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![]() Vater vs. Sohn Unterhaltung an der Badewanne: Sohn: Erzähl mir was von Justin Bieber. Vater: Ähm. Sohn: Na, was macht der so, den ganzen Tag. Vater liest aus einer Zeitschrift vor, die "Justin Bieber" heißt und aus lauter hinreißenden Artikeln über den siebzehnjährigen Kultsupermegastar aus Kanada besteht. Lag zufällig im Bad rum. Der Vater versucht dabei zu klingen, als würde er ein spannendes Märchen über Drachen, Feen, Prinzen und Prinzessinnen vorlesen, wofür sich sechsjährige Jungen normalerweise zu interessieren haben, wären sie nicht gerade dieser sechsjährige Junge, dessen Leben aus Fußball und Justin Bieber besteht. Sohn: Sing mir "Love me" vor. Vater (in Erinnerungen schwelgend): Du meinst wohl "Lovefool" von den Cardigans. Ach, ja. Damals. Toller Song, tolle Sängerin. In die war ich auch mal verliebt. Sohn scheint verwirrt und zieht sich aus dem Gespräch mit dem wirren Alten zurück, konzentriert sich lieber auf ein paar Playmobil-Spielfiguren, die Kopfsprünge vom Badewannenrand machen. Noch scheint nichts verloren.
1842 Standhaftigkeit heißt auch, sich von der Sucht nach Angry Birds nicht anstecken zu lassen. Bin auch viel zu doof dafür. # Es ist natürlich dem besonderen Umstand zu verdanken, dass sie auch nur bei dem Gedanken an die zu erwartende schlechte Laune, schlechte Laune bekommt. Irgendwann wird dazu ein Buch erscheinen, geschrieben vom Hund, der sich beschwert, das alles so ist, wie es ist und außerdem Kinder entsetzliche Plagen sind, die ihre Kindheit am besten in hermetisch abgeriegelten Zwingern zu verbringen haben. Ansonsten ist alles so wie immer. # Schornsteinfeger bringen kein Glück, sie schicken Rechnungen. # Wie sagt man eigentlich Freunden, die meinten, keine wirklichen Freunde zu sein, die sie aber doch waren, was aber insgesamt zu Missverständnissen führte und zum Ende einer vermeintlich nicht vorhandenen Freundschaft, dass man sie doch gern hat? Wäre doch alles nur so einfach wie Facebook. # Keine Ahnung, warum Menschen meinen, ich hätte Kompetenz. # Aus der Rubrik "Komisches": Man läuft auf einem dieser Laufbänder und fühlt sich gut - wenn man dann mal den Punkt überwunden hat, an dem der Schmerz von unangenehm auf angenehm switcht, was aber auch nur ein chemisch-biologischer Trick (aka Selbstüberlistung) ist - und meint noch stundenlang so laufen zu können und schaut dabei eine TV-Serie auf einem viel zu kleinen TV-Serien-Anzeigegerät, eine Serie, die zwanzig Jahre auf dem Buckel hat und trotzdem vertraut wirkt und man tritt dabei weg, vergisst die Umwelt für ein Weile, diese Muskeltypen, die nie so richtig schwitzen, aber trotzdem wie Gladiatoren aussehen, muskelbepackt und kampfbereit, wofür eigentlich? Und diese anderen, schwitzenden Menschen, auf die man auch gerne verzichten könnte, aber man unterschrieb ja hier diesen Vertrag, gerade um hier zu sein und zu laufen und dabei eine alte TV-Serie zu schauen und alles zu vergessen, nur eben so, für die Seele. # Nach dem Winterschlaf kommt die Frühjahrsmüdigkeit, darauf folgt die Sommerhitzeermattung und danach die Herbstschlaffheit. Im Prinzip ist der Mensch also dauermüde. Darauf erst einmal einen richtig guten Kaffee.
