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Arm, aber sexy

Ein kleiner Beitrag zu diesem Thema, näheres auch hier.



Arm, aber sexy. Diese bürgermeisterliche Durchhalteparole sollten wir uns aufs T-Shirt drucken, diesen Gegenentwurf zu "Reich und schön", nennen wir ihn Berlin 2.0, vielleicht, der mich irgendwie an Peggy, Mandy und Chantal erinnert, die arschbeweiht und nasengepierct an der Bushaltestelle stehen und sich ständig Zigaretten rauchend in ihrem Mittelmaß suhlen, sich über Klingeltöne und ihre aktuellen Stecher unterhalten, denen es egal ist, was um sie herum tatsächlich geschieht, deren gesamtes Lebenswissen aus "Unter uns", Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und "Verliebt in Berlin" stammt. Mit dieser Parole auf der Brust rennen wir dann durch die Stadt und singen dieses eine Lied aus dem Werbespot einer Berliner Biermarke: "Berlin, du bist so wunderbar, Berlin." Wir Berliner dürfen das, denn wir sind arm, aber sexy, und es ist uns egal, was jetzt kommt, auf jeden Fall nicht das vollmundige Wahlversprechen: Kostenlose Kitas für alle. Eigentlich sollte dies ein Thema für Hansi Kasupke sein, denn hier geht es um sein "zu Hause", sein Berlin, vielleicht kann man ihm ein paar Töne entlocken, vielleicht sitzt er aber auch mit dem wowereitschen Gesichtsausdruck auf der "Veranda" und schmollt mit der Pilsette in der Hand und sieht dabei arm, aber sexy aus. So, wie wir alle.
 
Fr, 20.10.2006 |  # | (1609) | 11 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Erkennbarer Alterungsprozess

"Nein, Herr Bufflon, so geht das nun wirklich nicht. Sie können mir doch nicht ein Foto, dass bereits auf Ihrem in wenigen Tagen auslaufenden Personalausweis drauf ist, als aktuell verkaufen. Nicht, dass Sie nicht mehr erkennbar sind, allerdings weiß doch keiner, wie sie in 5 Jahren aussehen, wenn das Foto schon 10 wird, na und so weiter. Da müssen Sie wohl noch einmal herkommen."

Leider hat auch der Trick mit der aktuellen Lektüre, immer noch Boccaccio, in der "forever 18" - Tüte auch nicht geklappt und den Hinweis, dass ich mir in knapp fünf Jahren eine ordentliche Mähne mit Vollbart zulegen könnte und auch dann ein heute geschossenes Foto in keinster Weise aktuell wäre, erspare ich mir, die Dame war doch sonst sehr nett und die Mähne ist sowieso eher unwahrscheinlich. Trostpreis: So ein Bürgeramt vergibt auch Termine. Toll. Wirklich.
 
Do, 28.09.2006 |  # | (379) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Sommer in Berlin

Klappe die Vierte

Frühstück im Schatten, feuchte Erde, der heiße Kaffee treibt die ersten Schweißtropfen auf die Stirn, um zehn war der erste Fußball verschwunden, um elf der zweite kaputt und um eins der zweite Pool des Jahres, jedenfalls zur Hälfte, die wilde Büffelherde hat wieder ganze Arbeit geleistet, sie sagt "Ich bin alleinerziehend mit drei Kindern." alle lachen, so geht Sommer, scheiß auf die Temperaturen, geleert werden Sixpacks, die blauen mit Wasser, um drei ist die Wasserpistole kaputt, gegrillt wird auch heute wieder nicht, gegen fünf im Kopf gebloggt und geschwelgt und im Briefkasten ein geheimnisvoller Brief.
"Du hast Freunde in Schweden?"
"Neuerdings."
Danke.
 
