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1588 - WM-Splitter

Als ich am Freitag nach Hause kam, dachte ich, ein Bienenschwarm hätte die Hütte geentert und alle Insassen kompromisslos niedergestochen. Außer einem unangenehmen Grundton, der alle anderen Geräusche überlagerte, war nichts zu hören. Waren aber nur diese afrikanischen Tröten, die für mich nur noch Uweseeler heißen.

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Maradonna und seine unkonventionellen Trainingsmethoden. Im Prinzip brauchen die Argentinier gar kein Training, sie haben ja Messi.

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Einfach nur Fußball, das dämliche Drumherumgelaber bitte weglassen. Außer der Netzer, der darf bleiben.

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„Wenn Sie Boateng heißen, müssen Sie damit leben.“ (FAZ)

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Jemand fragte, ob in der deutschen Nationalmannschaft überhaupt noch Deutsche spielten. Blödmann. In dieser Mannschaft spielen ausschließlich sogenannte Deutsche. Man könnte natürlich, muss man aber nicht. Negativ war ja hier schon immer in.

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Es war einmal ein armer Häusler, der hieß Klapperzahn und hatte elf Söhne. In seiner Armut wußte er nicht, was aus den Jungen werden sollte. Deshalb stellte er mit ihnen eine Fußballmannschaft zusammen. Neben seinem Häuschen hatte er eine schöne, ebene Wiese, die wurde der Fußballplatz. Die Ziege verkaufte er für zwei Bälle, damit die Jungen trainieren konnten. Honza, der älteste, eine schrecklich lange Latte, wurde Torwart; die beiden jüngsten, Franz und Jura, klein und flink, stellte der alte Klapperzahn auf die Flügel.

Klapperzahns Wunderelf, eines meiner Lieblingskinderbücher.
 
Di, 15.06.2010 |  # | (407) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1567

Nach dem Regen nun Sonnenschein. Doch dem Mai bin ich sauer, er hat meine Erwartungen enttäuscht.

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Lost?

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Menschen mögen ihre Kinder nicht, denn sie stören.

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Kinder mögen ihre Eltern nicht, denn diese haben niemals Zeit für sie. Immer sind sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und versuchen dabei, die Kinder nicht spüren zu lassen, dass sie stören. Kinder mögen ihre Eltern nicht, denn sie erziehen. Ständig wollen sie irgendetwas beeinflussen oder gerade nicht beeinflussen. Wie sie sich gegenseitig lieben können, bleibt ein Rätsel. Vielleicht mögen sie sich am Ende doch?

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Auf ihrem aktuellen Album „Savana“ versuchen sie, sich aus ihrer Blaxploitation-Headzdrill-Ausgangssuppe etwas in Richtung einer Art „Indie-BigBeat“ freizuschwimmen. Dieses Vorhaben scheint durchaus pumpintensiv gelungen zu sein. Nun kann man allerdings durchaus geteilter Meinung sein, wenn heuer statt ausgeprägter Digi-Shaftismen eher die automatisierte Riffkraft einstiger Helmet-Meisterwerke den Unterboden stellt. Tatsächlich darf man hier aber absolut sinnstiftende Kraftmotor-Funktionalität attestieren. (PNG, aber die Musik ist ganz okay.)

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Wie wir nachts dort saßen und Bier tranken und diesen unheimlich blöden und blutigen Film von Mel Gibson schauten, wie ich sagte "Pass auf, gleich kommen die Spanier." als der Jaguarmann blutend zum Meer lief und die Spanier kamen und wir uns anschauten und lachten und draußen schien der fast volle Mond und die Nachtigall sang ihr Lied zur Nacht.

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Nichts ist sicher. Jeden Moment kann alles anders sein.

