Ein immer wiederkehrender Prozess S. tritt durch die Tür, draußen tobt ein Sturm, Wolken ziehen, dicke Tropfen schlagen S. ins Gesicht, die Haare wirbeln wild herum, er fröstelt, und drinnen umfängt ihn Wärme. Nicht die wohlige Wärme eines gut geheizten Wohnzimmers im Winter, dafür ist dieses Gebäude nicht geschaffen, diese Wärme ist eher erdrückend, schwer, nur der alles durchdringende Kaffeegeruch erheitert ein wenig die Seele, bringt Farbe in die staubige Luft. Lange Gänge, mit verschiedenen Farben gekennzeichnet, Tür an Tür an Tür, der Boden ist abgewetzt, die Türen verschlissen, früher waren sie vielleicht einmal buchefarbend, heute klebt überall Schmutz und die Farbe blättert ab, die Wände scheinen neu getüncht, Reinweiß ins Grau übergehend, darüber liegt Stille. Hier arbeiten Rechtspflegerin neben Rechtspflegerin, an den Türen stehen Namen, aber es gibt dazu keine Gesichter, keine Aufgaben, hier nicht die Orientierung zu verlieren, fällt schwer. Ab und zu schleppen sich Menschen mit traurigen Gesichtern durch die langen, engen Gänge, Gerichtsverhandlungen, Prozesse, Anträge, Urteile, erdrückend die Macht, die hier im verborgenen liegt, Bedrohungen, ausgelöst durch die unerbittliche Wärme, die, wenn man nicht die schwere Winterjacke abgelegt hat, zu einer erdrückenden Hitze wird, Schweißperlen bilden sich auf der Stirn, der Atem geht schneller, die Gedanken rasen und dann, dann stellt S. am falschen Ort die richtigen Fragen oder am richtigen Ort die falschen Fragen und schnell merkt er, dass nur eine Chance hat, die für immer verloren sein wird, wenn er sie jetzt verpasst.
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(geborgt bei flickr)
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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