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Billy

Das auffälligste Objekt ist ein Regal namens "Billy", man fährt mit der Rolltreppe nach oben, dann gleich geradezu, dort steht es auf einem Podest, zwei Treppenstufen über dem Boden, darin ein paar echte Bücher, viele Attrappen, Dekoration nur, eine graue Leiter aus Aluminium, das Ganze von kleinen Halogen-Leuchten, die auf der Oberseite des Regals befestigt sind, beleuchtet, die Wände drumherum recht dunkel gehalten, Atmosphäre. Abzuholen in Reihe 10, Regal 24. Allerdings ist es nicht das Regal, sondern das Arrangement, das gefällt, begehrter ist natürlich die kürzlich in einem unbeheizten Raum gesichtete Antiquität, verträumte Berührung, ehrfürchtig, sie würde so gut zum Familienerbstück passen. Im Kopf konkrete Vorstellungen: Davor sitzen, entspannt, ein Ohrensessel vielleicht oder ein alter Dreisitzer, ein wenig Musik, vielleicht Jazz, eine frisch erstandene Jazzplatte, second hand, versteht sich, aber gedämpft, draußen Schneegestöber und frostige Kälte, eiskalter Wind, schneidend und unerbittlich, drinnen Wärme, womöglich aus einem alten Bollerofen, gefüllt mit hartem, trocknem Holz, das leise vor sich hin knackend in knisternder Flamme verbrennt. Der Ofen strahlt eine der herkömmlichen Zentralheizung völlig abgehende Gemütlichkeit aus, absolute Winterromantik, ein verklärter Blick auf die Realität, man wird doch wohl träumen dürfen. Leise raschelnd Seiten umblättern, hier schauen, dort schauen, Bücher, Magazine, auf einem kleinen Tisch ein Notizblock, darauf Satzfetzen, einzelne Wörter, nachgeschlagen in der Wikipedia, angesammeltes Wissen, Redundanz. Kurze Unterbrechungen, Blicke, Worte, Berührungen, ein wenig Holz nachlegen, einen Kaffee kochen, der Duft von frisch gemahlenen Bohnen mischt sich mit der Ofenwärme, Heimat, Zuhause, dazu ein wenig Gebäck, dann wieder vertiefte Lektüre, Stille, aber nicht angespannt oder unangenehm.

[Aufkommende Altherrenromantik, man wird ja nicht jünger. Völlig unrealistische Assoziation - Platzmangel - bei Betrachtung der Ausstellungsstücke in einem schwedischen Möbelhaus. Vor der beschriebenen Konstruktion stehen bleiben und denken, drumherum Menschen, die einem Unbehagen bereiten - Blicke, Gespräche, Ideen, blättern in Katalogen, Kleidung und die Rückschlüsse, die man aus den Beobachtungen zieht - alles nur ein Ablenkungsmanöver, dann weitergehen und sich der Realität - Kinderzimmer - zuwenden. Auch gut.]
 
Fr, 04.01.2008 |  # | (378) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: schleichender wahnsinn



 
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