pixel pixel



Eine wirklich komische Geschichte

Es waren einmal ein paar dicke, fette Höhlentrolle, schimmlig-grüne Fettklöpse, die in ihrer stinkenden Höhle saßen und gelangweilt an alten Menschenknochen nagten und dabei in ihr Feuerchen starrten. Ein absolut langweiliges Höhlentrollleben, die reinste Verschwendung von Atemluft. Das dachte sich auch der Chef, der mit der dicksten Schweine-Knollennase und den größten Reißzähnen, die schief aus dem stinkenden Maul wuchsen, und so dachte er angestrengt nach. Nach weiteren Wochen gelangweilten Menschenknochenknabberns an lodernder Flamme brüllte er freudig in die Runde:

„Jungs, ich hab’s.“

Schön und lebendig sollte es werden, in der Trollhöhle und man wollte den Menschen, die doch ihr Gold so sehr liebten und es deshalb tief in ihren Burgen vor gierigen Raubrittern, neidischen Nachbarn und der faulen Dienerschaft versteckten, ein Möglichkeit bieten, ihr Gold viel sicherer aufzubewahren und es dabei auch noch zu vermehren. Es zu vermehren? Die Trolluntertanen verstanden ihren Chef nicht, wie sollte Gold sich vermehren, ein totes Metall, zweifelsohne schön anzusehen, aber eben doch tot.

„Ihr seid doch so dämlich. Wir werden doch nicht nur den lieben langen Tag lang hier auf dem Gold sitzen und es vor den gierigen Gierpickeln beschützen, nein, wir werden es denen geben, die es unbedingt auch wollen und das sind doch immerhin alle, vor allem die, die es nicht haben und dafür verlangen wir von ihnen zusätzliches Gold und so wird es sich vermehren und alle werden reich und glücklich.“

Und so geschah es. Die Menschen vertrauten den Trollen, den schrecklichen, stinkenden Trollen mit ihren überdimensionalen Nagelkeulen und ihren Steinschleudern, die mit einem einzigen Schuss eine ganze Burg einreißen konnten, sie vertrauten ihnen und brachten ihr ganzes Gold in die Höhlen, um es dort sicher zu wissen. Und wie versprochen vermehrten die Trolle das Gold und gleichzeitig lagerte es tief in ihrer Höhle, trocken und sicher. Kaum einer traute sich in die Höhle, um die Trolle anzugreifen und sich das Gold zu hohlen und wagte es doch einmal jemand, musste er in seinen letzten Atemzügen gar Schreckliches erleben, die Geschichten aber davon machten die Runde unter den Menschen, alle hatten Angst vor den Trollen und so war das Gold sicher. Trotzdem gab es Menschen, die sich trauten und vorsichtig an den Höhleneingang stellten, dort kleinlaut nach den Trollen riefen, damit diese ihnen ein wenig von dem Gold abgaben, es ihnen liehen, für ein kleines Geschäft, das Gewinn versprach, ein kleines Heim, für das das Ersparte nicht ausreichte, für Schmuck, Tand und schöne Kutschen. Die Trolle schauten sich die Bittsteller sehr genau an, hörten ihnen genau zu und wenn ihnen die Bitte schnell lächerlich erschien, lachten sie die armen Seelen aus, im schlimmsten Fall bissen sie ihnen auch mal den Kopf ab, einfach so, zum Spaß. Doch denen, denen sie vertrauten, gaben sie ein wenig von dem Gold und verlangten die Rückzahlung und einen angemessenen Zins, der unter Androhung von Peitschenhieben, schwingenden Keulen oder abgebissenen Köpfen regelmäßig zu entrichten war.

Das Geschäft lief toll, die Höhle füllte sich zusehends mit Gold, ständig mussten neue Gänge ins Gebirge gehauen werden, die sich genauso schnell wieder füllten, denn die Menschen hatten weiterhin Vertrauen in die Trolle und ihren Geschäftssinn, der ihr Gold nicht nur sicher bewahrte, sondern auch auf immer noch wundersame Weise vermehrte. Allerdings reichten irgendwann auch die zusätzlichen Stollen nicht mehr aus und die Trolle mussten sich nach Alternativen für die Einlagerung der ständig wachsenden Goldmenge umschauen. Sollten sie ein weiteres Gebirge für sich erobern, um neue Lagerstätten zu errichten? Oder sollten sie noch viel mehr Gold an die Menschen verleihen, die sich doch so sehr danach sehnten? So könnten die Trolle für noch mehr Vermehrung des Goldes sorgen und auch sie selbst konnten doch so ihren kleinen, bescheidenen Goldschatz wachsen lassen. Das Gold um sie herum, das viele Gold, es glänzte so schön und funkelte, alle wollten es haben und wenn sie es hatten, wollten sie noch mehr und mehr und mehr. Mit der Zeit wurden so die Trolle unvorsichtig und unaufmerksam bei der Verleihung des Goldes, sie schauten nicht mehr ganz so genau hin, von wem und wofür das Gold verlangt wurde, sie fuhren es aus und verteilten es an alle, die etwas davon wollten: Arme Tagelöhner und Bettler, die sich damit Träume erfüllen konnten, die sie noch gar nicht geträumt hatten, Diebe und Betrüger, die viel versprachen und blumige Ideen entwickelten, an denen nicht einmal ein Fünkchen Wahrheit war, auf all diese Feinheiten achteten die Trolle nicht mehr, denn das Gold musste raus und die Versprechen gehalten werden.

