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Maschinen und ich

Die Frage, ob man irgendwo angekommen ist, kann man sich selbst beantworten. Man fährt los, schaut vorher in einen Plan, wenn man nicht genau weiß, wie man dort hin kommt, ansonsten lässt man sich von seiner Kenntnis leiten. Im Zeitalter der Satelliten und des allgegenwärtigen Internets verlässt man sich seltener auf seine Kenntnis, man googelt, um zu wissen. Einen Stadtplan habe ich schon lange nicht mehr, jedenfalls keinen aktuellen. Wenn ich irgendwo hin möchte und nicht weiß, wie, frage ich Google. Google sagt es mir, ich kann eine Route ausdrucken und finde den Weg. Ich erlange Kenntnis, bevor ich losfahre, weiß also schon Bescheid, bevor ich den Schlüssel im Zündschloss umdrehe. Neuerdings will ich mich auf eine Maschine verlassen. Ich sage der Maschine, wohin ich möchte, sie leitet mich. Mithilfe von Satelliten und des Internets. So die Theorie. In der Praxis werden Routen ständig neu berechnet, verwirrende Auskünfte erteilt, die gar nicht stimmen können - wie zum Beispiel "Fahren Sie sieben Kilometer geradeaus." und kurze Zeit später "An der nächsten Kreuzung links abbiegen und wenden." dann wieder "Fahren Sie sechs Kilometer geradeaus." - Satellitensignale gehen verloren, Geschwindigkeiten übertreten, obwohl man steht. Das führt zu Verwirrung und Belustigung, aber nicht ans Ziel. Wahrscheinlich bin ich dem nicht ganz gewachsen. Wahrscheinlich bin ich einer, der Routenpläne aus dem Internet ausdrucken muss - ein Internetausdrucker - nicht geschaffen, der netten Stimme einer Maschine zu folgen. Ich folge lieber der Stimme der Beifahrerin, befrage lieber ein Kind, auf das es einen Blick auf das ausgedruckte Kartenmaterial werfe, ich kann mich nicht hundertprozentig in die virtuellen Arme einer Maschine fallen lassen. Um Maschinen zu vertrauen bedarf es Vertrauen, das ich nicht habe. Maschinen werde ich immer skeptisch betrachten. Und trotzdem nutzen.
 
Mo, 26.04.2010 |  # | (811) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung


jean stubenzweig   (27.04.10, 11:35)   (link)  
Genauso habe ich es immer wieder erlebt, wenn ich mit derart navigierten Piloten unterwegs war, ohne Ausnahme. Mir kommt so ein Ding nicht ins Fahrzeug. Ich nehme die gute alte Straßenkarte, und ein Kompaß liegt immer im Auto. Außerdem fördert das Fragen nach Wegen eine sich zusehends zurückziehende menschliche Eigenschaft: das Gespräch. Und wenn man dann tatsächlich länger gebraucht hat als mittels Satellit et cetera, dann lag's in der Regel daran, daß man irgendwo in einem Gasthof gelandet ist.


bufflon   (27.04.10, 13:58)   (link)  
Eine Kompass, das wollte ich noch erwähnen, trage ich in Form einer Maschine (manche nennen es Smartphone) mit mir herum. Bisher brauchte ich diesen aber eher gar nicht, denn bisher kam ich auch ohne gut ans Ziel.


idiotin   (27.04.10, 14:59)   (link)  
Wir benutzen diese Maschine inzwischen nur noch zur Bestätigung der gewählten Richtung. Oder eben nicht. Eigentlich ist die nur noch dabei, weil man sie ja mal gekauft hat und nun nicht im Keller verstauben soll.


bufflon   (28.04.10, 08:32)   (link)  
Zum Glück kann ich mit dem Ding auch noch telefonieren.











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