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Laufen ist etwas für Tiere, Fußball spielt man mit Gehirn. (angeblich einer von Louis van Gaals Leitsätzen)

Natürlich muss der Schöngeist dem schnöden Fußball abschwören, er muss ihn rigeros ablehnen. Geifernde, schreiende und saufende Anhänger, deren Gehirn irgendwo in der Kreisliga hängen geblieben ist und sich über Erbsengröße nicht weiter entwicklen konnte, dazu noch diese ganze Vereinsmeierei, im Großen wie im Kleinen, dieses gezwungene Miteinander und nach dem Spiel an den Grill stellen und wieder Bier trinken und alle streben nach dem großen Geld (als ginge es sonst niemals nie ums Geld, schon gar nicht in der Schöngeisterei, die sich nur mit dem Schönen und nicht mit dem Teuren beschäftigt), Prügeleien auf und neben den Plätzen und überhaupt: Fußball ist als Massenphänomen (in EM/ WM-Zeiten mit nationalistischem Charakter) überhaupt abzulehnen, da machen viel zu viele mit, wo bleibt da das Individuum?

Stimmt. Grundsätzlich.

Aber van Gaal hat recht. Stellt man sich einmal unvoreingenommen an einen Fußballplatz, lässt den Blick nur einmal über die FAZ auf den Rasen schweifen, beobachtet wie die Spieler eine Einheit bilden, wie sie Positionen einnehmen und wieder verlassen, wie sie rotieren, sich bewegen, um im richtigen Augenblick am richtigen Ort zu sein, was natürlich in den seltensten Fällen klappt, denn da sind ja noch elf andere, die genau das gleiche Ziel haben, nämlich den anderen Matt zu setzen, durch die gezielte Bewegung von Figuren auf einem großen Spielbrett, dann wird man erkennen, dass Fußball - wie andere Sportarten natürlich auch - mehr ist, als nur die Summe aller Bratwürste mit Bier im Stadion (heute: gesponsorte Arena) um die Ecke.

Aber natürlich: Das kann jeder halten wie die Dachdecker.

(In diesem Sinne: Man möge mir ein Knoten ins Taschentuch machen, nicht zu vergessen, unbedingt dies hier noch zu erwähnen und eine neue Tipprunde für Unprofessionelle einzuläuten.)
 
Mi, 26.05.2010 |  # | (439) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1548

In einem stillen Land - eines der besseren Geschenke. Eines der besten, womöglich. Sehr empfehlenswert, wenn man schwarz/ weiß mag und Menschen, stille Menschen.

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Rezepte ausdrucken, das ist doch auch irgendwie. In diesem damals™ rief man sich noch an, notierte Rezepte oder man schrieb sie einfach ab, wenn man irgendwo etwas aß, das besonders schmeckte und man sofort fragen musste, wie denn das Rezept sei. Heute gibt es Apps, die man ständig mit sich herum tragen kann. Oder man druckt sich Rezepte aus. Aber auch das ist wohl schon veraltet.

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Musik lieben, das liegt in der Familie.

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In den Kika-Kindernachrichten klingen die Krisen der Welt nicht mehr so schlimm, sie sind wattig-wohl eingepackt. Wenn man dann aus Versehen in die unzensierte Tagesschau-Version hinein schaut, schaudert es einen immer wieder. Wenn Menschen in gemäßigt schicken Klamotten aus gemäßigt schicken Wagen steigen und lächeln, als wäre es wichtig zu lächeln, als könnte man die Krisen der Welt einfach weglächeln, als wäre das Image so unglaublich wichtig und die Oberfläche sollte möglichst wenig zerkratzt sein, und, und, und. Nachrichtensendungen vermeide ich möglichst, es bringt ja doch nichts. Über das Leid der Menschen lässt sich besser lesen, als es durch blitzblanke Oberflächen hindurch scheinen zu sehen.

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Die Hauptschule.

In diesem damals™, am Gymnasium, traf ich immer wieder auf Mitschüler, die besonderen Gefallen daran fanden, auf andere geringschätzig hinab zu blicken, weil sie meinten, sich aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Form von Leistungsgruppe über sie erheben zu können. Dumme Maurer, blöde Maler, dämliche Handwerker. Natürlich funktioniert das wunderbar, wenn einem das schon immer so eingerichtert wird, vom Ingenieursvater, vom scheinintellektuellen Lehrer: Wir, hier oben, lesen. Die da unten saufen und rotzen in die Gosse. Hunde, die. Und die Statistik bestätigt diese Haltung. Je höher der Abschluss, umso höher das Einkommen, umso geringer die Arbeitslosenquote. Man kann das als gegeben ansehen und daran glauben, dass Leistung irgendwann, aus dem Bauch heraus oder meinetwegen von Gott gegeben, wachsen wird und alle Menschen glücklich werden. Man kann auch die Hauptschule abschaffen und alle Schüler in Gemeinschaftsschulen verfrachten, grundsätzliche Ansichten wird man so nicht verändern können.

