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Russische Nächte

Ich bin ein unsichtbarer Vogel,
ich bin ein losgelöstes Tier.
Ich seh die ganze Welt im Fliegen,
aus wunderschönen Perspektiven.
(Olli Schulz, Unsichtbarer Vogel)




Wunderschöne Nacht, dunkel, kalt und still, "alles schläft, einsam wacht", da könnte ich glatt zum Sänger werden, die Gitarre auspacken und gesungene Geschichten erzählen. Schlimm nur, dass dabei die Stimmung flöten ginge, denn singen war noch nie meine Stärke und Gitarre, na ja, wer bringts mir bei? Deshalb kritzle ich unvollkommen und still in mein kleines Heftchen hinein, kritzekleine Gedanken, alles nicht der Rede wert, würde ich zeichnen können, könnte ich an den richtigen Stellen noch ein paar Skizzen anbringen, aber auch das ist nicht mein Ding. Lieder und Bilder bleiben also ungesungen und ungemalt in meinem Kopf, genauso wie verworrene Träume, in denen ich ganze Beiträge im Blog erträume, inklusive der Kommentare, ganze Diskussionen erträume ich mir, teilweise in russischer Sprache, dann schwimme ich mit einem kleinen russischen Jungen in einem Haifischbecken, ich glaube, es war in Florida, alles ganz lustig, der Hai ist ein Delphin, der sich als Weißer Hai verkleidet hat, dann wird es dunkel, die Eltern laden mich zum Essen ein, es gibt Borschtsch, Pelmeni und natürlich Wodka, guten Wodka, und am Ende sitzen wir alle am warmen Ofen, mit roten Nasen und glühenden Wangen, der Großvater, Deduschka, spielt auf der Balalaika, natürlich, wir singen schwermütige Lieder von der Heimat, Rodina, weite Felder, grenzenlos, endlose Weite, karge Holzhütten hier und da, alte Frauen sitzen davor und unterhalten sich, sie haben kaum noch Zähne im Mund, Mütterchen, Babuschka, sage ich zu einer, erzähl mir von deinem Leben, erzähl, bis Wehmut und Melancholie mich packen, bis ich am Boden liege, bis ich nicht mehr kann. Und sie erzählt und erzählt und ich schreibe russische Kommentare in mein Blog, diskutiere, an allem vorbei, verstehe nichts, nicht sie, nicht andere, nicht einmal mich und am Ende liege ich schlafend mit dem Kopf auf meinem Notizbuch, wache auf und erkenne wirre Schrift, kaum zu entziffern, Hieroglyphen, teilweise kyrillisch, wieder einmal eine verworrene Nacht, die Dämmerung lässt auf sich warten, ich lege mich ins Bett und falle in einen traumlosen Schlaf.
 
Mo, 18.12.2006 |  # | (472) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: schleichender wahnsinn



 
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