pixel pixel



Alex

Als Win die letzten Zeilen tippte, schlief Liz schon, draußen wehte ein leichter Wind, er fröstelte und hatte seit Wochen das erste Mal das Gefühl, eine Zigarette rauchen zu müssen. Er speicherte den Text und las ihn noch einmal, atemlos.

Alex

Grau-blauer Himmel über stoppeligen Feldern, ein paar Wolkenfetzen am Himmel, die Sonne steht nicht mehr so hoch am Himmel, wärmt noch, lässt aber nicht mehr schwitzen und der vorüber ziehende Wald wird langsam bunt. Alex fährt mit dem Fahrrad gemächlich die leere Landstraße entlang, die Bäume über ihm rauschen leise im Wind, in dieser entlegenen Ecke kommt selten ein Auto vorbei, dort hinten geht es rechts auf den Feldweg zum alten Militärgelände. Er liebt diesen verlassenen Ort, die langsam zerfallenden Kasernen, Schuppen, Bunker, meist unverschlossen, kein Wachdienst, der ihn auf seiner Entdeckungstour stören könnte. Er liebt den Verfall, rostige Türen, eingeworfene Fensterscheiben, heraus gebrochene Fensterrahmen, Löcher in Fußböden, der Geruch ausgelaufenen Öls, Autowracks, Stunden, Tage hat er hier schon verbracht, hunderte Fotos gemacht, die aufgereiht über seinem Schreibtisch hängen, ein magischer Ort, der ihn immer wieder anzieht und verzaubert.

In einem Waldstück, etwas abgelegen von den Hauptgebäuden, hatte er beim letzen Mal ein paar verborgene Bunker entdeckt, die er sich heute anschauen will, herum- und hereinklettern, vielleicht gibt es Neues zu entdecken. Die Kamera hat er immer dabei, einen kleinen Rucksack mit einer Taschenlampe und einer Wasserflasche sowieso. Er muss sein Fahrrad auf dem letzten Stück durch den lichten Kiefernwald schieben, dort hinten sind die Bunker, kaum von den umliegenden Hügeln zu unterscheiden. Das Licht ist unwirklich, ein paar Sonnenstrahlen scheinen am feuchten Grasboden des Waldes zu lecken, entfernt hört er das Knacken von Ästen, Rehe, Hirsch, vielleicht auch Wildschweine, Menschen gibt es hier nicht, nicht mehr.

Der erste Bunker scheint verschlossen, eine rostige Tür versperrt den Weg, sie hängt schief vor dem Eingang, hat sich verkantet, man kann durch einen Spalt in den Bunker schauen, Alex leuchtet mit der Taschenlampe herein, modriger Geruch schlägt ihm entgegen, er sieht umgefallene Regale, Metalltische, Papiere, Kabel, alte Telefone, alles liegt verstreut herum, kreuz und quer. Die Tür bekommt er nicht auf, er versucht es ein paar mal mit großer Anstrengung, er bräuchte schweres Werkzeug, einen Flaschenzug vielleicht, alles nicht machbar, vielleicht hat er beim nächsten Bunker mehr Glück.

Die Tür des zweiten Bunkers ist genauso verrostet, wie die des ersten, allerdings ist sie noch intakt, zudem nicht verschlossen, sondern nur angelehnt, eine Einladung für jeden zufälligen Entdecker. Alex öffnet sie langsam, sie gibt ein grausames Geräusch von sich, ein lautes Quietschen, an grausames Aneinanderreiben rostigen Metalls, ein Geräusch, das durch Mark und Bein dringt und in der Weite des Waldes auf eigentümliche Weise verhallt. Kurz überkommt ihn ein kalter Schauer, alles halb so wild, denkt er sich, verlassene Orte haben ihre ganz eigene Romantik, grausam, kalt, der Verfall ist kein Gedicht eines verklärten Romantikers, es ist die Realität der Menschheit. Mit der Taschenlampe leuchtet er in den Bunker hinein, es scheint sich um eine Art Empfangsraum zu handeln, klein und trotzdem geräumig, eine beängstigend niedrige Decke mit alten Lampen hinter verrosteten Gittern, ein paar leere Regale an der Wand, überall verstreute und vergilbte, meist verfaulte Schriftstücke, kaum noch zu entziffern. Es gibt einen dunklen Gang, der tiefer hinein führt, Alex vermutet, dass er über diesen Gang in die anderen Bunker kommen kann, er macht noch ein paar Fotos im schummrigen Licht, das von außen herein scheint, dann geht er los, ganz langsam und bedächtig, mit der Taschenlampe nach dem Weg suchend.

