Halb so wild Denkend neben sich stehen, viel zu viel, was da auf einen einprasselt, aus allen Richtungen, sich einigeln, zurück ziehen, innerlich jedenfalls, merken, was man wirklich will, so ganz allgemein und überhaupt und die richtige Musik gibt es dazu auch schon wieder nicht und gestern, wie auch schon vorgestern, wie schon letzte Woche und überhaupt schon im letzten Jahr, hat man sich vorgenommen, das alles locker zu sehen, weil es am Ende sogar, man sollte da wirklich ehrlich zu sich selbst sein, gar nicht so wild ist. Vielleicht. Der Hang zur Übertreibung ist ein kleines, feines Erbstück.
739 Leck-mich-Montag: Ach, macht doch alle, was ihr wollt. Ich kleide mich in zartem Rosa und tu so, als ob ich ich wäre. Auch wenn der linke Knopfkopfhörer heute überhaupt nicht ins Ohr passen möchte. Sind Ohrenöffnungen - diese Frage stellt sich ja augenblicklich - von variabler Größe? Montags ein paar Millimeter kleiner als am Donnerstag? Ach, macht doch alle was ihr wollt. Denk ich jetzt. [In the privacy of our love, Baby, denke ich jetzt und alle anderen, na ja, du weißt schon.]
729 Mein Gott, was hab ich heute für ein albernes Hemd an. Aber das ist sowieso ein alberner Tag, da kann man sich auch ruhig mal im Schrank vergreifen. Besser als im Ton, ja ja ja. Sorry, manchmal bin ich ein Sonderposten. [Wenn man lange nachdenkt, findet man so ziemlich alles albern. Am besten, Mann zieht sich dann in den örtlichen Elektroniksupermarkt zurück und stellt sich vor den ultrariesigen Flachbildschirm, um sich von den überlebensgroßen Destiny's Child gänzlich verunsichern zu lassen. Schön, morgen ist auch wieder ein Tag.]
722 Hätten die heute nicht gestreikt, dann hätte ich Hot Chip nicht gehört. Ich hätte gelesen. Hätte. Aber sie streiken und deswegen habe ich, jedenfalls nicht gelesen. Dafür aber gedacht. Und gehört. Beim Hören gedacht. Ja, auch laut. Beides. Zum Beispiel, dass ich mit dem BS 3000 ja auch nur das iPhone erfunden habe, im Prinzip jedenfalls, wenn man es ganz genau nimmt, allerdings nie Patentmilliarden dafür sehen werde. Nun ja, ich war jung und brauchte kein Geld und außerdem ist das alles ja schon längst im Archiv verschwunden. Und was bedeutet schon Reichtum? [ich war im alleinsein glücklich und zufrieden* - Das ist eine Kunst. # Krisen von Mitbloggern verunsichern mich, wer hätte das gedacht. Blogs als Reflektionshilfe. # Eine Francesca Huffman fragt mich unter dem Motto "Rock her World": Is your partner happy? Allerdings ist das Spam und Spam nimmt keinen Anteil, ist maschineller Dreck, wertlos, nutzlos. Obwohl, wenn man dem Bedeutung zumisst, dann. # Und dann sagte auch noch jemand: Der von Christo verhüllte Reichstag, das war doch absolut nutzlos. Ja, stimmt. Mir hatte es aber gefallen.]
721 Sich mit sich selbst langweilen. Obwohl, langweilen ist auch nicht das richtige Wort. Übersättigung, vielleicht. Ja. Diese kurze Fahrt mit dem Zug, mit dem Rücken in Fahrtrichtung sitzend, das war mal was anderes, eine Abwechslung und dann wurden Blicke ausgetauscht - verdächtig! Draußen war es aber grau und das Gesicht der Stadt hat sich seit der letzten Vorbeifahrt nicht verändert, ja, erstaunlich: Mehr als zehn Jahre alte Graffitis lächeln mir zu, wie alte Bekannte, jedes einzelne habe ich registriert und abgelegt, manche sogar abgezeichnet, irgendwo in einem alten Notizbuch schlummern diese Überreste. Und dann: Alexanderplatz. Weltzeituhr. Menschen. Übersättigung. Langeweile. Graues Gefühl.