So, 23.07.2006 |  # | (591) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Sommer in Berlin

Klappe die Dritte

Mist, die Blümchenknipse vergessen, ein Großteil der Blümchen hat schon ordentlich gelitten, den Köpper im Flachwasser verpasst, fototechnisch gesehen. Die beste Waffe gegen alle möglichen Wasserspritzdinger ist immer noch ein Schlauch mit entsprechend verstellbarer Spritzdüse, bei diesen Temperaturen dauert es knapp 10 Minuten, dann sind die Sachen wieder trocken.
Wieder nicht gegrillt, zu warm, zu widerlich, obwohl, so ein Mais-Pilz-Zucchini-sonstiges Gemüse-Spieß ginge ja eigentlich noch. Trotzdem.
Spaziergang in der Hitze, ein Himmel in argentinischen Nationalfarben, der Wind schiebt ein paar Sandwolken über den ausgetrockneten Weg und der Hund gräbt sich Löcher unter dichten Bäumen, hechelt genervt, ist froh, wenn er seine Ruhe hat. Umzug ins kleine Paradies, Abendsonne auf dem Sonnenbrand, das hat man nun davon, wenn man meint, die Haut sei aus Leder.
 
So, 02.07.2006 |  # | (467) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Randbemerkt

Ganz Berlin ist eine Arena im Schatten des Viertelfinale, na ja, vielleicht nicht ganz Berlin. Autos, geschmückt mit argentinischen Fahnen , drinnen halb-extatisch jubelnde Argentinier oder welche, die es gerne sein wollen, ziehen hupend durch die Straße, ab und zu hört man ein paar blau-weiße Anfeuerungsrufe, unterstützt von schrillen Trillerpfeifen. Die Gegenseite ist auch ganz gut besetzt: Obligatorische Fahnen an den Autos und etlichen Häusern, angemalte Menschen, der eine da auch im Trikot der Schweiz, ebenfalls mit Fahnen in allen Größen, Tröten, Fanfaren oder Sirenen, eventuell auch das eine oder andere Bier, obwohl ein warmer Tee auch nicht schlecht wäre. Die Krönung ist ein mit Fähnchen lustig winkender Kinderchor, Kinder sind da noch nicht so voreingenommen, die Kinder Hand in Hand und rufen: "Deutschland vor, noch ein Tor." Das wäre nen Ding.
 
Fr, 30.06.2006 |  # | (405) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Sommer in Berlin

Klappe die Zweite. Heute: Die Gartenlesung

Ein Kulturereignis der besonderen Art präsentierte an diesem Wochenende der kürzlich gegründete Verein "Kunst im Schrebergarten", irgendwo in Berlin. Veranstaltungsort war eine alte Hütte, besser gesagt, die Terasse, manche sagen auch Veranda, davor, allein schon wegen des besseren Platzangebots. Dem Verein geht es um die allgemeine kulturelle Bildung der Gartenfreunde aus der Umgebung, schließlich gibt es im Leben mehr, als nur Unkraut zupfen, Hecken schneiden und Rasen mähen (obwohl gerade das auch gern als "unheimlich reinigendes, spirituelles und fast als transzendentales Erlebnis"* empfunden wird). Die Lesung im Garten war der Auftakt für eine Reihe ähnlicher Kulturveranstaltungen, rund um den Schrebergarten. Lockmittel waren ein gut gefüllter Grill und ebenso gut gekühltes Bier, ein gehörntes Rindvieh hatte sich als Witzfigur, nein, kurzer Versprecher, Kunstfigur zur Verfügung gestellt und versprach lauthals, einen wertvollen Text über "Die Romantik des Rasens" vorzutragen, Kleingärtnerei von ihrer kunstvollen Seite.




Die Nachfrage hielt sich leider in Grenzen. Dies lag vor allen Dingen an den angenehmen Temperaturen, es war nicht zu heiß und nicht zu kühl, die den einen oder anderen Gartenfreund zu einem ausgedehnten Schläfchen auf der Hollywood-Schaukel animierte, da kann man auf Kunst, oder so, auch gerne mal verzichten. Am Ende waren es drei Gartenfreunde, die den Text "Die Romantik des Rasens" über sich ergehen lassen mussten, nein, wollten: Gartenfreund Nr. 1, ein Drei-Käse-Hoch, blond gelockt, Fußballfanatiker, Gartenfreund Nr. 2, zwei Köpfe größer, mit Schwert bewaffnet, Pirat und Phantast und Gartenfreundin Nr. 1, wirkte ein wenig müde, die Nacht war kurz.