(Umgekehrt übrigens genauso: Dem Eliteschüler aus der bilingualen Klasse wurde gerne mal die Fresse im Sandkasten poliert, weil der da oben und die da unten waren. Das war übrigens schon im real existierenden Sozialismus so.)

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Ach.com, egal - ist auch keine Lösung.
 
Fr, 07.05.2010 |  # | (542) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1506

Dieses Zwischending, die gelangweilte Zwangsgesundung und die ständige körperliche Kränklichkeit, unvernünftig sich irgendwohin schleppen, statt noch ein paar Tage rumzuliegen und vor Langeweile fast zu sterben.

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Das Internet ist kein hirnloser Raum.

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Blutblasen nach der ersten Gartenarbeit des Jahres. Irgendeine Gartenweisheit gelesen: Gärtnern macht lebenslang glücklich, Frauen und Suff nicht. Oder so ähnlich. Kann ich nicht bestätigen, alle drei lebensbestimmenden Angelegenheiten machen glücklich oder auch nicht.

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Spontane Liebeserklärungen, die als Äußerungen schlechten Gewissens wahrgenommen werden. Offenbart wohl Gegensätze in den Bereichen Erwartung und Erfüllung.

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Wie gerne ich doch "In Treatment" schaue.

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Im Herzen ein Nerd. Und vor allem Informationsjunkie. Das entspricht voll und ganz dem Wesen eines Menschen, der gerne auch als Klugscheißer wahrgenommen wird, wenn er sich nicht zurückhalten kann, wenn er immer wieder korrigiert, ständig auf Dinge hinweist, einfach viel weiß. Wissen ist wertvoll, strengt aber oft an, den Wissenden (der sein Wissen immer wieder auffrischen und erweitern muss), genauso wie seine Umgebung, die immer wieder mit Wissen in Berührung kommt, das sie selbst nicht hat, das sie selbst nicht interessiert, von dem sie gar nichts wissen will. Der nerdige Informationsjunkie, am Ende ein einsamer Mensch.

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Wenn ich einmal reich wär: Millionen gewonnen, alles zerronnen / Träumen ist gut, planen ist besser / Die Idee von Eigentum und Reichtum / Wer träumt nicht einmal von einem ganz besonderen Beauty-Urlaub / Luxusmesse in Wien / Millionen füllen jeden Samstag in der Hoffnung auf einen Millionengewinn ihren Lottoschein aus. / Wie wir uns beim Reichwerden selbst im Wege stehen. / Geld. Hat man welches, macht es zwar nicht automatisch glücklich, aber es beruhigt doch meistens. etc. pp.

(Angaben sämtlich aus dem Internet, deswegen ohne Gewähr. Siehe auch: Ein Portal zum Thema Glücksspielsucht.)
 
Fr, 26.03.2010 |  # | (448) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1483

Demnach vereinbarte fast die gesamte Mörtel-Branche, ab 2006 für das Aufstellen von Trockenmörtel-Silos auf den Baustellen eine Stellgebühr zu erheben. Vorher waren die Aufstellkosten im Mörtelpreis enthalten, nun wurden sie zusätzlich aufgeschlagen.*

Man stellt sich das dann so vor: Ein paar ältere, grau melierte Herren in feinem Zwirn, früher vielleicht selbst Maurer und Stuckateure, die schwieligen Hände längst weich und zart gepflegt und nun mit bestem Businesswissen ausgestattet, finden sich an geheimen Orten zusammen, einer der ganz Großen unter ihnen ist der Paten, der Pate der Mörtel-Branche, Don Mörtel, gefährliche Ruhe ausstrahlend sitzt er am Kopf einer langen Tafel und verkündet mit von Whisky und Rauch gegerbter Stimme die heiligen Gebote der Mörtel-Branche, ein Angebot, das niemand ablehnen kann.