Februargeplänkel Krokusse, Narzissen, Tulpen, ja sogar ein paar Blätter am Strauch gegenüber der Einfahrt zum Hof, der Frühling möchte die winterliche Melancholie vertreiben, nur der kalte Wind, der Wangen rötend um die Ecken pfeift und nachts an Zaun und Tor rüttelt, scheint etwas dagegen zu haben. Und so geht man seinen Alltagsgeschäften nach, in gut beheizten Räumen, statt Frühlingsboten zu huldigen, an Wegen, Steigen und umzäunten Gärten, nur ab und zu zieht man sich die Pudelmütze an und Handschuhe und streift selbstvergessen durch die Gegend, bis die arktische Kälte (Windchill) ihren jahreszeitgemäßen Job erledigt hat und man entnervt kapituliert, manchmal auch schon nach fünf Minuten. Am Wochenende den A. getroffen, ganz zufällig und unerwartet und das Wiedersehen war immer noch keine Freude, wie mir mein Körper mitteilte, ein dicker, fetter Klumpen in der Magengrube, ein Brennen im Gesicht und eine Sprachlosigkeit auf der Zunge, nicht einmal anschauen wollte ich den A., diesen, diesen, diesen. Schlimme Geschichte. Und dann kam er auch noch rüber, sprach, als wäre nie etwas gewesen, mit unschuldigem Blick und unschuldiger Zunge, fragte nach Befinden und leierte diesen ganzen Smalltalkscheiß herunter und anstatt ihm die ganze aufgestaute Wut der vergangenen drei Jahre ins Gesicht zu schleudern, ihm verbal den Schädel einzuschlagen, auf das er für immer verstummte, sah ich gerade aus und tat, als gäbe es nichts anderes als ein paar lustige Fußballspiele des Sechsjährigen in einer überheizten Sporthalle, irgendwo im Osten der Stadt. Autofahren, das lag uns schon immer im Blut. Durch die Gegend cruisen, ein bisschen Radio hören, die Geräusche der Welt nur schallgedämmt und vom Brummen des Motors übertönt wahrnehmen, im Sportsitz lümmeln und philosophieren, die Kinder können das auch schon ganz gut. Natürlich, nichts geht über eine Fahrradtour durchs Hinterland, vorbei an Eiscafé und Bolzplatz, hin zum Rande der Großstadt, der irgendwie schon nach Dorf riecht, aber doch bitte nicht an einem Sonntagnachmittag im Februar, der mit dem kalten Wind und dem grauen Himmel. Lieber mit dem Wagen im Verkehr schwimmen, den philosophischen Gedanken eines Sechsjährigen zuhören, und ach, wie groß doch dessen Welt noch ist, unbeschwert und eigentlich ganz einfach, alles vorbei, wenn er erstmal lesen, schreiben, rechnen kann, Zeitung lesen und Wahrscheinlichkeiten berechnen, wie schwer fällt einem doch der Sprung vom Dreimeterbrett, wenn man erst einmal über das Wirken physikalischer Kräfte nachgedacht hat. Beispielsweise.
1826 Die Frage, warum Männer gern und viel leiden und im Krankheitsfall möglicherweise etwas übertrieben vor sich hin siechen, konnte mir niemand beantworten. Dafür bestand die Ernte aus Hohn und Spott und dem Hinweis, dass ja gerade deswegen Männer auch keine Kinder gebären. Nun ja. # Guten Morgen, Amsel. Schön mal wieder von dir zu hören. Wo steckt eigentlich die Nachtigall? # Und dann liegt man auf der Couch und überlegt: "Schaue ich mir jetzt ein bisschen Hartz IV - TV an oder soll ich doch besser weiter im Buch lesen, das jetzt schon seit zwei Monaten angelesen und stiefmütterlich behandelt auf dem Nachttisch liegt, der ja auch nur ein dauerhaftes Provisorium ist, so wie vieles oder schaue ich diesen und jenen Film?" und während man sich nicht entscheiden kann, schlürft man noch ein wenig am heißen Tee mit Honig, genießt die Ruhe, deckt sich zu und schläft ein, ohne eines dieser Dinge getan zu haben, diese Dinge, die man schon immer tun wollte, wenn man mal krank ist. # "Es gibt hier Kinder, die sind so blöd, das ist kaum zu fassen." - Neunjähriger nach unbeaufsichtigtem Besuch des Spielplatzes am Kollwitzplatz, Berlin - Prenzlauer Berg. # Freunde fahren in den Ski-Urlaub. Ich beneide sie nicht. Warum beneidest du uns nicht?, fragen sie und ich lache. Leute, denke ich, fahrt da hin, macht euer Ding. Schwitzt auf den Pisten, trinkt Jagertee und selbst gebrannte Sliwowitz, brecht Knochen und Herzen (aber nur für eine Nacht) und werdet blind vom Schnee, meine Welt ist das nicht. Meine Welt liegt am Meer, im Wind und feinem Salz auf den Lippen, ein langer Strand und in der Ferne ein paar Schiffe, die auf den Wellen tanzen, nichts anderes begehrt mein Herz. # Fünf Jahre, lange Zeit. Man könnte wieder mehr schreiben. # PS: Sorry, annemarie, hab deinen Geburtstag nur halb vergessen. Alle Gute, ehrlich.
