Morgen Morgen. Morgen werde ich ein Foto machen. Und ich werde Milch kaufen. Nein, nicht nur einfach Milch kaufen, ich werde Milch bunkern. Ich komme aus dem Osten, ich weiß, wie das geht. Einfach bei Kaufland ranfahren, reinstürmen, kistenweise Milch aufladen und dann ab durch die Mitte. Obwohl, ist ja Prenzlauer Berg. Egal. Hauptsache, wir haben genug Milch im Schrank. Kaffee ohne Milch, also, ich meine. Nun ja. Gut. Morgen. Morgen werde ich auf jeden Fall ein Foto machen. Das muss schon drin sein.
821 7 Sünden, Bier, eine Nacht, Knutschfleck (nicht ich), Berlin, Berlin, wir fahren durch Berlin, sehr zerstückelt, das Ganze, viel Halbes und morgen alles ganz anders, habe ich heute schon gesehen und am Sonntag führt man den Kater aus und füttert ihn mit Aspirin, um dann nüchtern das Auto zu betreten, um alles hinter sich zu lassen, für Tage.
Mal draußen sein Man schaut mich heute an. Frau schaut mich heute an. Also, in erster Linie Frau. Komisch. Sind es die perfekt liegenden Haare? Der angetäuschte Dreitagebart? Habe ich einen Popel auf der Nase? Erst einmal Nase putzen, wie Mutti es gelehrt hat. Schnaub. Warten auf die S-Bahn. Hallo S-Bahn, aber was ist das? Ein Typ, so jung wie ich, also mindestens so alt - hab ich am Bartwuchs erkannt - steht neben mir, mit einem Skateboard in der Hand. Trau keinem über 30 der nen Skateboard hält, flüstere ich ihm ganz schelmisch ins Ohr, die S-Bahn-Aufsicht rettet mich zum Glück. Dann: Willkommen im alten West-Berlin. Ich sage "Hallo, altes West-Berlin. Tut mir leid, mit deinem alten Flughafen, aber du hast ja noch das Cafe Keese." Nun ja. Erträumt ist hier ein Büro im ersten Stock oder im zweiten. Altbau, Jahrhundertwende, die vorletzte, wenig Straßenlärm, Spatzen tschilpen auf dem Hinterhof, das hört sich schon sehr nach Berlin an. Und dann schwerste Gedankenarbeit, ganz hermetisch eingeschlossen, Fenster zu, die Funzel an und los. Na ja, eben nur ein Traum. Dafür "Das Schloss" gefunden, es liegt in Europa und wenn ich groß bin, mach ich in Zertifizierung und werde Multibilliardär. Jetzt aber noch nicht. Jetzt bin ich niedergeschlagen. Diese Veranstaltung hier, so behauptet es jedenfalls die FAZ und diesem riesigen, papiernem Supertanker sollte man schon gewissen Glauben schenken, also diese Verantsaltung hier, habe im Prinzip und überhaupt nicht den gleichen anspruchsvollen kulturellen Wert, wie zum Beispiel der Schnuffelduffelsong mit seinem überaus anspruchsvollen kulturellen Wert, der urheberrechtlich und höchststaatlich zu schützen sei, interpretationstechnisch gesehen. Ungefähr 27 Sekunden lang dachte ich daran, dieses Blog abzuschalten.
810 Und gerade eingefallen, so einfach holterdipolter, ist mir feeling so real. Eine Zeit, in der ich scheinbar noch Singles in Plattenläden kaufte. Na gut, da ging ich ja auch zur Loveparade und nahm trotzdem
805 Spontan etwas gedacht, eine Kaffeetasse, die mehr schlecht als recht abgewaschen war und noch Tee- und Kaffeeflecke aufwies, in der Hand und einen frühlingshaft warmen Sonnenschein im Gesicht und vor einem schwer zu bedienenden technischen Gerät - deutsche Marke, gebaut in China - stehend und sowieso recht gesunder guter Laune im Herzen, also spontan gedacht, dass man sich ja auch mal ganz allgemein für den einen oder anderen kleinen oder auch großen Ausrutscher - Gedanken, Taten, irgendwas - im Grunde grundlos einfach mal so für sich selbst entschuldigen könnte. Das gäbe doch sicherlich Karmapunkte im Muttiheft und vielleicht auch ein angenehm gutes Gefühl in der Magengegend. Und dann, als das schwer zu bedienende Gerät aus China das graue Papier einzog, um die darauf befindlichen Buchstaben zu digitalisieren und so für eine weitere Bearbeitung nutzbar zu machen, habe ich ganz leise und zwischen meinen leicht rasierten Wangen, also geradewegs zwischen Ober- und Unterlippe heraus, ein solches, wenn auch fremdsprachliches "Sorry" hinausgeflüstert, mitten hinein in den weiß gestrichenen Raum, der nach Arbeit roch und auch nach Mülleimer. Ich habe keine Ahnung, ob das nun Karmapunkte im Muttiheft bringt, aber es tat eigentlich ganz gut, so mit frühlingshaft warmer Sonne im Gesicht. [Ab jetzt bin ich vielleicht wieder Menschenfreund.]