Und es kam, wie es kommen musste: Eines Tages stellten die Trolle fest, dass die Höhle fast leer war und das, was noch viel schlimmer war, niemand mehr kam, um seinen Zins, geschweige denn seine Schuld zu begleichen. Die Diebe und Betrüger hatten sich hinter die sieben Berge verzogen, um dort die Beute zu verprassen und über die dummen Trolle zu lachen. Die Tagelöhner und Bettler hatten alles verprasst und ausgegeben, nichts war mehr da, von dem schönen Gold, nicht einmal mehr Goldstaub, sie hatten noch weniger als vorher, nichts, mit dem sie die monatlichen Forderungen der Trolle erfüllen konnten. Und es kam noch schlimmer: Fast alle dieser armen Menschen hatten den gleichen goldenen Traum geträumt und sich im Schatten ihrer neu erworbenen Wellblechhüttchen, die sie sich nicht hätten leisten können und die deswegen mit dem leichtfertig herausgegebenen Gold der Trolle bezahlt worden waren, gerekelt und nun mussten sie diesen Traum aufgeben, die Wellblechhüttchen verkaufen, aber niemand mehr wollte sie haben.

Die Trolle hatten nun ein gewaltiges Problem: Sie bekamen das Gold von den Menschen, denen sie es geliehen hatten, nicht mehr zurück, sie bekamen auch kein Gold mehr für die Dinge, die sich diese Menschen davon gekauft hatten und das Schlimmste: Sie mussten den Menschen, denen sie versprochen hatten, ihr Gold aufzubewahren und zu vermehren, den Menschen also, die ihnen vertraut hatten, nun sagen, dass ihr Gold für immer verloren schien. Schnell verbreiteten sich Gerüchte unter den Menschen und man redete überall über die dummen, gierigen Trolle, wollte ihnen an den Kragen und sich das Gold zurückholen und die Trolle bekamen es mit der Angst zu tun.

So sprachen sie also beim alten, weisen König vor, klagten ihm ihr Leid, das nicht nur das ihre war, sondern das Leid aller, jener, die tief in den Schulden steckten und diese nicht mehr bezahlen konnten und auch jener, die ihr Gold den Trollen anvertraut hatten, auf das es sicher gelagert sei und sich dazu auch noch vermehre, und auch sie, die armen Trolle, hatten gedacht, alles sei irgendwie gut und würde allen helfen, sie weinten, barmten und klagten und meinten, das nun gesamte Königreich in Gefahr sei, denn wenn alle arm wären, ginge es doch keinem mehr gut, sogar dem König nicht. So baten sie den König, der ihnen mit unveränderter Miene lauschte und nur ab und zu Zorn im Gesicht aufflackern ließ, nun endlich doch seine gut gefüllte Schatzkammer zu öffnen und die Höhle der Trolle wieder mit Gold zu füllen, auf das alles wieder gut sei und alle so wunderbar und glücklich wie bisher weiterleben könnten.

Der alte, weise König lachte. Er weinte. Er spottete, er schimpfte, er schrie und spie, schäumte vor Wut.

„Wie könnt ihr es wagen. Eure Dummheit und die Gier dieser vom Gold geblendeten Menschen, das soll ich nun noch mit meinen wertvollen Schätzen belohnen?“

Mit einem Wink schickte er seine ritterliche Garde aus, das restliche Gold aus der Höhle zu holen und diese dann zum Einsturz zu bringen, die Trolle aber ließ er vor den Augen der erschrockenen Dienerschaft im Hof der Burg köpfen und die vom Blut triefenden Köpfe auf den Zinnen der äußersten Mauer aufgespießen, so dass man sie schon weitem sehen konnte.
 
Do, 19.02.2009 |  # | (570) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie


cabman   (20.02.09, 19:30)   (link)  
Herrlich, mein Lieber! Ich mag dir so gerne zuhören, besonders wenn du Märchen erzählst. ;-)











pixel pixel



(geborgt bei flickr)


Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


Links:

... Home
... Blogrolle (in progress)
... Themen
... Impressum
... Sammlerstücke
... Metametameta

... Blogger.de
... Spenden

Archiviertes:

Februar 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 3 
 4 
 5 
 7 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
18
20
21
22
23
25
26
27
28
 
 


Suche:

 









pixel pixel
Zum Kommentieren bitte einloggen

Layout dieses Weblogs basierend auf Großbloggbaumeister 2.2

pixel pixel