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Wenn man über eine eigene, ganz individuelle Unart, die immer so unkontrolliert, fast touretteartig, aus einem heraus bricht, stolpert. Lernen, sich auf die Zunge zu beißen.

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Vielleicht den Lehrer in mir entdeckt?

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Bei Männern mit einem höheren IQ sei die Vorliebe für sexuelle Exklusivität und Monogamie im Allgemeinen stärker ausgeprägt.*

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Sicherheitslücke, auch so ein Wort. Als gäbe es so etwas wie perfekte Sicherheit, als könne man alles mögliche gegen ungewolltes Eindringen absichern, als würde ein Land, das all seine Bürger (mir schwirrte schon das Wort Insassen zwischen den Fingern) nicht vorsorglich überwacht, der perfekte Schmelztiegel für Terroristen, Kinderpornoristen und schwerstkriminelle Schwerverbrecheristen, die sich jederzeit und ständig per Telefon, E-Mail und Chats zu allerschwersten Straftaten verabreden, sein. Die verschiedensten Argumentationen, die nach der vollständige Aufhebung der bisherigen Vorratsdatenspeicherung auf den Untergang einer sogenannten Sicherheit hinweisen wollen (...massiver Rückschlag für die Bekämpfung der schweren Kriminalität in Deutschland. "Wir werden Tausende Straftaten haben, die wir nicht mehr aufklären können"...; Delikte aus dem Bereich des Terrorismus und der organisierten Kriminalität könnten nicht mehr "in der Tiefe aufgeklärt" werden. etc.), was sollen sie anderes sein als ähem Panikmache? Wo ist derjenige, der jetzt sagt: Okay, wir haben uns geirrt, es tut uns leid. Das nächste Gesetz wird natürlich der Verfassung entsprechen. Hahaha, jetzt muss ich selbst lachen, über so viel Naivität. Aber, wo kommt sie her, die Angst vor allem und jedem?
 
Mi, 03.03.2010 |  # | (582) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1476

Bloggen ist die Fortführung des Selbstgesprächs mit anderen Mitteln. (Herr B. aus B.)

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Wie sich in fast sechs Jahren die Wahrnehmung ändert, wie sich Einstellungen verfestigen, Meinungen bilden, Ideen reifen oder verworfen werden. Man nennt es wohl Alterungsprozess, der scheinbar nicht nur beim Käse etwas mit Reifung zu tun hat. Man neigt wohl auch eher zu sehr weit her geholten Vergleichen. Ein Beispiel: Vor sechs Jahren war das Internet eher ein nettes Spielzeug, ein Beiwerk, das man nach getaner Arbeit mit den Augen des Konsumenten betrachtete, ein etwas anderes Fernsehen. Heute würde ich sogar behaupten, dass ich ohne nicht mehr ordentlich leben könnte. Es hat sich eingschlichen, in jeder kleinen, noch so finsteren Ecke breit gemacht, ist zum Alltag geworden, morgens, mittags, abends, nicht mehr weg zu denken. Ein Großteil meines Wissens habe ich wohl aus dem Internet (ich hab meine Bildung aus dem Fernsehn) entweder direkt erworben, in dem ich mich tapfer durch Zeitungen, Blogs oder Foren kämpfte oder indirekt, in dem ich Empfehlungen, Ideen, Hinweise aufnahm und eine Menge mir neuer Lese-, Film- oder Musikwerke entdeckte, die ich ohne die (theoretische) Globalisierung meiner Wahrnehmungssphäre wohl nie bemerkt hätte. Ich würde auf dieses Internet genauso wenig verzichten wollen, wie auf eine gute Büchersammlung. (Nicht zu vergessen die ganzen Bekanntschaften, die ich aber ungern als virtuell bezeichnen möchte.)

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Wie ich auch gestern wieder feststellen musste, sind mir Machtkämpfe zuwider. Immer, wenn inhaltliche Diskussionen zu persönlichen Scharmützeln mutieren, möchte ich meine Sachen packen und weit weg rennen. Nein, ich bin wohl eher nicht zum Feldherrn geboren. Nichts gegen einen guten Diskurs, aber bitte doch nicht mit jemandem, der seine Partner (Netzwerke) aus strategischen und taktischen Gründen wählt (oder gerade nicht wählt), denn jener ist mir prinzipiell unsympathisch. Ehrlich währt am längsten, sagten uns schon unsere Urahnen und in den meisten mir bekannten Fällen, sind gerade diejenigen, die sich überwiegend an diesen Rat halten, die sympathischsten, diejenigen, die die meiste Anerkennung für sich verbuchen können.

