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Februargeplänkel

Krokusse, Narzissen, Tulpen, ja sogar ein paar Blätter am Strauch gegenüber der Einfahrt zum Hof, der Frühling möchte die winterliche Melancholie vertreiben, nur der kalte Wind, der Wangen rötend um die Ecken pfeift und nachts an Zaun und Tor rüttelt, scheint etwas dagegen zu haben. Und so geht man seinen Alltagsgeschäften nach, in gut beheizten Räumen, statt Frühlingsboten zu huldigen, an Wegen, Steigen und umzäunten Gärten, nur ab und zu zieht man sich die Pudelmütze an und Handschuhe und streift selbstvergessen durch die Gegend, bis die arktische Kälte (Windchill) ihren jahreszeitgemäßen Job erledigt hat und man entnervt kapituliert, manchmal auch schon nach fünf Minuten.

Am Wochenende den A. getroffen, ganz zufällig und unerwartet und das Wiedersehen war immer noch keine Freude, wie mir mein Körper mitteilte, ein dicker, fetter Klumpen in der Magengrube, ein Brennen im Gesicht und eine Sprachlosigkeit auf der Zunge, nicht einmal anschauen wollte ich den A., diesen, diesen, diesen. Schlimme Geschichte. Und dann kam er auch noch rüber, sprach, als wäre nie etwas gewesen, mit unschuldigem Blick und unschuldiger Zunge, fragte nach Befinden und leierte diesen ganzen Smalltalkscheiß herunter und anstatt ihm die ganze aufgestaute Wut der vergangenen drei Jahre ins Gesicht zu schleudern, ihm verbal den Schädel einzuschlagen, auf das er für immer verstummte, sah ich gerade aus und tat, als gäbe es nichts anderes als ein paar lustige Fußballspiele des Sechsjährigen in einer überheizten Sporthalle, irgendwo im Osten der Stadt.

Autofahren, das lag uns schon immer im Blut. Durch die Gegend cruisen, ein bisschen Radio hören, die Geräusche der Welt nur schallgedämmt und vom Brummen des Motors übertönt wahrnehmen, im Sportsitz lümmeln und philosophieren, die Kinder können das auch schon ganz gut. Natürlich, nichts geht über eine Fahrradtour durchs Hinterland, vorbei an Eiscafé und Bolzplatz, hin zum Rande der Großstadt, der irgendwie schon nach Dorf riecht, aber doch bitte nicht an einem Sonntagnachmittag im Februar, der mit dem kalten Wind und dem grauen Himmel. Lieber mit dem Wagen im Verkehr schwimmen, den philosophischen Gedanken eines Sechsjährigen zuhören, und ach, wie groß doch dessen Welt noch ist, unbeschwert und eigentlich ganz einfach, alles vorbei, wenn er erstmal lesen, schreiben, rechnen kann, Zeitung lesen und Wahrscheinlichkeiten berechnen, wie schwer fällt einem doch der Sprung vom Dreimeterbrett, wenn man erst einmal über das Wirken physikalischer Kräfte nachgedacht hat. Beispielsweise.
 
Di, 15.02.2011 |  # | (672) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie











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