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Die wunderbare Zeit des homo romanticus

Was tun Sie denn den ganzen Tag? Vor allen Dingen bei diesem Wetter. Überhaupt: Wetter. Man gibt sich gern der grandiosen Belanglosigkeit des Wetters hin, denn: Ohne geht es ja gar nicht. Man ist ihm ausgeliefert, es kommt einfach über einen, ohne das man sich wehren kann, es regnet, hagelt, schneit und stürmt oder es scheint die Sonne und umschmeichelt mit warmen Strahlen die vom Winter gegerbte Haut, Sie können es nicht ändern. Es gibt Dinge, die sind einfach so.

Die einfache Natur schert sich also nicht besonders um selbige, sondern stößt einfach mal weit das Fenster auf, atmet tief von der erwärmten Luft, hört ein paar mutigen Vögeln zu, die bereits jetzt, da der Schnee immer noch alles fest im Griff zu haben scheint, heraus kommen und ein Lied singen, das Lied vom Frühling. Hallo, meine Freunde, denkt sich die einfache Natur, aus dem Fenster schauend und prüft ein paar Verse zum Frühlingsbeginn, Trivialitäten, die ihm gerade einfallen (Goethes Faust, Eichendorff, Mörike), ob sie denn schon passen mögen, auf das sonnige Spektakel, das gerade draußen gespielt wird. Sie passen.

Und es geht dabei etwas vor, im Menschen. Er schaut aus dem Fenster, beugt sich heraus, Sonnenstrahlen erwärmen Haare, Stirn, Wangen, Wasser tropft vom Dach herab, das kleine Bächlein, das er seit Wochen nicht mehr gesehen hat, zeigt sich wieder, sprudelt munter unter der Eisschicht und die Luft schmeckt schon ganz anders. Tief im Inneren geht etwas vor, im Menschen, ein kleines Gefühl, irgendwo aus der Magengegend kommend, noch kann man es gar nicht recht zuordnen, ist es Melancholie oder Vorfreude oder was? Es steigt auf, wie die Säfte in den Bäumen, sobald der Frost das Land verlässt, wirken die Glieder frischer, die müden Knochen und der vom Winter angegraute Geist wacher , als hätte man bis jetzt innerlich Winterschlaf gehalten.

Geister erwecken, liebste Beschäftigung am Wochenende. Am Tisch sitzen und lesen. Das Internet Internet sein lassen, in der Zeitung blättern, dazwischen Kartoffeln schälen oder mal hinaus gehen, schauen, ob nicht doch schon irgendwo ein Schneeglöckchen den Kopf heraus gestreckt hat, mutig, auf den Frühling vertrauend, durch die Welt spazieren und dabei auf dem Teppich bleiben, so kann das Jahr weitergehen.
 
Mo, 22.02.2010 |  # | (808) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung


ach annemarie   (22.02.10, 19:55)   (link)  
unbedingtes ja!
obwohl eine jährliche wiederholung, immer wieder schön.
kartoffeln schälen, werd ich kommendes wochenende und sobald ich hier den hahn gefunden und in ein suppenhuhn verwandelt habe, lausche ich mehr und mehr vögeln...

ich liebe diese "uebungen" hier ....


gorillaschnitzel   (24.02.10, 00:36)   (link)  
Wetter ist doch toll. Vor allem dann, wenn man es nicht mehr ignorieren kann. Also ab 48 Grad plus wie damals in Dubai oder ab mehreren Metern Schnee. Das ist toll. Echt. Ich mag das. Was ich weniger mag ist, wenn man sich permanent nach Dreckwetter richten muss. Das muss man bei den extremen Bedingungen zwar auch, aber da sind so manche Verhältnisse wenigstens klargestellt. Das sind sie bei einigen aber nicht. Wenn man foddofiern möchte und zig Tage alles bedeckt ist, z.B. Zum Kotzen.
Ach ja: Jetzt arbeite ich den ganzen Tag grade wieder. Nach 5 ungefähr Wochen Nixtun. Gefühlt zumindest.


c17h19no3   (01.03.10, 22:55)   (link)  
so zärtlich geschrieben. eine liebeserklärung.


bufflon   (02.03.10, 09:58)   (link)  
Oh, danke. Ich habe nur gefühlt.


c17h19no3   (04.03.10, 00:52)   (link)  
genau darum.











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