Die Luft im Gang ist feucht und stickig, es ist stockdunkel, Alex fröstelt, obwohl es nicht sonderlich kalt ist, eine gespenstische Szenerie. Der Gang scheint sehr lang zu sein, es geht stetig nach unten, wie weit soll er überhaupt gehen, was, wenn er nicht mehr herausfinden sollte? Dort hinten ist wieder ein größerer Raum, er leuchtet mit der Taschenlampe dort hin, er erkennt ein paar Schreibtische, große Apparaturen mit analogen Anzeigen, Zeigern und Knöpfen, Kabelwirrwarr, wieder ein paar alte Telefone, langsam, Schritt für Schritt nähert er sich dem Raum, sein Pulsschlag steigt, das Herz pocht bis in seinen Hals, hinter ihm nur noch undurchdringliche Dunkelheit, noch ein paar Schritte, doch dann gibt der Boden plötzlich unter ihm nach, verzweifelt versucht er seinen Fall aufzuhalten, reißt sich dabei die Arme und Hände auf, schreit laut um Hilfe und doch fällt er in tiefes Dunkelheit, unendlich, unaufhaltsam, niemand kann ihn hören, nach dem Schrei die absolute Stille.

Dunkelheit. Ein dumpfer Schmerz im Kopf, ein stechender Schmerz im Bein, Alex tastet um sich herum, er kann nichts sehen, kein einziger Lichtstrahl erreicht das tiefe Loch im Bunker, die Taschenlampe ist beim Fall kaputt gegangen. Er nimmt den Rucksack ab, nimmt die Wasserflasche heraus und nimmt einen Schluck, es tut ihm gut, der Kopf wird klarer, leider. Langsam versucht er, sich seiner Situation klar zu werden, die schmerzende Stelle am Kopf ist feucht und klebrig, wahrscheinlich aufgeplatzt und blutig, das Bein schmerzt bei jeder Bewegung, doch das schlimmste ist die undurchdringliche Dunkelheit, die ihm die Brust fest zudrückt, die Kehle zuschnürt, er bekommt kaum Luft, er hat Angst, Todesangst. Langsam versucht er sich an einer mühsam ertasteten Wand aufzurichten, sie ist feucht, irgendetwas krabbelt unter seinen Fingern, Spinnen vielleicht, Käfer, Kellerasseln, ihm wird schlecht, er muss sich übergeben. Der Ohnmacht nahe tastet er sich an der Wand entlang, der Raum ist scheinbar nicht groß, irgendwo muss eine Tür sein, ein Ausweg, er will heraus, einfach nur heraus, irgendwie. Da, etwas metallenes, kein Stein, kaltes, rostiges Metall, eine Tür, mühsam ertastet Alex die Scharniere, alles noch intakt, bitte, lass sie nicht verschlossen sein, bitte, bitte, bitte, laut ruft er seine Bitte aus und erschrickt sofort über den eigenen Ausruf, der die dumpfe Stille der Dunkelheit jäh zerreißt. Langsam tastet er sich über das stumpfe Metall, er kann erahnen, wie die Tür aussieht, rechts oben und unten sind jeweils zwei große Hebel, die heruntergezogen werden müssen, dann würde sich die Tür öffnen, Freiheit, frische Luft, Hilfe, den Weg in die Stadt könnte er sich zurück schleppen, er will leben, einfach nur leben und nie wieder an diesen Ort zurückkehren müssen.

Mit zittrigen Händen entdeckt Alex den ersten Hebel, es ist der obere, er fühlt sich genauso verrostet an, wie der Rest der Tür, es kommen ihm langsam Zweifel, ob er sich überhaupt öffnen lässt. Und was ist, wenn die Tür offen ist? Der Gang oder Raum dahinter ist wahrscheinlich ebenso dunkel wie dieser hier, man sieht nichts, nicht die Hand vor Augen, keine Wände, kein einziger Lichtstrahl dringt in dieses dunkle Gefängnis. Er hat keine andere Wahl, er muss es versuchen, er muss hier raus. Mit seinem ganzen Gewicht hängt sich Alex an den Hebel, der sich nach mehreren Versuchen mit einem lauten Krachen nach unten bewegt, der erste Teil wäre geschafft. Jetzt musste nur noch der untere nach oben gestellt werden, wenn dies auch so leicht ginge, wäre er frei, frei, einfach nur frei.

