ich in der Dunkelheit des Kinderzimmers in meinem Bett lag und mich unermüdich an dem leichten Schmerz meiner immer lockerer werdenden Zähne erfreute, wie stolz ich war, wenn ich nach langer Ruckelei und Zeiherei endlich Blut in meinem Mund schmeckte und das Objekt der Begierde, auf dem Weg zum groß werden, in der Hand halten konnte. Ich war meine eigene Zahnfee. Alles wiederholt sich und die Zeit vergeht so furchtbar schnell. Und deswegen heißt es demnächst in diesem Hause: Zahnlose Minka, stolz wie Bolle.
 
Di, 06.02.2007 |  # | (542) | 8 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Tatsächlich: Kleine Menschen, große Trostspender. Haben mehr drauf, als so manch großer Mensch. Na, bei den Augen ist das auch kein Wunder.
 
Fr, 02.02.2007 |  # | (515) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 

Verschwende deine Zeit

Wunderbar: Mit Kind Cure-Videos bei dingstube schauen. Das Kind hüpft und klatscht und tanzt und singt (beinahe) mit.
 
Mo, 15.01.2007 |  # | (526) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: kinder kinder



 



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Letzte Aktualisierung: 02.04.2024, 15:05


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