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In letzter Zeit häufiger Antworten mit "Das kommt drauf an" eingeleitet. Dafür kann ich natürlich nichts.

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Kurz überlegt, nach einer Woche noch einmal zur Schulärztin zu gehen und ein Gespräch mit den Worten: "Guten Tag, können Sie sich noch an unser Kind erinnern?" einzuleiten. Diese Idee wieder verworfen. Sie wird sich nicht erinnern können und ich gehe davon aus, dass sie sich an weniger als zehn Prozent der von ihr untersuchten Kinder wird erinnern können. Schuluntersuchungen dürften Fließbandarbeit sein, die ständige Wiederholung standardisierter Test. Natürlich, wie sollte man auch sonst Ergebnisse vergleichbar halten? Wie man auf diese Art und Weise zu individueller Förderung kommen soll, ist mir allerdings noch nicht ganz klar. Aber vielleicht bewerte ich das auch über, weil ich die subjektiv wahrgenommene Unfähigkeit, ein Kind für die ordnungsgemäße Durchführung eines Teils der standardisierten Test motivieren zu können, persönlich nehme. Ja, so wird es sein wohl sein.

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Und das Schlimmste an diesem Selbstgespräch: Fängt man einmal an, fallen einem noch viel mehr Dinge ein.
 
Mi, 24.02.2010 |  # | (488) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1468

Von dieser Liste habe ich einundzwanzig Titel konsumiert. Das ist ein rundes Fünftel. Aber was sagt das schon über einen aus? Ist man nicht mehr Mainstream? Oder steckt man in einem anderen Mainstream, der ein wenig außerhalb des allgemeinen Mainstreams strömt, dem aber auch ein gewisse Anzahl von Strömlingen zugeordnet werden kann? Was sollen eigentlich Listen á la "100 Lieblingsbücher der Deutschen"? Wo ist der Unterschied zu Sendungen wie "Die 10 peinlichsten Auftritte bei DSDS"?

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Was du auch machst, mach es nicht selbst - "Schall und Wahn". Der J. fragt, was man denn nun alles nicht mehr selbst machen solle. Das könnte ironisch gemeint sein, sagt der Herr Papa. Seitdem läuft der Grundkurs "Ironieverständnis" im Familienfunk, ständig werden Dinge als ironisch bezeichnet. Danke, Tocotronic.

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Das hat mich wirklich beeindruckt. Und geängstigt.

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Ich glaube an die Unerschütterlichkeit der Pose.

(Dieser Gedanke, den ich erst in einem halben Jahr verstehen werde, kam mir, als Kinder im Faschingskostüm, sowie eine Frau in einem Kinderfaschingskostüm, durch die heiligen Räume rannten und so etwas wie Spaß in die vom Winter verschandelte Welt der untröstlichen Melancholie hinein zauberten, also mich zum Lächeln brachten. Es gibt so viele starke Posen, die den schwachen, dämlichen Posen dummer Poserdummbratzen so weit überlegen sind, dass man wohl eben an ihre Unerschütterlichkeit glauben muss. Wobei Glaube an sich schon suspekt ist.)

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Man kann die Tage der anginischen Schwindsucht nicht nur vor einem Buch sitzend verbringen, sondern den heißen Tee auch bei einem gepflegten Blutbad genießen, virtuell versteht sich (siehe auch). Ich bin so anfällig für Fantasy, dass ich selbst schon einmal anfing, eine Fantasygeschichte zu schreiben. (Da fällt mir ein, ich schrob schon mal eine Ritter-Geschichte, uhh.)
 
