pixel pixel



Mist, vergessen.

Die Schaufel schwingen, dunkle, schwere Erde, mit Lehm versetzt, leichter Modergeruch, aber nicht unangenehm, im Gegenteil, angenehm, hinein geschaufelt in eine Schubkarre, man zählt erst mit, später überschlägt man, vielleicht zwei Tonnen? Na, beweg mal deine müden Knochen, rufen die frisch ausgesäten Rasensamen, fröhlich hüpfend im Wasserstrahl des Wasserstrahlerzeugers, englischer Rasen, muss man gar nicht mehr schneiden, ist kleinwüchsig. Habe ich in meinem geheimen Labor im Schuppen erfunden, gezüchtet, mit Pipette und Bunsenbrenner und Retorten und so weiter, dazu trug ich eine lustige Kappe auf dem Kopf und einen Mundschutz und weiße Gummistiefel, die früher einmal in einer Molkerei getrugen wurden, LPG. Oder waren es doch die Stiefel aus dem Schlachthof an der Landsberger Allee, mit denen durch metertiefes Blut gewatet wurde? Jetzt also Rasensamenmanipulationen.

Sag mal, die Sonne machte sich gerade auf, tief im Westen zu verschwinden, sag mal, fragte die zarte Stimme des holden Burgfrolleins, sag mal, sehr vorwurfsvoll zu dem langsam alternden Jüngling mit Schweißperlen auf der Stirn und einer leichten Starre im Kreuz, sag mal, wollten wir uns nicht eigentlich auf den Weg in die Stadt machen, um auf diesem überdimensionalen Zettel zu verkünden, dass wir ebend gerade nicht mit dieser Politik einverstanden sind, vor allem nicht mit diesem Wiefels-Pütz und den ganzen Bestimmern und auch nicht mit dem Rest und sowieso und überhaupt? Du, mein schöner Jüngling, vergisst in letzter Zeit doch alles mögliche, sagte sie und im Schweiße seines Angesichts wurde ihm klar, wie dämlich es doch ist, sich gerade nicht mehr an diesem öffentlichen Leben zu beteiligen, die Dinge fahren zu lassen und seine Schnauze zu halten. Leider, mein Schatz, schau nur nach Westen, verpennte ich diese großartige Möglichkeit der Partizipation, ich war so vertieft und zerstreut und die Kinder erst, nun ja, beim nächsten Mal wirds besser. Versprochen.

(In der einen Zeitung da, in der rechtfertig ein Minister die Opelgeschichte mit den Worten: Die bieten innovative und zukunftsfähige Produkte an und müssen dewegen unterstützt werden. Meine Vergesslichkeit rächt sich schon hier, denn man kann sich nicht aufregen und am Ende doch nichts dagegen tun. Warum?)

Irgendetwas machen wollen. Irgendetwas neues machen wollen. Ein Gefühl der Ideenlosigkeit gepaart mit gedanklichem Fortbewegungsdrang. Ein Widerspruch, denkt man. Aber, wenn man sich sagt, etwas müsse passieren, einem aber partout nichts einfallen will, ja, was dann? Man kommt dann immer ins Zittern, als hätte man drei Kannen kräftigsten Kaffees zu viel getrunken und hinterher noch drei Schachteln "Nil" geraucht. Der Geist ist willig, aber schwach. Der Körper auch, wesrum er diesen erst einmal in den Tiefschlaf herunter fährt, Freitag abend, Straßenbahn, man kommt sich vor, wie der Gerüstbauer letztens, der erst wie ein Wilder ins Handy hinein blökte, dann ein gepflegtes Bier soff, um dann sabbernd vor sich hin zu grunzen, schnarch. Ja, was denn nun? Ratlosigkeit.

[Die Kinder kamen auf die Idee, die Anzahl der Regenwürmer pro Quadratmeter Erde durch einfaches Zerreißen in der Mitte zu verdoppeln, den Hinweis, dass man es ja auch mal mit einer Verzehnfachung probieren könnte, verkniff ich mir, man will den Nachwuchs schließlich ein wenig Achtung vor dem tierischen Leben beibringen.]
 
Mo, 08.06.2009 |  # | (1797) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 
Ältere Einträge >>>

pixel pixel



(geborgt bei flickr)


Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


Links:

... Home
... Blogrolle (in progress)
... Themen
... Impressum
... Sammlerstücke
... Metametameta

... Blogger.de
... Spenden

Archiviertes:

Juni 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 3 
 5 
 6 
 7 
10
11
12
13
14
15
17
18
19
20
21
22
23
24
25
27
28
30
 
 
 
 
 
 


Suche:

 









pixel pixel
Zum Kommentieren bitte einloggen

Layout dieses Weblogs basierend auf Großbloggbaumeister 2.2

pixel pixel