Bestseller 2009? Finanzkrise für Dummies Dreht euch nicht um, der Plumpssack geht um und wer sich umsieht, bekommt einen Hieb. Eine übertriebene Selbstkritik. Bis vor einem knappen halben Jahr war ich naiv und dumm. Geld, meine Güte, ja, hat man welches, gibt man es aus, für notwendige oder weniger notwendige Dinge und wenn am Ende des Monats noch etwas übrig bleibt, packt man das auf ein Sparbuch bei der Stadtsparkasse und freut sich über drei Euro fünfzig Zinsen oder auch ein wenig mehr. So naiv und dumm, wie man eben ist, wenn Geld allein als lebensnotwendiges Übel angesehen wird und sonstige Werte mangels eben jenem weder erwirtschaftet noch ererbt werden konnten. Jedenfalls bis jetzt. Keine Immobilienparks, keine Aktienpakete, keine Staatsanleihen und auch keine Abschreibungen, ich hatte mal einen Bausparvertrag und auch ein kleines blaues Büchlein von der Bayerischen Vereinsbank, die mir immer sauber und gediegen vorkam. Uns geht es gut, wir sind naiv und dumm. Nichts wusste ich über Zertifikate, CDS, CDO (hier für Nicht-Dummies), faule Kredite und Lehman Brothers, diese wilde Welt der Hochfinanz und Spekulation. Die Liste der persönlichen Unwissenheit ist elendig lang und wird täglich länger, mit jeder Botschaft, die uns stetig einem wohl unvermeidlichen, tiefen Bruch mit all dem Bekannten und den lieb gewonnen Annehmlichkeiten näher bringt, glaubt man zumindest einigen Blogs, denen ich persönlich mehr Realismus zutraue, als anderen Medien. Schlimm. In der Dresdner Bank an der Ecke, in deren Vorhof zur Hölle ich regelmäßig meine schmale Brieftasche fülle, mit Beträgen, die sogenannte „gierige Manager“ zum Schmunzeln bringen dürften, aber auch nicht mehr lange, demnächst würde sich wohl der eine oder andere auch darüber freuen – in kleinen Münzen in einen kleinen Plastikbecher hinein geworfen, dazu unprofessionelles melancholisches Akkordeonspiel am Potsdamer Platz, an dem das für mich aussagekräftigste Symbol eines sich selbst zugrunde richtenden Wirtschaftssystem zu finden ist: Eine künstliche Hausfassade aus bedrucktem Stoff, die den Eindruck erzeugen soll, hier gäbe es keine Baulücken – in dieser Dresdner Bank also hängen unter der Überschrift „Aktuelle Börsenkurse“ die Aktienkurse vom 19.09.2008, vier Tage nach der Lehman-Pleite, mit einem DAX-Kurs knapp über 6.000 Punkten. Seit fast vier Monaten schon will man hier scheinbar nicht wahr haben, dass wohl kaum etwas tatsächlich so war, wie man selbst dachte, annahm, hoffte oder grob fahrlässig nicht wusste, dass in den vergangenen Jahren eine Parallelwelt entstanden ist, in der riesige Räder gefüllt mit Spekulation und einem unerschütterlichen Glauben ans Glück gedreht wurden, ein Welt, in der ein womöglich nicht ganz so schlechter Kapitalismus zu einer Religion mutierte und immer wieder fällt mir dabei ein, wie gern und abfällig zu Hause über „Mammon“ gesprochen wurde. Aber das waren ja auch alles Sozialisten. I, bäh, pfui Teufel. Doch es bleibt festzuhalten: Immer noch bin ich naiv und dumm. Manchmal, in weniger wachen Momenten, glaube ich nämlich, im tiefsten Inneren immer noch so eine Art Thälmann-Pionier zu sein, einer der glaubt, mit Spendensammlungen für die Erdbebenopfer in Armenien oder der regelmäßigen Verbringung von Glasflaschen zum Sero-Händler könne man sich eine kleine, heile Welt erhalten. Im tiefsten Inneren herrscht wohl immer noch diese grenzenlose, kindliche Naivität. Und je größer die Naivität, umso größer auch die Angst, vor dem Unbekannten, Angst vor dem dunklen Monster, das bald und aus welcher Ecke auch immer hervor springen wird, um einen auszuweiden und aufzufressen. Hoch hielt ich bisher die Fahne des Idealismus und irgendjemand sagt auch gerne leise: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Hoffen und Bangen zähle ich inzwischen zu Glaubensfragen, vielleicht mal bei der Dresdner Bank nachfragen, die mit den aktuellen Aktienkursen vom 19.09.2008, vielleicht können die mir ja Mut machen. [Weisheit des Tages: Schwarz sehen bringt auch kein Licht ins Dunkel.]
Ach, meine lieber Freund, du fängst es -wie üblich- und schreibst es nieder, gekonnt -auch wie immer. Behalte die Ideale, sie kosten wenig und können viel bringen. Sie sind die Blue Chips, gemessen an der moralischen Rendite und ein Thlmann-Pionier stirbt nie, habe ich doch neulich den Test in der Neon gemacht und da kam raus, dass ich Sozialist wäre. Stimmt auch. Meine Affaire ist das auch. Und Grün, und unpolitisch. Lass uns mal hoffen.
Was ist schon ein Sozialist? Heute, zum Beispiel, das hier nun ja, nicht vergessen, nur nicht hingegangen. Aber, es geht ja nicht um Pflichttermine, sondern, und das ist glaube ich das wichtigste Ideal, um die Menschen (ohne dabei kuschelig und wuschelig zu werden, dafür gibt es ja Lieben, Affären oder was auch immer ;-).
>> Kommentieren Letztendlich
habe ich das Gefühl, das viel zu wenige Fragen gestellt werden, einem dabei aber viel zu viele Antworten in Form von sogenannten Lösungen gegeben werden.Die Spielregeln, nicht die Spieler >> Kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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