Mo, 15.02.2010 |  # | (384) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Lost im Schnee

Sack- und Packgeschichten, könnte ich schreiben. Die würden dann heißen "Wie mir alles auf den Sack ging". Das klingt irgendwie, ist es auch. Komisch, wie der Mensch ebend ist. An der Küste liegt mehr Schnee als in Bayern. Das ist doch toll für die Küste, aber deswegen muss man da doch nicht gleich hinfahren. Lieber zu Hause rumsitzen und rummeinen. Ach nein, geht ja nicht. Das Telefon ist tot. Ruhe in Frieden, Telefon. Ach nein, das Internet ist gleich mitgegangen und was sagt das Magenta-T? Trinken Sie Tee und beruhigen Sie sich mal, Sie Pfeife, Sie. Das geht einem dann natürlich auf den Sack. Wie der Schnee. Schnee ist schön. Zeitweise. Man kann rodeln und stapfen, toll. Das geht so zwei, drei Wochen gut, aber dann. Man friert ja ständig. Und alles ist immer gleich nass, wenn man durch die Gegend streunt. Und die Augen tränen. Heul. Also doch nicht gut, der Schnee. Überhaupt Wetter, kann man ja nie ertragen. Zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken, man könnte Zilliarden Blogs mit Wetterschmähungen füllen, ist aber jetzt nicht so zielführend. Also doch nicht an die Küste fahren, also doch nicht das Internet begutachten, die zu schreibenden Mails nicht schreiben und so weiter. Dinge nicht tun, gefangen sein. Und am Sonntagabend klingelt Tante Angina an der Tür. Ding Dong. Wohnt hier zufällig Familie B? Blöderweise machte die Liebste die Tür auf und wenig später gurgelte sie mit ekelhaftetestem Zeug (irgendwas mit Chinchilla). Ein Schicksal, das mir wohl auch blüt, denn ich habe sie geküsst. Die Liebste. Und Frau Angina wohl gleich mit. Und Halsschmerzen sind ja wohl noch schlimmer als der Schnee. Man könnte Zilliarden Blogs mit Krankheitsschmähungen füllen, aber wäre das zielführend?
 
Mo, 01.02.2010 |  # | (531) | 12 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1442

Jeden Morgen Schneefall und immer die gleichen Spuren auf der Straße: Ein Auto, ein Fahrrad, ein Mann und ein Hund. Jeden Morgen verlassen voll getankte Schneemaschinen, gesteuert von wild entschlossenen Schneemaschinenfahrern, den Hof des kommunalen Schneeräumdienstes und auch die Söldner der privaten Schnee- und Eisentfernerprofis machen sich auf ihren langen, anstrengenden Weg zum aus-rutschenden Kunden. Hinein in den kalten Morgen. Hier, irgendwo im Osten.

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Bad hair day

Schon am Klingeln des Telefons erkannte er, dass dieser Anruf nichts Gutes bringen wird. Hallo, sagte er, seit zwei Wochen war hier keine mehr Sonne mehr zu sehen, also lassen wir es langsam angehen. Und doch entwickelte sich ein düsteres Gespräch, gespickt mit vorwurfsvollen Hättettettets und auch ein paar "sollen" und "müssen" wurden eingeworfen, bis der Telefonhörer auf das Telefon flog und der Mann aus dem Fenster schaute, in das grauenhafte Grau dieses grauenhaften Januartages im grauenhaften Berlin. Nun ja, sagte er sich und schrieb ein paar Zeilen, die, wie ihm wohlmeinende Menschen bestätigten, mehrere Nägel zugleich auf den Kopf trafen, aber es waren eben nicht sieben auf einen Streich. Ein toller bad hair day, dachte er sich vor dem Einschlafen, fing schlecht an und ging beschissen zu Ende. Und so versank er in einen tiefen Schlaf und er träumte von Einstweiligen Verfügungen und Klageschriften und Excel-Tabellen, die sich nicht öffnen ließen und steuerte so durch die Nacht in den nächsten Tag hinein, der mit Schneefall begann.

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Ob dieses Jahr das Jahr des AAL (andere arbeiten lassen) wird? Man verkommt ja auch schnell mal zum Sklaven, selbst wenn man seit Jahren nicht mehr Praktikant ist.

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Sich wie ein Kind fühlen. Und sagen: Ein bisschen krank sein, das wäre okay. Ein kleiner Schnupfen, vielleicht, nicht mehr. Aber meistens wird es mehr und sowieso wünscht man sich doch nicht, krank zu sein. Auch nicht ein bisschen.