Vereinzelt Ich weiß nicht. Also eine Spur von Null-Ahnung. Vorteil: Man kann noch eine Menge lernen. # Dieser Anflug von Fußballbegeisterung, woher kommt denn das nun schon wieder? Es lebe der Sport und nun wird gegen den Ball getreten. Drum herum fanatische Mütter, die Väter eher gelassen - für die ist das doch noch Kinderkram. Kinder sind auch so etwas wie Extremsport, jahrelang. # Koch weg oder nicht. Nicht, dass es mir egal wäre, nein, nein, nein. Hauptsache ist! Verstehen Sie? Nein? Also bitte, regieren Sie r e a l i s t i s c h e r. Eine Hoffnung. # Schmidt raucht öffentlich! Hat er Visionen? Sagte er Jehova, etwa? So scheint es, also: Steinigt ihn! Auf den Poden mit dem Purchen. Ja ja, Rauchen ist so mit die furchtbarste Sache der Welt, aber wissen Sie, mein Opa starb an Lungenkrebs und dabei hatte er sich niemals nie nen Glimmstengel angezündet. Was solls, mit Radikalitäten ist zunehmend zu rechnen, nicht nur beim Wetter. # Durch Zufall: Das Leben irgendwelcher Milliardäre. Nun ja, das ist ein Leben, sag ich Ihnen. Sollte ich nun neidisch sein und leise vor mich hin weinen oder doch lieber dem noch laufenden Sudoku-Spiel hingeben, jetzt da die Lektüre des einen Buches abgeschlossen ist? Oder sollte ich mich in die Badewanne begeben und darüber nachsinnen, ob es erstrebenswert wäre, eine 250 Millionen Dollar Farm zu besitzen? Ganz zu schweigen von den vielen vielen anderen Immobilien, die man sowieso selten sieht? Was sagst du? Interessiert dich auch nicht? Aber, das ist doch, ach ja, RTL, stimmt ja, da wird mit krass konkreten Summen um sich geworfen und der arme Schlucker verzieht sich vor lauter bling-bling in ein Armeneckchen zwecks Neidausübung. Ja, dieses schwierige Sudoku-Spiel, diese Wahl fiel ja nun wirklich nicht schwer. # Den Spaß am Bloggen muss man sich auch erarbeiten, manchmal. Und da wären wir wieder bei der Neiddebatte. # Vorsicht, im Augenblick ein wenig jähzornig und unausgeglichen.
Vereinzelt Aus einer Laune heraus ein Pet Shop Boys-Album erstanden. (Obwohl "erstanden" ja eine völlige falsche Umschreibung des tatsächlichen Vorgangs ist. Man kauft elektronisch und stapelt gekaufte Platten - eingezwängt in diktatorischem DRM, schöne Freiheit - auf Laufwerk xy. Zum Glück zeigt der Musik-Player der Wahl die jeweiligen Cover an. Meistens.) # Rheinkilometer 650. # Mit dem falschen Menschen am richtigen Ort, ein Gefühl von Entfremdung. Jetzt tut es mir leid. # Straßenbahnhaltestelle, kaum noch Platz, überall Menschen, rauchend, schwatzend, Musik hörend, lesend, dazu Baulärm von hinten, vorbei fahrende Autos, Straßenbahnen, Busse, Großstadtlärm, wie man es doch vermisste, es in genau diesem Augenblick bemerken. # Angst, diese Ursuppe im Hirn, einen langen, breiten Essay ausarbeiten, gedanklich, ausschmücken mit wirkungsvollen Beispielen - Höhenangst - für Außenstehende fühlbar machen wollen, aber geht das überhaupt? Da gab es doch noch dieses Buch, irgendwo verschwunden in der behelfsmäßigen Buchaufbewahrungshölle. # Neben dem gedachten Text entsteht eine gedachte Foto-Dokumentation. Dazu: Erinnerungen an eine Kurzgeschichte, in der ein Mann Romane nur erdachte, nie etwas aufschrieb. Er starb arm und unbeachtet, versteht sich von selbst. # MIT (Achtung, myspace.)
Gedankengang Musik. Ja, Musik, das geht immer. Pulsschlag, im Takt, Musik also, immer Neues entdecken. Neuland. Und dann Bilder. Bilder, lieber als Texte, alles inzwischen viel zu anstrengend, obwohl, dieser eine geht und bringt eine neue Idee, aha, eine Idee, da ist sie, aufgeschnappt und eingepackt, ein Text, kein Blog, nein, nein, bloß nicht, Ausgeburt der Langeweile, nein, sogenannte Weltliteratur, wenn das der Autor wüsste, er versteckte sich hinterm Ofen, ist aber nicht mehr, der Gute. Also ein Text, eine Idee, denn da gab es das passende Bild dazu und auch das Wetter spielte mit und die Musik, ja, die passt ja immer, aber irgendwo auch wieder langweilig, die Idee, statisch und dynamisch zugleich, statisch die Handlung, dynamisch die Gedanken, Assoziationen. Also, eine Musik mit Bildern und Texten, hätte der Tag doch mindestens noch achtundvierzig Stunden mehr.