Das Rindviech saß seinen Zuhörern bereits gegenüber, ein kühles Bier neben den fein säuberlich ausgedruckten Seiten, Schriftgröße 12, anderthalbzeilig. Im Aschenbecher qualmte eine angerauchte Zigarette vor sich hin, im Hintergrund der Grill. In den Haaren steckte die furchtbar intellektuell wirkende Brille der Gartenfreundin Nr. 1, Aussehen ist alles, die Gartenfreunde sollten im Vorfeld unbedingt beeindruckt werden. Am Ende interessierte es keinen. Klar. Er runzelte ein wenig die Stirn, sollten das etwa schon alle Zuhörer sein? Will denn hier niemand etwas vorgelesen bekommen, es ist doch so ein wunderbares Stück, "Die Romantik des Rasens"?.

Er fing an, die Gartenfreunde Nr.1 und 2 wurden schon unruhig, ordnete die Blätter noch einmal, und begann mit ruhiger Stimme vorzulesen:

"Die Romantik des Rasens - ein Text von mir, dem Büffel aus Berlin, Gartenfreund aus Leidenschaft, deshalb musste das auch einfach mal sein. Rasen ist für uns Gartenfreunde der Mittelpunkt des Lebens. Das leuchtende Grün erfrischt unsere Seele, die frisch geschnittenen Halme beleben unsere vom heißen Sommer angeschwollenen Füße, das Surren des Rasensprengers am Morgen oder am Abend verleiht uns innere Ruhe, die kurze Fahrt mit dem Rasenmäher über das ständig wachsende Gras weckt unsere Kreativität, unsere Kinder spielen Spiele der Fußballweltmeisterschaft nach, werden selber Stars, auf unserem Rasen."

Das Wort "Fußball" hielt Gartenfreund Nr. 1 nicht länger auf seinem Sitz, er war sowieso noch nie als Stillsitzer bekannt, er rief laut "Fußball. Fußball", schnappte sich den nächsten herumliegenden und drosch ihn ins Tor. Tor! Na toll, die erste Unterbrechung, wenn man mal aus dem Fluß ist, kommt man auch kaum wieder rein. Der vortragende Hobbykünstler und Gartenfreund zog noch einmal genüßlich an der fast heruntergebrannten Zigarette und setzte zum nächsten Versuch an. Denkste. Gartenfreund Nr. 2 war ein wenig gelangweilt, er wollte Piraten und Monster und untergehende Schiffe, brennende Burgen, angreifende Drachen und glänzende Ritter, all das ganze Zeug. Nein, all das hatte unser Hobbykünstler, das gehörnte Rindviech, nicht im Sinn, nicht hier. Gartenfreund Nr. 2 war enttäuscht, verschwand schwertschwingend und rief noch hinterher: "Da bring ich mir lieber selber das Fahrrad fahren bei." Bitte.

Blieb nur noch Gartenfreundin Nr. 1, sie war ein wenig eingenickt, zum Leidwesen des Anfängers in Sachen Vorleserei. So hatte er sich das insgesamt gar nicht vorgestellt.

"Und nun?"
"Wie? Und nun?"
"Will ja keiner was hören, von der Romantik des Rasens."
"Ich auch nicht, kenn ich ja schon alles. Kommt bestimmt auch die Stelle mit diesem tollen Rasenstück, dass so wunderbar kurz geschnitten ist, ganz weich aussieht, mit lauter Blümchen drauf. Da haste doch mal gesagt, dass du da gern mit mir mal ne Nacht verbringen würdest. Das fand ich zwar lustig, kenn ich aber eben schon."
"Soll ich dir noch nen Heiratsantrag machen?"
"Wieso noch einen? Hab ich was verpasst?"
"Immer aufs Schlimme. Fang ich eben noch mal an, mit der Romatik des Rasens. Also..."
"Ja, mach mal. Ich penn ne Runde."

Sprachs und nickte ein. Er zündete sich die nächste Zigarette an, nahm ein Schluck vom Bier, schaute nach den anderen Gartenfreunden, wie sie den Rasen malträtierten, den schönen, und dachte an die Stelle mit dem tollen Rasenstück. Und er hatte eine wunderbare Idee, dort, im Sonnenschein sitzend und sich nun Anekdötchen ausdenkend.
 
Mo, 19.06.2006 |  # | (608) | 12 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Sommer in Berlin

Klappe die Erste.

Die einen wünschen sich den Sommer, ich hab ihn heute so fast erlebt. Die Sonne strahlte, es war schon so ziemlich heiß und es bestand schon fast die Gefahr, dass sich unter den Achseln diese ekligen Schweißflecken bilden, trotz 24 Stunden Deo. Die Bahn kam mal wieder nicht, wahrscheinlich blockierten angereiste Fußballfans die Straße und fragten freundliche Berliner, wohin denn nun die Bahn namens "Puma", auf der Anzeigetafel stand "Puma - 8 Minuten", tatsächlich fahren würde. Keine Ahnung.