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Entscheidung über das Unterlassen oder Beenden lebensverlängernder Maßnahmen - Man bekommt so einen Packen Papiere in die Hand gedrückt, ohne Vorwarnung, aber verziert mit einem schicken Winterbildchen und dann liest man sich das alles durch, was man unterschreiben soll und denkt: Können wir nicht im Frühjahr darüber reden oder doch besser im Sommer? Wir setzen uns unter einen Baum und reden und es ist warm, vielleicht trinken wir dazu ein Glas Wein und all das, was in den Papieren steht und das, was dahinter steckt, ist weniger schwer zu ertragen, als jetzt, in diesem blöden grauen Januar. Als wäre der Gedanke an den Tod im Sommer weniger schwer als im Winter. Dass Leben im Prinzip nur aus Verantwortung besteht, hat mir vorher auch keiner gesagt.
 
Mi, 20.01.2010 |  # | (389) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

1435

Der Drei-Tage-Bart offenbart das Erscheinen dreier grauer Haarstoppel am Kinn. Nun ja, auch dies lässt sich nicht ändern, färben würde ich allerdings nicht, das wäre affig.

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Mit den Kindern durch den Schnee stapfen, anders kann man sich ja nicht mehr fortbewegen, nur noch stapfend durch das Schneemehl bewegen, das hat so ein bisschen was von Strandspaziergang. Der Große übt noch einmal für ein Diktat und fragt sich, was das eigentlich soll. Der Vater kann dazu natürlich einen Vortrag halten, denn seit Beginn seines Lebens war er in Obhut fähiger Pädagogen und weiß deshalb den unschätzbaren Wert von Wissen zu schätzen. Es macht doch schon einen Unterschied, hört man ihn sagen, ob du dich mit jemanden auf dem "Ey, Mann, Alter." - Niveau unterhältst oder dich einem reichhaltigem Wortschatz bedienen kannst, um von deinen jüngsten Abenteuern zu berichten. Sprache und Mathematik, wenn man es sich recht überlegt, kommt man, sofern man beides gut beherrscht und in der Lage ist, die Dinge anzuwenden und zu verknüpfen, recht weit im Leben. Auf dem Weg zurück, ein Stück von Pantha du Prince auf dem Ohr, schimpft der Vater ein wenig mit sich selbst, weil er sich soeben genau so anhörte, wie die fähigen Pädagogen, in deren Obhut er sich fast zwanzig Jahre lang befand. Das versteht man wohl unter Sozialisation.

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Dinge, die zu bedenken sind und die einem gleichzeitig die Luft zum Denken nehmen.

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Was man beim Durcharbeiten des eigenen Postfachs alles findet: Fast vergessene Konversationen mit fast vergessenen Menschen. Schön war es, schön ist es, noch schöner könnte es sein, wenn man nicht, ach, wenn man doch nur nicht, nun ja, Schneeschippen ist ja auch kein Mannschaftssport. Kinder, werdet nicht wie euer Vater, werdet wie eure Mutter, dann wird alles besser, möchte man ihnen zurufen.

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Im Winter anfangen, ein Spiel namens "Neverwinter Nights" zu spielen, das hat doch was. (Teil Zwo)

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Sie sagte dann, dass sie es schrecklich fände, Bäume zu pflanzen, nur um diese später als schnöde, temporäre Schmuckstücke im Wohnzimmer zu nutzen, so etwas könne sie nicht unterstützen. Mit der gleichen Begründung müssten Sie, rein theoretisch, auch Vegetarierin sein, antwortete ich ein wenig verwundert. Nein, sagte sie, dafür liebe ich meinen angebratenen Speck viel zu sehr. Nun ja.

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Kundin S. erfreute Herrn Prof. Dr. Schönheit mit der einfachen Feststellung ich wollte mir einen neuen Skin zulegen ungemein, war sie doch die erste Kundin der Praxis für kosmetische Chirurgie im neuen Jahr und sie sah so aus, als würde sie mehr als nur ein Mal ihren Kopf durch die den Türspalt der schweren Holztür stecken, nur um mal zu schauen, ob es etwas Neues gebe.
 
Mi, 13.01.2010 |  # | (512) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 



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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


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