Sonntag Guten Tag. Im Prinzip alles wie immer. In der Nacht versuchte ich, Solaris 10 5/08 auf meinem alten 486/33 SX zu installieren, vorher hatte ich auf insgesamt sage und schreibe 4 Megabyte RAM aufgerüstet. Leider versackte ich bei Diskette 243/516 und schlief mit dem Kopf auf der Tastatur ein. Am Morgen nervte der Nachwuchs und wurde prompt zu den Großeltern abgeschoben, das liegt im Interesse aller: Wir, vor allem ich, haben unsere Ruhe, der Nachwuchs erholt sich von uns und die Großeltern bleiben körperlich fit. Klar. Später holte ich dann frische Brötchen vom Bäcker (Sie erinnern sich an Chantal? Die macht da keine schönen Augen mehr, ist aufgegangen wie ein Hefekuchen und die leckeren Brötchen sind inzwischen dreimal so teuer wie damals, man nennt das wohl Inflation.) und frühstückte so leidlich mit der Partnerin dahin, im Radio lief irgendwas aus den 80igern, 90igern und das Beste von heute, sie las Zeitung und ich bastelte mir aus Streichhölzern einen sogenannten Augenaufhalter. Danach setzte ich mich provokant an den noch mit einem ordentlichen Betrübssystem auszustattenden Oldtimer-Rechner (Baujahr weit zurück in den 90igern, Computermittelalter), wurde allerdings sogleich am Schlawittchen gepackt und in eine dieser spießigen Kleingartenanlagen entführt. Das nennt man wohl modernen Feminismus. Arbeite, hieß es dort ohne Umschweife, obwohl mir für diesen geheimen Ort die ewige Ruhe und Glückseligkeit versprochen wurde, für die ich bereitwillig auf jeden achso alltäglichen Luxus verzichtetete, "das ist voll angesagt und hipp" sagte man mir mal, aber nicht, dass es mit körperlicher, schmutziger Arbeit verbunden ist, die ich zutiefst verabscheue. Das Leben ist hart und nur die harten komm' in' Garten. Nach achtstündiger körperlicher Schwerstarbeit ohne Grill, nur mit Bier und einer nervenden Nachbarin vom Typ typischer Ossi, hatte ich auch keine Lust mehr auf Betrübssysteminstallationen, sondern mehr auf installationskünstlerische Träume im weichen Federbett, das aus allergischen Gründen ja doch keines ist. Ach, ich trieb auch Leistungssport, ein wunderbarer Ausgleich zu körperlicher Schwerstarbeit, unterhielt mich so leidlich mit der Lebensabschnittbegleiterin, löste zwei bis drei Sudoku-Rätsel und puschte mein geistiges Alter nach einer Methode von Dr. Kawashima, fühle mich jetzt also außerordentlich jung und den Gefahren des alltäglichen Alltags (Großstadtdschungel, Bürostühle, Kindergartenbekanntschaften) gewachsen. Was dann noch abging, verrate ich hier aber nicht, das geht ja alles keinen was an. Und nächstes Wochenende vielleicht wieder Fußball (Ballpumpe kaufen!).
