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Als Songschreiber

Die beiden unverwechselbaren Songs "angry young man with a gun in his hand" und "melancholie" sind als Aufmacher, Leitstücke, whatever, der neuen Platte einer Newcomer-Band, deren Mitglieder im Proberaum immer Unmengen billigen Bieres konsumieren und sich wirklich nicht benehmen wollen, gedacht. Ich bin nur durch Zufall dort hinein geraten, mein Interesse für die artistische Verdrehung von Buchstaben (als Laie) machte mich mehr oder weniger unfreiwillig zu einem im Hintergrund agierenden Popsong-Texteerfinder. Während also "die Jungs", verdammt gut aussehende Kerle mit unmöglichen Frisuren und den Manieren einer Horde Wildschweine im Vorgarten eines Reihenhauses im Berliner Umland, wild und gefährlich über die Bühnen dieser Welt hüpfen und in ausverkauften Tanzsälen vor tausenden schmachtenden Damen im Alter zwischen zwanzig und vierzig ihre Hemdchen aufreißen, um ihre unbehaarten Hühnerbrüste der wabernden Masse zur Schau zu stellen - ein Akt, der regelmäßig zu animalischen Schreiorgien bei den anwesenden Mädels (und auch vereinzelten Jungs) führt - sitze ich im stillen Kämmerlein, irgendwo hinter der Bühne oder zu Hause, auf der Couch und leide an meinem wenig bis gar nicht vorhandenen Talent zur Verdichtung von Inhalten, Verdichtung von Worten zu griffigen Pop-Texten, ein Song bitte nicht länger als dreieinhalb Minuten. Ich kann ja nicht mal ein Instrument spielen. Oft schau ich mir dann, mit Kopfhörern, um den infernalen Lärm der kreischenden Menge nicht aushalten zu müssen, die Aufzeichnung von Nirvana unplugged auf MTV an - Erinnerungen an die gute, alte Zeit, vor den Klingeltönen - und versuche, so leidend auszusehen, wie Kurt Cobain, bevor er sich seines Gesichtes beraubte. Leider passt mein Gesicht nicht zu seinem (weder davor, noch danach), genauso wenig wie der Rest von mir, ich bin kein Kurt, kein Pete, kein von Lotzow und kein Ullmann, ich bin ich, verdammt noch mal und die Jungs da draußen schreien meine mühsam aus dem Leib geschnittenen Silben in die Menge und werden dafür geliebt, als die sexieste und beste Band ever ever ever, man kann sie sich natürlich auch als Klingelton herunterladen. Die Songs. Bei MTV. Neid. Und jetzt verlangen sie auch noch, dass ich ein Foto für das Cover schieße. Aufgewacht.
 
Di, 20.11.2007 |  # | (607) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: auf der borderline nachts um halb zwei



 
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