Aber er bewegt sich nicht, keinen Zentimeter nach oben. Alex zieht und zerrt, zwischendurch nimmt er immer wieder einen kleinen Schluck aus der sich stetig leerenden Flasche, die Schmerzen in Kopf und Bein werden immer stärker, die Kraft schwindet, die Welt schwindet, die Dunkelheit nimmt ihm den letzten Atem, warmes Blut läuft ihm über das Gesicht, später Tränen, heiße Tränen, verzweifelt nimmt er seine letzte Kraft zusammen, um den Hebel nach oben zu stoßen, nichts, keine Bewegung, kein Krachen, kein Rucken, keine offene Tür, dumpfe und stechende Schmerzen im ganzen Körper, Alex hat keine Kraft mehr, die Dunkelheit wird zur Ewigkeit, er friert, langsam und verzweifelt sackt er auf den feuchten, klebrigen Boden, auf die Spinnen, Käfer, Kellerasseln, er weint, verliert das Bewusstsein, alles ist vorbei, eine Ende in Stille und Dunkelheit.
 
So, 29.10.2006 |  # | (2176) | 15 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Schreib mal wieder



 

Halloweengeplänkel

Liz wirbelte durch die Wohnung und verteilte kleine Halloween-Figuren auf den Fensterbrettern, ganz dezent und unaufdringlich, zwischen Kastanien, Eicheln und Bucheckern, zwischen halb verbrannten Kerzen und den neusten Bildchen, die sie vor kurzem in einem dieser kleinen Kramläden gefunden hatte und die wunderbar in ihre Herbstdeko passten. Deko war ihre Sache, das musste sein, da konnte ihr keiner etwas vormachen. Win saß missmutig am Schreibtisch, starrte selbstvergessen auf den Bildschirm seines Notebooks und klickte ab und zu auf den Reload-Button seines Browsers.

"Meine Güte, nix los heute. Keiner schreibt mehr schöne Sachen oder ich finde sie einfach nicht mehr. Sollte ich doch wieder mal ein Buch lesen?"

Wenn er dort saß, vergaß er alles um sich herum, selbst die bezaubernd tänzelnde Liz, die ihn gerade wieder aus dem Augenwinkel beobachtete und verschmitzt lächeln musste.

"Kannst du nicht mal was gruseliges schreiben?"
"Ach nö, du weißt doch, dass mir das nicht liegt. Erst denke ich mir etwas furchtbar gruseliges aus, dann fange ich an zu schreiben, merke, wie absurd das alles eigentlich ist und ziehe es letztendlich ins lächerliche. Nein, gruseln ist nicht mein Fall, wenn es um Horror geht, bin ich viel zu rational."
"Aber an Kürbissen rumschnitzen."

Immer wieder schaffte sie es, ihn aus seiner virtuellen Wunderwelt herauszureißen, ihn abzulenken, in die Realität des Lebens zurückzuholen. Er betrachtete genüsslich ihr dekoratives Treiben, wie sie liebevoll die Details arrangierte, ihre Gedanken platzierte, ohne dabei aufdringlich zu werden. Er musste daran denken, wie sie zum ersten Mal gemeinsam an einem Kürbis herumgeschnitzt hatten, wie sie vorher ein grausames und ekelhaftes Gesicht auf den Kürbis gemalt hatten und nach vollendeter Schnitzerei über das Resultat, ein groteske Fratze, die kaum noch gruselig oder ekelhaft war, lachen mussten. Dazu dieser komische Geruch des ausgehölten Kürbis, wie er mit der Zeit langsam zusammenschrumpfte, sein Gesicht verzog, letztendlich traurig und mit leichtem Schimmel bewachsen in der Mülltonne landete.

"Wann soll ich denn wieder schnitzen?"
"Aber Schatz, nicht in diesem Jahr. Du weißt doch, wir fahren weg. Typisch für Sie, Herr Professor."

Die letzten Worte dehnte sie und musste wieder lachen, weil sie wusste, dass er über vieles nachdachte und dabei gern das reale Leben, und damit auch leider dieses hier, vergaß. Träumer. Sie nahm es hin, weil er es verstand, sie immer wieder zu verzaubern, weil er sein Problem kannte und in letzter Zeit sogar damit anfing, sich selbst kleine Erinnerungszettelchen zu schreiben ("Blumen kaufen für Liz."), die er überall liegen ließ, vielleicht auch mit Absicht.