In der O-Burger, hinterm Tacheles, wurde die Großleinwand gerade in Position gebracht, ich konzentrierte mich auf ein Gruppe Japaner, die sich ständig lächelnd unterhielten und knippsten, den Weg blockierten und nicht den kleinen italienischen Eiswagen bemerkten, aus dem mir, ja mir, eine junge italienische Eisverkäuferin fröhlich lächelnd ein einfaches "Buon giorno." entgegen rief. Stopp. Buon giorno? (Schreibt man das so?) Lächelnd? Mir? Da war ich erstmal kurz Baff. Als Berliner rechnet man ja nicht mit soviel Freundlichkeit.

Solche Erlebnisse wecken meist freudige Erinnerungen. In diesem Fall erinnerte ich mich in einem Bruchteil einer Sekunde an San Gimignano, diesem malerischen Örtchen in der Toskana, in dem ich mir ein mörderisch großes Eis, mit ca. acht Kugeln gönnte, an dem ich munter schleckte, schön bei der Hitze, und das mir zwei, drei Minuten später, ich hatte mich noch gar nicht weit vorgearbeitet, einfach so herunter purzelte, Platsch, auf den Boden. Mist. Eine Sekunde später dachte ich an Empoli, irgendeine Kirmes und italienische Mädels, die kein Deutsch und wenig Englisch konnten, und mir und einem Freund trotzdem interessante Wörter beibrachten, die sie mit Händen, Füßen und anderen Körperteilen erklärten, uns später in eine Dorfdisko schleppten, die um Längen besser war, zumindest das Publikum, als vergleichbare Örtlichkeiten in Deutschland. Ich dachte an Weinberge, den verflohten und verfilzten kleinen Hund, der einem nicht mehr vom Bein weichen wollte, Florenz, das man sich angeschaut und die Touristenmassen schnell wieder hinter sich gelassen hat, Baden in einem komisch gefärbten Mittelmeer in der Nähe von Livorno, den Mountainbike-Trip (Berg runterrasen, umdrehen, Rad hochschieben, ächzen, stöhnen, schwitzen, trinken und sich fragen, wie die das bei der Tour de France aushalten), Siena.



Das war ein Sommer. Viel zu lange her und nur noch in der Vitrine der Erinnerungen an den Sommer zu betrachten. Und nun kommt ein neuer Sommer, auf jeden Fall.

[Quelle Foto: RogerGW]
 
Mi, 07.06.2006 |  # | (626) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Angesäuert und hocherfreut

Eigentlich musste ich ja zu nem Termin, sprintete also wild die Oranienburger lang, weil keine Bahn kam, und ärgerte mich über die Kübel, die da jemand unbedingt über mir ausgießen musste, als ich ne Demo hörte und mich anschließend der Blitz traf. Ganz recht, der von Opel und erst dachte ich, opelfahrende A-Blogger demonstrierten gegen B-Z-Blogger, die neidisch sind oder die Sache irgendwie doof finden oder vielleicht gar nicht finden. Hier ein Beweisfoto, aufgenommen mit nem Fotohandy um 1980.



Da rannten dann auch noch ein paar leicht bekleidete Damen rum, ich dachte es wären Groupies und den Blitzen standen brüllende Löwen gegenüber, aus Frankreich. Alles in allem sehr bizarr, also der Regen, die Blitze, die Damen und die Löwen, aber keine A-Blogger. Kleine Täuschung meinerseits.

Erst war ich angesäuert, weil ich nass war, dann froh, die triefnassen Klamotten am Hackeschen in die nächste Bahn hieven und mich endlich wieder dem Lottmann widmen zu können, der dann auch noch wunderbar "le bufflon" in seinem Buch beschrieb: Hemmungsloser Anekdötchenerfinder. Halleluja.
 
Do, 18.05.2006 |  # | (464) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Überall Fussball

Das Tacheles ist zum Glück auf der anderen Seite.


