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Tanz, Baby, tanz.

Der Aufkleber "MeisterJäger" an deutschen Volkswagen, gleich neben "No fear", "Ostberlin" und "Nur die Besten sterben jung", dazu noch Böhse Onkelz, Böhse Opelz, Waffenschmiede Wolfsburg, irgendwas mit Hooligan und als Kennzeichen B-FC, so ist das hier. Gleich auf dem Parkplatz bei Lidl, gegenüber sind Getränke Hoffmann und Schlecker, alte, verfallene Gebäude der Staatssicherheit, der alte Knast und rund 7.000 m² unbebautes Land zu verkaufen, provisionsfrei und bereits seit drei Jahren.

Es ist neblig grau, kalt, ein wenig Nieselregen, die Straßenbeleuchtung kalt umdampft vom stillen Nebel. "Stell dir vor, wir wären in London.", sage ich und du sagst "Stell dir vor, wir wären überhaupt ganz woanders." Das stimmt natürlich. Ich gehe in den Keller, um die Leichen wegzuräumen, die dort staubig und schimmlig ihr längst vergangenes Leben fristen, ich füllte also Tonnen mit Müll, über die Jahre ändern sich die Ansichten und was einem vor ein paar Jahren noch etwas wert war, fliegt jetzt im hohen Bogen in die Müllpresse. Schwuppdiwupp.

Wir nennen es "Tanz in den November". Die Geschäfte laufen immer noch gut, hört man, aber aus Amerika kommt keiner mehr, auch der verrückte Ire kommt nicht mehr, nun ja, Dumme werden sich immer wieder finden. Erstaunlich, die Fassaden, die sich Menschen aufbauen, Bäumchen wechsel dich wird dann gespielt und nur, wenn man genau hinschaut, kann man vermuten, dass noch anderes dahintersteckt. Wie sieht das eigentlich bei einem selbst aus? S. schenkt immer wieder ein, aus großen Flaschen fließt Gesöff. Als ich S. kennenlernte, war sie für strikte Abstinenz, heute schaut sie einen grimmig an, wenn man nicht mit trinkt. Auto fahren ist auch kein Argument mehr. Na dann, Prost und bei Polarkreis 18 wird munter geschunkelt.

Doreen ist auch mal wieder da. Inzwischen wird sie auch hinter vorgehaltener Hand nur noch "die Kodderschnauze" genannt, das ist nicht nett, aber vielleicht nicht ganz falsch, was sie in die Waagschale wirft sind ihr Arschgeweih, ihr Zungenpiercing, ihre ununterbrochenen SMS-Chats mit "coolen Typen" und die Eigenschaft, bei anderen Frauen sofort Verlustängste auszulösen. Darüber hatte ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Nun saß sie dort, mit Löckchenfrisur und Klimperblick, klimperte in der Gegend herum und prostete allen zu, als gehöre sie schon immer dazu und sie schaute die Männer an, die wiederum von ihren Frauen angeschaut wurden, die des Raumes Aura wandelte sich von hellblau in granatapfelrot und im nächsten Jahr wird es sicher noch viel besser, denn dann wird endlich auf den Tischen getanzt und noch viel lauter gesungen, im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: "Tanz in den November".
 
Mo, 03.11.2008 |  # | (753) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 
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