"Sollte ich vielleicht doch eine Geschichte schreiben? Eine gruselige? Ich meine, wenn wir schon keinen Kürbis schnitzen, irgendeine Tradition müssen wir doch haben."
"Ich hätte gerne eine von dir. Also eine Geschichte. Allerdings nicht aus Tradition, dafür haben wir doch Weihnachten und außerdem wussten wir vor fünf Jahren noch nicht einmal, was Halloween überhaupt ist. Ich dachte ja immer gleich an diesen Film, du meist an die grässlichen Smashing Pumpkins. Eigentlich weiß ich es jetzt auch noch nicht, was es ist. Dieses Halloween."

Win murmelte etwas von dem genialen Billy Corgan, schaute wieder missmutig auf das Display des Notebooks und hämmerte ohne große Lust auf der Tastatur herum.

"Hier. In der Wikipedia, steht ganz schön viel zu Halloween. Ein Fest für die Toten, zurückkehrende Seelen von Verstorbenen, Druiden, Kelten, na ja, und die katholische Kirche darf auch nicht fehlen. Ach, und hier steht etwas über den Kürbis. Na das war klar, ein Typ verkauft seine Seele an den Teufel, nur um sieben Jahre lang der Beste zu sein und hängt als Zeichen seiner Dummheit die Kürbislaterne raus. Und weil er überhaupt so blöd war, seine Seele an den Gehörnten zu verkaufen, wurde er bestraft und muss jetzt untot durch die Welt ziehen. Toll. Haben wir unsere Seelen verkauft?"
"An die Kinder vielleicht."

Beide lachen leise.

"Was soll ich gruseliges schreiben, wenn es diese Geschichten schon gibt?"
"Alles gibt es schon irgendwie, oder? Die Sachen, die du sonst so schreibst, gabs doch auch schon, wird es immer geben und trotzdem hörst du nicht damit auf oder erschießt dich am Ende noch. Das allerdings, Geliebter, wäre tragisch."

Ihr Humor, unschlagbar. Win überlegte kurz. Es gab da ein paar Erinnerungen, Ängste, Alpträume, daraus könnte man eine wunderbar gruselige Geschichte basteln, jetzt gleich und hier. Er öffnete das Fenster seines Schreibprogramms und begann zu schreiben.
 
Fr, 27.10.2006 |  # | (1245) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Schreib mal wieder



 

Doppelleben

Sich in Parallelwelten zurückzuziehen, war schon immer eine Alternative. Oder doch nur Flucht?



Man könnte wohl Romane darüber schreiben, muss man aber nicht. Second Life wäre mir wohl zu viel des Guten. Glaube ich.
 
Do, 26.10.2006 |  # | (351) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: fragmente



 

Verwirrt.

Ne tolle Story auf Lager, aber das Lager ist irgendwie zu, die Tür jedenfalls, fest verschlossen und die Schlüssel verlegt, mal wieder, so jung und schon so zerstreut. Verstreut lag der Sand heute in der Küche, es war Zaubersand und ich hätte ihn gern in die Hand genommen und gezaubert.

"Sieh nur, ich kann zaubern. Ein kleines Feuerwerk vielleicht?"
"Aber nein, das ist doch kein richtiger Zaubersand, kein Sand vom Sandmann und schon gar nicht von einem richtigen Zauberer. Mit diesem Zaubersand kannst du Luftschlösser bauen, im Wasser."

Der geliebte kleine Kerl grinst, ich auch und packe den Staubsauger aus, nach getaner Bastelei. Luftschlösser mag ich nicht, ich will handfestes, glaub ich, immer noch zerrissen und trotzdem ganz, alles fließt, hörte ich mal, das ist, vielleicht irre ich mich, griechische Philosophie, ich hätte gern meine eigene, ganz persönliche Philosophie. Wahrscheinlich steckt sie irgendwo im Lager, auf Lager, ein kühles Bier wäre jetzt nicht schlecht, ein kühler Kopf. Ich bin verwirrt und das heute, zerstreut, der Schlüssel liegt irgendwo ich finde ihn nicht, es ist Nacht.



Morgen vielleicht? Oder übermorgen? Immer? Was solls, meine Philosophie ist um mich herum, das ist ein Anfang und der Rest des Knäuels wird auch noch entwirrt.
 