Adventskranz Mit dem Morgen kommt das Grauen. Zitternd, frierend erwachen, die Glieder schwer, schmerzend, Kopf, Rücken, Beine, bin ich das oder doch der hustende, schnaufende, alte Mann, der mich gestern annieste und mich unglaublich anekelte? Jetzt nur nicht schlapp machen. Du, sage ich, aber deine Augen sind genauso schwer wie meine, schwerer noch, du willst etwas sagen, aber dein Mund bleibt verschlossen. Regenwasser rinnt die Rinne hinab, es tröpfelt und plätschert, ein starker Wind bläst gegen die Hauswand, meine Decke fliegt vom Bett und ich trage meinen willenlosen Körper hinaus, geradewegs zum Arzneischrank, der die Linderung birgt. Gib mir alles was es gibt, so klingt es mir im Ohr und nach einer Weile wird der Kopf klar. Die Beine immer noch schwach, das Zittern hat sich tief in die Knochen gegraben, Knabengeschrei bringt den Antrieb, wären die nicht hier, herrschte hier Totenstille, Krankenhausmief, zum Glück nicht. Tee, Tee, Tee, den ganzen Tag fließt Tee aus Kannen, Weihnachtsschmuck schmückt sich von allein an verborgenste Stellen, warmes, gelbes Licht, dezent versteckt, Kerzenschein, es wird warm, kitschig muss es sein, höre ich aus dem Telefon, schön kitschig und wer Weihnachten nicht mag, scheint arm dran zu sein, scheint Geborgenheit nicht zu kennen, nun ja, sage ich, da konnte vielleicht etwas dran sein, aber Familie, das kann ja so manchem auch zur Last werden. Das Grauen hat sich ein wenig gelegt. Zwischen dicken, dunklen Wolken schaut blauer Himmel hervor, Zuversicht ergreift uns, alle. Der Gang zum Arzneischrank ist obligatorisch, aber wir müssen raus, raus, raus hier, an die frische Luft, andere Umgebung, weg, weg von hier, sonst geht man ein, Langeweile mit Soße. Holländerviertel. Parkplatz an einem Laden, der für Schokolade aus Ziegenmilch wirbt, lactosefrei, aber schmeckt das auch? Kleine, rote Backsteinhäuschen - Backsteine aus Rathenow, 18. Jahrhundert - darin kleine Läden, "Kunst mit Sinn", "Laden 37", da muss ich schmunzeln. Die Liebste schwärmt aus, sie hätte auch gerne so einen kleinen Laden, nur Sachen, die sie mag, aber bitte nicht die Elfen, Made in China, das ist doch blöd, nee, nee. Dafür Herrnhuter Sterne. (Betrachten Sie bitte auch diese Internetseite.) Bringen wir doch ein wenig Licht in den Advent, die kleinen, roten und gelben, die strahlen ganz leise, unaufdringlich, kein buntes Bling-Bling, da bekommt man doch epileptische Anfälle, nein, gemütliches, warmes Strahlen, ein Stern im Fenster, dazu noch Tannenduft, Ende Dezember gerate ich immer ins Schwärmen, Träumen und dann später: Neujahrsernüchterung. Weihnachtsmarktberieselung. Die Straßen sind noch recht leer, gutes Durchkommen, vorbei an den Ständen voller Unsinn, was soll man denn mit häßlichen Weihnachtsmannwitzfiguren, die auf Motorrädern sitzen und blechern "Jingle Bells" singen? Das nenne ich grausam. Glühweinstände, Lebkuchenherzen mit lustigen Sprüchen, komm Schatz, wir hängen uns eins um, vielleicht "Du bist mein Hasischnuckiputzi"? Nein, nein. So geht das nun auch wieder nicht. Was sollen die anderen denken? Welche anderen? Ach ja, da sind ja noch ein paar. Alles mögliche trifft man hier. Uns, eine bepelzte Lady, den forever-busy Manager, telefonieren bis zum Herztod, den mit Jogginghosen bekleideten Sternburger-Trinker, vielleicht gibts hier ein paar weggeworfene Flaschen im Mülleimer? Lass uns besinnlich bleiben, also gehen, irgendwann gehen die Lichter rundherum an, zum Nachmittag wird alles duster, es riecht nach Zimt und langer Bratwurst, Glühwein, Punsch oder Punch, steht einer Hütte geschrieben - da trifft dich der Schlag. Nun doch noch ein bisschen Feeling, ich will nach Hause, Plätzchen backen, so will es die Tradition, aber doch nicht mehr heute, sonst fallen wir noch um, vor Erschöpfung, lass uns einen Kaffee trinken, Sterne schauen, Herrnhuter Sterne - ich wusste gar nicht, dass wir schon oft durch Herrnhut gefahren sind - und wenn wir besinnlich werden wollen, singen wir gemeinsam "I love my Leid" oder vielleicht doch "I love my Spießerleben"?
Aus der Reihe Kraftwerk am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen. [Sonnenschein. Verstrahlt?]
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(geborgt bei flickr)
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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