Vereinzelt Die Vorstellung, als genetisch zurecht gebastelter, gefühlsgedämpfter Neo-Mensch in einer halb-virtuellen Scheinwelt zu landen, mich zwecks Ernährung in den Restpfützen eines austrocknenden Ozeans zu wälzen und dabei an praktisch nichts und niemanden zu denken, lässt mich ein wenig verstört zurück, obwohl die Vorstellung einer gepflegten Langeweile nicht ganz uninteressant erscheint. (Houellebecq - Die Möglichkeit einer Insel) # Die Bahnen fahren im Minutentakt ein. 5, 4, 3, 2, 1. Das ist mir nur beim Blick auf die Anzeigetafel aufgefallen. # Ein Typ trägt ein T-Shirt, auf dem Iron Maiden steht. Das war ja überhaupt nie meine Musik. Ich hatte allerdings mal eine einwöchige Metallica-Phase, fiel dann aber schnell wieder in meine elektronische Lethargie, in die Huldigung des Künstlichen zurück. # Sobald ich die Konsole öffne, kommuniziere ich mit der Seele des Computers, schaue in das verborgenene Innere und kann ihn vielleicht, unter Zuhilfenahme des fucking manual, ein wenig kurieren. Der digitale Medizinmann. # Einen weißen Mac gekauft. (aufgew.) # Etwas mehr als nur ein bisschen wollen und dabei merken, dass man selbst auch nicht besser ist, als alle anderen. Rückzug ist ja manchmal auch ein Angriff, reine Interpretationsfrage. # "Wie, ihr habt noch kein Haus gekauft?" (Rebellion im Mittelstand) # Anhand von Pokemon-Karten wird Kindern die Einfachheit des Marktes spielerisch bewusst gemacht. Angebot, Nachfrage und wenn man Glück hat, ist der Stapel abends höher als am Morgen. Dann hat Kind alles richtig gemacht, ist der Gewinner, während der zwangsläufige Verlierer sich zuhause das Genöle seiner Eltern ("die Alten") anhören muss, wie teuer doch die Anschaffung dieser Unsinnigkeit überhaupt war (im Verhältnis) und das demnächst gefälligst das Taschengeld dafür herhalten muss. Man kommt da übrigens auch gar nicht raus, das ist so ein Gesellschaftsding, bei dem man auch immer mitmachen muss. # In der S-Bahn sitzt ein alter Mann, er spricht laut und hört sich dabei ein wenig wie Benn an. Er benutzt zuweilen diesen Alt-Berliner Grundton, der sich irgendwie von der heute in der Öffentlichkeit gebräuchlichen Sprache unterscheidet. Heute redet man hochdeutsch, dreckberlinerisch oder irgendetwas mit "Alda, isch mach disch kaputt." oder so. Aber nein, das ist nur eine Feststellung, keine Wertung. # Ein wenig mehr Sonne wäre auch okay.
Sorgen Huch, denke ich immer, wenn der Fernsehturm hinter einem Dickicht grau-schmieriger Wolken verschwindet, ist es endlich vorbei? Ist Berlin verdienterweise von der Landkarte verschwunden und hat Magdeburg seinen rechtmäßigen Platz als wahre Hauptstadt des deutschen Reiches eingenommen? Das ist natürlich absurd. Deswegen schwinge ich dann auch immer ganz schnell meinen gut gebauten Alabasterkörper von der wunderbar angenehmen Federkernmatratze, hülle ihn in einen wohlig-flauschigen Bademantel, natürlich ganz in weiß, und begebe mich zwecks Anblick und Verspottung der in die Büros marschierenden Massen ("Nichtsnutziger Pöbel!") auf die mit einzigartigen Marmorfliesen aus Carrara bedeckte Terasse meines Penthouses. In der Ferne schwimmt ganz unbeeindruckt ein azurblaues Meer vor sich in und stößt regelmäßig an die Kanten seines Ufers, ganz ohne sich dabei zu verletzen. Die Palmen sollten mal wieder gegossen werden, denke ich dann, der Poolboy, diese faule Sau, vergnügt sich schon wieder mit dem russischen Au-pair-Mädchen, obwohl ich der doch eingebläut hatte, sie wäre nur mein, mein, mein und die Liebste hat sich schon wieder den Lamborghini für ihre Shopping-Tour aus der Garage geholt, obwohl ich ihr schon tausendmal gesagt hatte, ihr stünde der 911er viel besser und wäre zudem auch viel leichter durch diese dämlichen Parkhäuser zu lenken. Hauptsache, sie macht mir da keinen Kratzer rein. Mein Gott, dieses Leben ist eine Qual, jetzt erstmal Zeitung lesen, dann alte Klamotten anziehen, in die ranzige, verrauchte Bar irgendwo dahinten schlendern und bei ein paar Drinks vom Bukowski-way-of-life träumen.