Mi, 25.10.2006 |  # | (525) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Schreib mal wieder



 

Es gibt Tage, das ist einem so ganz komisch. Diese Tage häufen sich in letzter Zeit, keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht liegt es am kommendem November, vielleicht am stetigen Fallen der Blätter, trotz warmen Wetters, gestern dieser Wind, der die Blätter durch die Straßen fegte und mich trotzdem nicht frieren ließ. Vorfreude auf das, was kommt und Angst. Und dann fängt die Musik an und man fühlt sich gut und schlecht zugleich, möchte die Welt umarmen und gleichzeitig wegstoßen, zugreifen und alles fallen lassen. Alles oder nichts, alles und nichts, ein Gefühl der Abgerissenheit bei gleichbleibendem Zusammenhang. Und dann diese Musik, genau diese.
 
Mi, 25.10.2006 |  # | (470) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: schleichender wahnsinn



 

Szenen einer Ehe

Nein, die Ehe ist weder Kampf noch Krampf, trotzdem wird nicht immer nur gekuschelt. Eine Notiz, ganz nebenbei und für mich.

Sie: "Ich bin sauer."
Er: "Häh."

Leider hatte er das, was sie vorher sagte, überhört.

Sie: "Na ja, die Sache mit dem Passfoto? Und dann noch die Sache mit dem Kinderwagen und dem platten Reifen?"
Er: "Mmmpff. Ach, du nun wieder. Ja, nee. Ach, menno."

Irgendetwas mault er noch in seinen Bart, mehr aus Ärger über sich selbst. Maulig und genervt zieht er dann auch von dannen.

Sie (hinterher): "Ja, geh mal ruhig. Am besten in dich, doo."

15 Minuten später.

Er (reuig zurückkehrend): "Ja, klar. Du hattest ja (mal wieder) recht. Hab immer so viel in den Ohren und manchmal auch drum herum."
Sie: "Und ich?"
Er: "Na ja, am Sonntag hab ich die Wäsche aufgehangen und den Staubsauger geschwungen - desperate houseman, you know? - und überhaupt und sowieso. Ach, komm, du hast ja recht."
Sie (souverän und einnehmend lächelnd): "Sag ich doch. Bin ja nicht alleine hier."

Und wieder sind wir ein Stückchen weiter in Sachen Arbeitsteilung, nur an der Aufmerksamkeit könnte noch etwas gefeilt werden, allerdings scheinen Männer auf verschiedenen Augen blind und auf diversen Ohren taub zu sein. Soviel zum Thema "Selbstzerfleischung". Aber wie gesagt: Die Ehe ist weder Kampf noch Krampf.

PS: Das kommt davon, wenn man sich in eine emanzipatorische Motivations-Phase begibt.
 
Di, 24.10.2006 |  # | (471) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 

Schreibwerkstatt

Weniger merkwürdige Dinge geschehen dort. Dort wurde gehobelt, es fielen Späne und nun darf endlich geerntet werden. Und: Nein, dies ist keine Eigenwerbung.
 
Mo, 23.10.2006 |  # | (464) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogdings



 

Merkwürdigkeiten

Manchmal muss man auch solche festhalten:
  • Hab keine Ahnung, worum es geht, aber: Kommentare von nicht emazipierten (Schreibfehler ist beabsichtigt) Männern, in einer ganzen Reihe von Blogs, muss man nicht verlinken, sind nicht nur merkwürdig, sondern auch dämlich. Ob man sich damit in einer normalen Diskussion auseinandersetzen kann, bezweifle ich.
  • Passend dazu, Niveau kann ganz tief sinken: Ein angehender Pornostar mit Eiweißallergie. Tödlich. Auf der „Venus“-Messe waren viele Kolleginnen tief betrübt. Die Lesben-Show fand trotzdem statt. Ohne Doreen. The sex must go on ...
  • 21 Grad am 23. Oktober. Die Badesaison läuft noch bis Ende November, passen Sie auf, dass Sie keinen Hitzschlag bekommen.
  • Hilfreich in vielen Lebenslagen:



    Wenn man mal in der Formulierungspatsche steckt.
Diese Liste darf übrigens auch gerne erweitert und kopiert und in die Welt hinausposaunt werden. Wenn man denn möchte. Die oben kurz erwähnte Phrasen-Dreschmaschine schickt mich übrigens gerade in eine emanzipatorische Motivations-Phase. Nun denn.
 