1 mg Subjektivität Ein Mann der auffällt, in der nicht mehr ganz so vollen S-Bahn. Hip. Hipster, kommt her, wo alle Hipster dieser Stadt her kommen, fragen Sie mal diese oder jenen, sie werden Ihnen immer die gleiche Antwort geben. Langweilig. Der Mann ist das jedenfalls nicht, er fällt auf. Die Kleidung modisch, das derzeit angesagte Design interpretierend, wie sich das gehört, in Hipster-Kreisen. Man selbst glaubt ja nicht an Mode und liest lieber Kochzeitschriften (und sieht auch so aus). Jeden Morgen zieht man sich etwas an, um nicht nackt in der S-Bahn zu stehen. Man sucht sich Kleidung nicht aus, man kauft sie. Geht los, betritt die Läden, die man schon immer betreten hat und die glücklicherweise immer und überall gleich aussehen, Berlin, Chemnitz, Cuxhaven, sogar in Paris, ja, in genau diesem Paris, findet man sie, äußerst praktisch. Und es ist einem egal, was gerade angesagt sein soll, Farben, Schnitte, Muster usw. alles egal. Es wird genommen, was da ist und halbwegs gefällt. Dem auffälligen Mann geht es anders, der sieht ganz anders aus, als alle anderen, die müde in ihre Zeitungen blicken, auf Smartphones, Bücher, die schlafen oder schniefen, der trägt smart seine hippe Mode, hört gelassen geheime Musiktipps für das neue Jahr, schnieft aber dann und wann ein wenig zu laut, Tempos scheinen gerade nicht so angesagt zu sein.
Auf ein Neues Walking in a winter wonderland. 2010 endet wie es begonnen hat: Mit Schneeschippe in der Hand. Dem Vater will auch keiner mehr helfen, wenn er mit roter Nase und gefrorenem Schweiß auf der Stirn durch die Gegend heizt und Schnee von hier nach da schiebt, faule Bande. Hallo 2011, man preise das Tauwetter und wünsche sich Sonne und grüne Wiesen. Unter der Last des weihnachtlich gemästeten Vaters brach der Schlitten, jedenfalls so, dass er nur noch von den Jünglingen benutzt werden konnte, die aber lieber einem Hüttengaudi namens Alpenufo den Vorzug gaben, ein Stück Plastik, das jederzeit zu Bruch gehen könnte, vor allem unter dem Gewicht des Alten. Kinder. Ein paar hippe Jungs - Anfang Dreißig, so wie ich, nur irgendwie anders - peitschten ihre Hartholzschlitten den Hügel hinab und schossen dabei Fotos, die sie gleich bei facebook uploadeten: Hey, friends, lookt mal hier, we are in ze Volkspark Prenzl'Berg, kann man voll gut rodeln. <3. Wer hätte gedacht, dass wir an einem Volkspark wohnen, ich kannte das Ding nur als Trümmerberg. Für 2011 nichts vorgenommen. Kommt alles von allein. Oder doch, eine wichtige Sache: Spätestens am 31.12. das einsame Gehöft in der Uckermark beziehen und sich dem ländlichen Leben im vom Aussterben bedrohten Brandenburg widmen: Nazis vertreiben, Wölfe füttern, Wildschweine streicheln, melancholische Romane schreiben, so etwas. Klingt unglaublich spannend. Nur Frau B. weiß davon noch nichts, die wird Augen machen. Darauf in der Silvesternacht, gegen eins, gleich zwei Pfannkuchen (Berliner) gegessen. Irgendwer legte dann gegen halb zwei "Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen" auf. Genau, so ist das Leben, ob 2010, 2011 oder 2012. Wird alles schon, auf ein Neues.
1777 Was für ein Leben man führte, in diesem Damals, als das Denken noch unterbewertet und man ganz nah am Asozialen war. Kein Mensch weiß, warum man so lebte, man machte sich darüber auch keine Gedanken, man rauchte und trank und saß an diesem Internet, von dem ein paar Leute, Insider, gerade anfingen zu schwärmen und das man sich natürlich auch ins Haus holen musste, mit Vobis BahnBooster future modem 56k und snafu. Das ist ja auch erst knapp zehn Jahre her. Oder zwölf. Das war noch ein ganz anderes Jahrtausend, Lichtjahre entfernt. Wie weggeblasen dieses Damals, heute. # Erwähnte ich schon, dass ich Weihnachten mag? # Und wenn man Bock hat, läuft man kurz rüber, zum neu eröffneten Ikea, und sieht zum ersten Mal, wie Hipster auf Hartzler aufeinander treffen und wie deren Kinder im Smaland gemeinsam in die Röhre schauen. Darauf einen Hot Dog für nen Euro, inklusive Getränk. # Irgendwo in Hipster City ![]() # Ich kann nicht behaupten, unglücklich mit dem vergangenen Jahr zu sein. Auch das Jahrzehnt erscheint im Rückblick ganz passabel. # Kind müsste man sein, alle Wünsche würden einem erfüllt. (Mit Einschränkungen, natürlich, wie vielen Kindern geht es gerade nicht so.) # Sie behauptet, diese Filzgaloschen, welche moderne Damen von heute zu tragen haben, die aber dann getragen aussehen, als wären sie eine gefährlich ansteckende Fußkrankheit, die zu schweren Mißbildungen am unteren Geläuf führt, wären unglaublich warm, geradezu heiß. Die N., zum Beispiel, hätte schon im letzten Jahr ein Vermögen in ebensolche Filzgaloschen investiert und bräuchte nun nicht einmal mehr Socken. Glücklicherweise ist sie der Meinung, dass Funktion nicht immer über Form stehen sollte. # Schluss jetzt. Schöne Weihnachten, guten Rutsch!
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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