Schnee als running gag? Wie das damals war, im Winter 2012/ 2013; aus der Reihe “Opa B. erzählt vom Wetter”.
Ich weiß noch, wie es am ersten Advent des letzten Jahres schneite. Es schneite wie verrückt, nicht nur ein paar kleine Flöckchen, spärlich, zählbar, heimlich, still und leise den Winter ankündigend, kleine, weiße Vorboten des Schneegestöbers, am liebsten bis zum heiligen Abend, nein, Resendinger schneiten tonnenweise aus dem grauen Himmel, als würde Frau Holle ein ganzes Lager voll unausgeschüttelter Bettdecken räumen und die Goldmarie hätte sich noch die fleißigen sieben Zwerge von Schneewittchen ausgeliehen. Die Kinder waren natürlich froh und glücklich und freuten sich ganz wahnsinnig, stürmten heraus und wälzten sich in der weißen Pracht, warfen Schneebälle, versuchten Schneemänner zu bauen, später dann eine ganze Armee stummer, weißer Götzen im Stile der chinesischen Tonkrieger. Und wir standen drinnen, im warmen Heim und umarmten uns, schauten unsganz tief in die Augen, ganz romantisch, machten Kamin und Kerzen an, tranken Glühwein und hörten dabei Weihnachtslieder, vorgetragen vom Rundfunk Kinderchor Berlin. Und natürlich schneite es den gesamten Dezember hindurch, sogar am Tag vor Heiligabend und alle, die den Weihnachtsbaum fröhlich schmückten (Kerzen, Kamin, Glühwein, Sie wissen Bescheid) freuten sich auf eine weiße Weihnacht. Die natürlich ins Wasser fiel. Tauwetter bis Anfang Januar, Regen in der Silversternacht, die sowieso total daneben war, Lichtjahre entfernt vom vorweihnachtlichen Kerzen-, Kamin- und Glühweingehabe, ein Stilmittel der Übertreibung, man sedierte sich dagegen anderweitig, aber dazu vielleicht irgendwann mehr. Anfang Januar schrieb ich in einer Mail zu einer Verabredung “es wird wohl schneien” und natürlich schneite es, aber nur, weil nicht ich, dafür aber der Wetterbericht immer immer immer wieder recht hat. Und es schneite weiter. Und dann taute es wieder. Und dann schneite es. Und dann taute es wieder. Bis in den Februar hinein ging dieses Spiel, sogar bis Ende Februar. Und dann kam endlich der Frühling und er brachte gleich den Sommer mit und den Herbst, das Thermometer vermeldete an einem denkwürdigen Nachmittag fast zwanzig Grad, wir spazierten am See entlang, wir fütterten Enten, zogen die Mäntel aus und setzten Mützen ab, von den wir dachten, sie seien auf unserem Kopf bereits fest gewachsen, wir schwitzten sogar bei der Gartenarbeit. Bis der Schnee kam. Und bis heute blieb. Und ich meinem Gehirn erklären muss, dass zwitschernde Vögel und dicke Knospen an Sträuchern nicht automatisch Frühling bedeuten. Wobei ich eigentlich sagen wollte: Ostereier im Schnee? Winter, willst du mich eigentlich veräppeln?
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(geborgt bei flickr)
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