Mo, 23.10.2006 |  # | (1030) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: verstaendnisuebung



 

Ein guter Tausch

Schlämmerei, Völlerei, sich gehen lassen, Eisbein, Erbspürree, Tiramisu, dazu dem Rauschen aus der Unterschicht lauschen, das war jetzt gemein. Statt den überfetteten und dehydrierten Körper, wie gesagt, Katzen mag ich nicht wirklich und Kater gehören sicher dazu, mal ganz abgesehen von J. R. Cabman, natürlich, in die Sonne zu hieven, durch das verwelkte Laub zu stapfen und sich dabei ein wenig selbst zu beweinen, während Kinder ab und an jauchzend an einem vorüberziehen, die letzten dicken, braunen Kastanien und komisch verpackte Haselnüsse aufsammeln, sitze ich hier und schreib das mal ins Internet rein, 99 Prozent ist Schrott oder Müll, mir doch egal, denn gestern wurde es mir wieder bewusst, dass mehr dahinter steckt, hinter dieser Bloggeritis, Bloggorrhoe, es ist nicht nur das belanglose Aufschreiben von uninteressanten Kleinigkeiten, mehr oder weniger gelungene Versuche, geschriebener Sprache Herr zu werden, gute oder weniger gute Geschichten zu erzählen, auf Kommentare zu warten, sich daran erfreuen, zu lernen und zu genießen, es steckt mehr dahinter, wenn man will.

Der Postmann klopfte, genau drei Mal, er brachte das erwartete Unerwartete, rückte das leicht schief aufgehangene Bild von Kleinbloggersdorf, Satellitenfoto powered by Google, hahaha, wieder gerade und weil das Päckle breiten Anklang fand, sage ich hier mal laut "Danke.", statt leise aus dem Hintergrund, wie es eigentlich meine Art ist. Und lachen musste ich und am Ende dachte ich: Ein Schwabe sollte Finanzsenator in Berlin werden.

And now for something completely different, die Minifahrzeugsammlung muss noch sortiert werden, auch eine schöne Form der Zeitverschwendung, der Lohn ist ein verschmitztes Lächeln, ein lautes Lachen, wären die Monster nicht da, würden wir jetzt wohl wieder ins Bett fallen.



So geht das, mit dem Familiensonntag. Spielen, spazieren und dann und wann was ins Internet reinschreiben. Schön und sexy, wenn ich das als Berliner mal so sagen darf.
 
So, 22.10.2006 |  # | (487) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie



 

Arm, aber sexy

Ein kleiner Beitrag zu diesem Thema, näheres auch hier.



Arm, aber sexy. Diese bürgermeisterliche Durchhalteparole sollten wir uns aufs T-Shirt drucken, diesen Gegenentwurf zu "Reich und schön", nennen wir ihn Berlin 2.0, vielleicht, der mich irgendwie an Peggy, Mandy und Chantal erinnert, die arschbeweiht und nasengepierct an der Bushaltestelle stehen und sich ständig Zigaretten rauchend in ihrem Mittelmaß suhlen, sich über Klingeltöne und ihre aktuellen Stecher unterhalten, denen es egal ist, was um sie herum tatsächlich geschieht, deren gesamtes Lebenswissen aus "Unter uns", Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und "Verliebt in Berlin" stammt. Mit dieser Parole auf der Brust rennen wir dann durch die Stadt und singen dieses eine Lied aus dem Werbespot einer Berliner Biermarke: "Berlin, du bist so wunderbar, Berlin." Wir Berliner dürfen das, denn wir sind arm, aber sexy, und es ist uns egal, was jetzt kommt, auf jeden Fall nicht das vollmundige Wahlversprechen: Kostenlose Kitas für alle. Eigentlich sollte dies ein Thema für Hansi Kasupke sein, denn hier geht es um sein "zu Hause", sein Berlin, vielleicht kann man ihm ein paar Töne entlocken, vielleicht sitzt er aber auch mit dem wowereitschen Gesichtsausdruck auf der "Veranda" und schmollt mit der Pilsette in der Hand und sieht dabei arm, aber sexy aus. So, wie wir alle.
 
Fr, 20.10.2006 |  # | (1653) | 11 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Berlin



 



pixel pixel



(geborgt bei flickr)


Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


Links:

... Home
... Blogrolle (in progress)
... Themen
... Impressum
... Sammlerstücke
... Metametameta

... Blogger.de
... Spenden

Archiviertes:

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 


Suche:

 









pixel pixel
Zum Kommentieren bitte einloggen

Layout dieses Weblogs basierend auf Großbloggbaumeister 2.2

pixel pixel