Vereinzelt Zwischen Sonnenschein und blauem Himmel mit Rückenschmerzen beschäftigt. Die ziehen so von der Schulter in den Nacken und krallen sich am Ende den Kopf, den sie laut schmatzend verspeisen, schmerzhaft und endgültig. # Zwei U-Bahn-Stationen gefahren, in dieser Zeit eine Geschichte ausgedacht, wie produktiv das Gehirn plötzlich sein kann, so etwas ist ja schnell dahin skizziert und prächtig bebildert, das läuft im Zeitraffer, nur das Schreiben, das hängt dem Denken nach und auf dem Weg vom Kopf zu den Fingern geht eine Menge verloren. Allerdings, ich bin nur Blogger. # Auf einem der Wagen ist ein Graffiti, t2b nennt man das, erinnere ich mich, top to bottom oder ist das gar ein whole car? Lange her, alles. So vieles. Aber kein Grund zu verzagen, nicht aufstecken, aufgeben, es gibt noch eine Menge zu tun. # 10 Euro für die Kunst, zwei Bücher inklusive Versand, na, wenn das mal nix ist und dann noch bei Hugendubel vorbei, aber nicht reingehen, die Kreditkarte stecken lassen, draußen scheint nämlich die Sonne und wärmt die Hände in der Jackentasche. # Über Liebe: Es wurde mir gesagt, es handle sich bei der Liebe nicht um die eingeborene Not des Mannes zum Weib, die mir nicht unbekannt war, sondern um etwas viel Höheres, Zartes, Feines, von dem man in Worten der Prosa nicht sprechen kann. Dieses schwer Beschreibbare zu finden machte ich mich auf den Weg. Die Memoiren des Blasierten - Alfred Döblin Das Stück endet dann aber mit dem Satz: Mein Gott, hilf meiner kranken Seele bald. Kein einfacher Weg. # Melancholie liegt über allem, wenn man nur will und das kann sich auch gut anfühlen, so rein bauchmäßig. Ein russisches Gefühl von elendiger Weite. Allerdings war ich noch nicht in Russland, kann das Gefühl also nicht überprüfen, sondern nur schätzen, aber fahren Sie mal von der A20 in Richtung Anklam (B199) und dann weiter nach Usedom, dann verstehen Sie vielleicht, was ich meine. (Ich habe da mal etwas vorbereitet.) # Streckenweise das Gefühl, etwas Besonderes machen zu müssen, etwas Abweichendes, etwas mit anderen zusammen, geistige Erbauung. Aber bekommen Sie mal die Leute zusammen. Nach der Sommerloch-Geschichte frage ich mich tatsächlich, ob man selbst diese Tipp-Geschichte überhaupt noch einmal auf die Reihe bekäme. Man wird es wohl sehen. # (Vielleicht sollte man aber auch alles alles alles boykottieren, was man bis vor kurzem noch relativ toll fand? Jahrelang darf China machen und tun und machen und tun und bekommen dafür auch noch dieses Symbol geschenkt, dieser Werbespiele, obwohl doch jeder weiß oder zumindest ahnen sollte, dass dort am Ende kaum etwas zimperlich vollbracht wird. Und nun schwingen wir bitte mal die Moralkeule. Jetzt also schon. Ingesamt ein ärgerliches Thema, das wütend macht.) # Am schönsten sind immer die Nullkommentarebeiträge. Enthaltungseinträge. Enthaltungsbloggen. Stumm lesen, stumm schreiben, hinnehmen und genießen, aber was bringt dies dem Verfasser? Nichts. Sehr schade. [Und es gäbe noch viel mehr. Im Moment fühl ich mich wie ein machine gun.]
Alltagsbanalität „Und wenn ich nicht schlafen kann, betrinke ich mich mit billigem Rotwein aus dem Tetra-Pack.“ „Als wenn du nicht schlafen könntest.“ „Man muss sich auf alle Eventualitäten vorbereiten.“ „Dann kannste auch putzen, staubsaugen oder so.“ „Nachts um drei den Staubsauger schwingen?“ „Na gut, kannst ja auch die Fenster putzen.“
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(geborgt bei flickr)
Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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