Sommer in Berlin Klappe die Erste. Die einen wünschen sich den Sommer, ich hab ihn heute so fast erlebt. Die Sonne strahlte, es war schon so ziemlich heiß und es bestand schon fast die Gefahr, dass sich unter den Achseln diese ekligen Schweißflecken bilden, trotz 24 Stunden Deo. Die Bahn kam mal wieder nicht, wahrscheinlich blockierten angereiste Fußballfans die Straße und fragten freundliche Berliner, wohin denn nun die Bahn namens "Puma", auf der Anzeigetafel stand "Puma - 8 Minuten", tatsächlich fahren würde. Keine Ahnung. In der O-Burger, hinterm Tacheles, wurde die Großleinwand gerade in Position gebracht, ich konzentrierte mich auf ein Gruppe Japaner, die sich ständig lächelnd unterhielten und knippsten, den Weg blockierten und nicht den kleinen italienischen Eiswagen bemerkten, aus dem mir, ja mir, eine junge italienische Eisverkäuferin fröhlich lächelnd ein einfaches "Buon giorno." entgegen rief. Stopp. Buon giorno? (Schreibt man das so?) Lächelnd? Mir? Da war ich erstmal kurz Baff. Als Berliner rechnet man ja nicht mit soviel Freundlichkeit. Solche Erlebnisse wecken meist freudige Erinnerungen. In diesem Fall erinnerte ich mich in einem Bruchteil einer Sekunde an San Gimignano, diesem malerischen Örtchen in der Toskana, in dem ich mir ein mörderisch großes Eis, mit ca. acht Kugeln gönnte, an dem ich munter schleckte, schön bei der Hitze, und das mir zwei, drei Minuten später, ich hatte mich noch gar nicht weit vorgearbeitet, einfach so herunter purzelte, Platsch, auf den Boden. Mist. Eine Sekunde später dachte ich an Empoli, irgendeine Kirmes und italienische Mädels, die kein Deutsch und wenig Englisch konnten, und mir und einem Freund trotzdem interessante Wörter beibrachten, die sie mit Händen, Füßen und anderen Körperteilen erklärten, uns später in eine Dorfdisko schleppten, die um Längen besser war, zumindest das Publikum, als vergleichbare Örtlichkeiten in Deutschland. Ich dachte an Weinberge, den verflohten und verfilzten kleinen Hund, der einem nicht mehr vom Bein weichen wollte, Florenz, das man sich angeschaut und die Touristenmassen schnell wieder hinter sich gelassen hat, Baden in einem komisch gefärbten Mittelmeer in der Nähe von Livorno, den Mountainbike-Trip (Berg runterrasen, umdrehen, Rad hochschieben, ächzen, stöhnen, schwitzen, trinken und sich fragen, wie die das bei der Tour de France aushalten), Siena. Das war ein Sommer. Viel zu lange her und nur noch in der Vitrine der Erinnerungen an den Sommer zu betrachten. Und nun kommt ein neuer Sommer, auf jeden Fall. [Quelle Foto: RogerGW]
Feine Schreibe!
Da werd ich gleich sentimental.das ist eine wirklich schöne
gutenachtgeschichte für mich ;-) da foto sowieso! *hachja* und der sommer kommt bestimmt. für die nächsten 8 kugeln empfehle ich dann mal n becher :-) da kannste die reste trinken und wahrlich bis zum letzten schluck genießen.>> Kommentieren cosmomente (08.06.06, 02:17) (link) Früher..*lamentierend*
da war der Sommer noch ein richtiger Sommer und das Eis hat noch 50 Pfennig pro Kugel gekostet..>> Kommentieren bin ick baff und freu mir. schlaf schön, ich schleich mich... >> Kommentieren Oh weh, das weckt Erinnerungen an einen Sommer bei mir, in dem wir noch alle Zeit der Welt hatten und wochenlang durch Italien getourt sind...*Sehnsuchts- und-Fernwehseufzer* Von San Gimignano ist mir ebenfalls vor allem diese zwischen den Mauern gestaute Bruthitze in Erinnerung und der plötzliche, ganz stille und wunderschöne Ausblick auf die Toscana, der sich auf einem Trampelpfad ein paar Minuten außerhalb der Stadt bot, als wir eine "Umleitung" um die Touristenheere durch die Altstadt suchten. Und abends irgendwo über einem Weinberg sitzen und Rotwein trinken... Damals ebenfalls ein WM-Sommer, irgendwann an dem Nachmittag in San Gimignano damals spielte noch Deutschland gegen die USA. Aber da kostete die Kugel Eis definitiv schon mehr als 500 Lire. *g >> Kommentieren Und ich dachte erst, das ist jetzt auch ein Foto von hinterm Tacheles. ;-) Wunderschön erzählt, ich spüre richtig alle verflossenen und erinnerungswürdigen Sommer auf der Haut. Bitte vormerken für die Bloggerzeitschrift. >> Kommentieren |
(geborgt bei flickr)
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