 
Do, 11.05.2006 |  # | (985) | 14 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 

Die fast tägliche Fahrt mit der Straßenbahn hat tatsächlich etwas entspannendes, finde ich zumindest, inzwischen habe ich meinen Lieblingsplatz gefunden, meist ist er sogar frei, wartet nur auf mich, und für mindestens eine halbe Stunde kann ich mich einem guten Buch widmen oder einfach die Gedanken fliegen lassen. So wie heute, endlich mal mit Sonne in der Nase.

Schon am Hackeschen Markt fiel sie mir auf, sie war nicht unbedingt eine Schönheit, sie hatte aber etwas Interessantes an sich, vielleicht war es dieses leise Lächeln oder der freche Pony. Ich fragte mich, ob, wenn ich heute noch Single wäre und das Bedürfnis hätte, sie unbedingt kennen lernen zu wollen, eine meiner ersten Fragen „Sach mal, haste eigentlich nen Blog?“ sein dürfte. Schließlich hätte ich keine Lust, in irgendeiner Weise blogosophisch verwurstet zu werden, schon gar nicht negativ. Wer weiß, was ich über mich lesen müsste:

„Heute sprach mich so ein komischer Typ an. Er war ein wenig schüchtern und erinnerte mich in seiner Art an einen leicht unsensiblen Büffel.“

Und so weiter. Danke schön. Loben wäre allerdings erlaubt. Dann dachte ich aber daran, dass man sich, man muss das ja auch mal positiv sehen, in einer romantischen Stunde und in lauschiger Rotweinlaune, auf der Couch lümmelnd, gegenseitig aus den eigenen Blogs vorlesen könnte, und war in diesem Augenblick tatsächlich sicher, dass die Frage nach einem eigenen Blog ins Standardrepertoire dieser Kennenlernfragen gehören musste.

Eigentlich wollte ich dieses Thema noch weiter vertiefen, doch am Alex stieg der S. in die Bahn ein und erkannte mich zu allem Unglück auch noch. S. versuchte sich früher einmal im Immobiliengeschäft, spielte aber in einer falschen Liga und verbrannte sich am Ende tüchtig die Finger. Nun war er dazu verdonnert, kleinere Brötchen zu backen, eine Tatsache, die ihm sichtbar auf den Magen geschlagen war. Ich hörte ihm nicht zu, sondern wunderte mich mal wieder innerlich über seine Abneigung gegen jegliche Körperbehaarung. Dass er seinen eigenen Körper täglich mit einem Rasierer bearbeitet, ist seine eigene Sache, schlimmer finde ich, dass er seine häufig wechselnden Damenbekanntschaften zu selbigen Handlungen gern ermahnte, sie regelrecht zwang, und bei ihm zu viel Körperbehaarung, an der einen oder anderen Stelle des Körpers, schon ein wichtiger Trennungsgrund sein konnte. Ich erinnerte mich dabei an meinen eigenen Winterpelz, der wirklich mal wieder bearbeitet werden könnte und dachte an die Büffelin, die doch letztens tatsächlich meinte:

„Kuck mal, noch ne Woche und mein Bein sieht aus wie deins.“

Mit einem Schmunzeln verabschiedete ich S. Er musste schon wieder raus, zum Glück. Trotzdem kam ich nicht dazu, mich endlich wieder der Frage nach dem eigenen Blog, die ich so gern in der ersten Kennenlernphase stellen würde, wenn ich denn noch Single wäre, zu widmen, denn es betraten zwei Schränke die angenehm leere Bahn. Zwei Schränke ohne Haare, dafür jeder mit einer Bierflasche in der Hand und schrecklich bunten Tätowierungen auf der Haut. Ihre Anwesenheit hätte nicht wirklich gestört, doch leider mussten sie eine Unterhaltung führen, die zwar meine Aufmerksamkeit auf sich zog, von der ich allerdings, außer einzelnen Brocken, die größtenteils aus den Wörtern „Alter“, „Scheiße“, „Bier“, „Arschloch“ und „ficken“ bestanden, nicht viel verstand. Erst fragte ich mich, welche Sprache das denn wohl sei, später, nachdem ich die Fetzen des Gesprächs noch einmal gründlich analysiert hatte, ob Dummheit eigentlich körperliche Schmerzen b´hervorrufen könnte. Fragen wollte ich dann aber auch nicht, ich hätte mir damit die Antwort wohl selbst gegeben.
 
Do, 27.04.2006 |  # | (1384) | 16 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 



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Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


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