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Nachwehen

Ach, lass ihn doch noch eine Weile stehen. Und so kommen wir überein, dass der Glanz noch ein wenig erhalten bleiben soll, das weiche, gelbe Licht im Tannengrün, Spielereien in Rot und Gold, auch ein Erhalt von Gefühlen. Irgendjemand sagt, der Baum müsse seinen Preis noch "abstehen", immerhin kostete er soundsoviel, aber, das ist doch lächerlich. Es geht ja um das Gefühl, die Ästhetik und um die Empfindungen beim Anblick, Erinnerungen die man damit verbindet. Weißt du noch? Die Füße ausgestreckt und draußen regnet es, eine dünne Eisschicht bildet sich auf allem Ungeschützten, Autos, Pflanzen, Gehwege, Straßen. Autos schlittern über Kopfsteinpflaster, Winterdienst fährt vorbei, orangene Rundumleuchte, wild in den Nieselregen hinein blinkend, der Dieselmotor dröhnt bis auf den Hinterhof, Kies rieselt aus einem Behälter, Salz auf der glänzenden Straße, hier kann man noch schnell nach Hause fahren und sich verstecken.

Alles schon einmal da gewesen, Tannengrün und Blitzeis, ja, zur besinnlichen Zeit, alles ganz still im Haus, in der kleinen Wohnung unterm Dach, Fußmarsch über glatte Straßen und dann der riesige Baum, der noch per Hand angespitzt werden musste, damit er in den vorsintflutlichen Baumständer passte, ohne wirklich nutzbares Werkzeug, Blasen an den ungeübten Händen. Und jetzt? Schon wieder alles vorbei. Lauf der Zeit. Erst Kälte, dann Regen, aufgerissene Lippen, ich las davon auch bei Goetz, von dem auch noch ein merkenswertes Zitat in der Spex, aufpassen, dass man nicht zum Jünger, Anhänger, Fan wird, ein breites Spektrum wird doch verlangt, Benn, Bukowski und im Fernsehen irgendetwas von Tolstoi, im Vorbeigehen, dann der Koch, irgendein anderer wirrer Redner, Dinge behauptend, wie man eben so Dinge in die Kamera hinein behauptet, als Politiker. Politisch gesehen erreicht das Jahr schon früh seinen Tiefpunkt, ich wähle irgendwas links von der Mitte, rede ich mir ein, aber wen denn da, zum Teufel noch mal, wenn sie alle selbst in der Mitte stehen wollen, die Mitte sein wollen? Ach komm, schmeiß das Ding doch raus, nadelt nur, riecht nach Wald, lässt mich in Romantik schwelgen und ändert doch nichts an diesem oder jenem. Raus damit und Kerzen an!

[Jemand sprach von Differenzierung, aber kaum einer verstand, was er meinte. Und dann kam die Melancholie angeschlichen, versteckt zwischen elektronischem Traumtanz und einer Truppe namens Shitdisco, die einen Jungen am Verstand seines Vaters zweifeln ließ. Ein später Gedanke: Als Raucher stände ich gern am Fenster einer schlecht besuchten Eckkneipe, darin ein paar traurig in das fahle, gelbe Licht blickende Männer, stumm Bier trinkend, ich würde mir eine Zigarette anzünden, inhalieren und den Rauch demonstrativ in Richtung Scheibe ausatmen, rauspusten. Protestdampfen, yeah. I know kung fu.]
 
Mi, 09.01.2008 |  # | (403) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 
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