Alltag Aus dem Radio tönen abwechselnd die Stimmen von Beck und Müntefering, über allem schwebt schon wieder dieser Schröder, der aber wichtigeres zu tun hat (Geld verdienen?) und außerdem schon gar nicht mehr dazu gehört. Ex. Die Agenda war ja nur ein schlechter Scherz ähem ein Instrument und diese ganze neoliberale Kacke ja im Prinzip und eigentlich gar nicht so gemeint. So geht also Politik. Hinterher ist alles anders. In fünf Jahren wird Schäuble wohl auch sagen, dass diese ganze Terrorgeschichte ja gar nicht so gemeint war und die Bürgerrechte, die Freiheiten als Grundlage der Demokratie vor Politikern wie ihm ja im Prinzip geschützt gehören. Oder so ähnlich. Keine Lust mehr, Radio aus. Die Musik war sowieso schlecht, alles Wiederholungen, kein Wunder, wenn keiner mehr diesen Schrott kauft, man muss ja nur das Radio anmachen. Zwischendurch wunderte ich mich, dass Grönemeyer nun auf Englisch singt, war aber der Springsteen, den ich plötzlich ein bisschen gut fand. Besser als dieses Parteitagsgeschwurbel, wir sind gut aufgestellt, rollte irgendwann der Müntefering aus dem Lautsprecher, seid ihr nicht, dachte ich sofort, euch wählt doch keiner mehr, wenn, dann wollen die doch alle nur noch die echten Konservativen. Man darf gar nicht drüber nachdenken. Lieber hole ich den Olli Schulz aus der Schublade und lass mir Geschichten erzählen, die klingen wenigsten nach etwas, Liebe, Leben, das ist ehrlich, da kann man sich beruhigen. Geschichten überhaupt, der Große ließ kürzlich in sein sogenanntes Sprachlerntagebuch, das von Migrantenerkennungsfragen (Welche Muttersprache sprechen deine Eltern?) nur so strotzt, wenn man doch wenigstens und überhaupt, ach egal, der Große diktierte also in dieses Tagebuch hinein, dass er gerne Geschichten erzähle und das stimmt wirklich, jeden Tag mindestens eine wahnsinnig unrealistische, fiktive Geschichte aus berufenem Kindermunde, möglichst unter Benutzung aller historischen oder erdachten Figuren und Plastiktiere aus dem Spielzimmer, das ist ehernes Gesetz. Und ich Idiot mach das Radio an. Und dann legt der andere, der Kleine, seinen Lockenkopf lachend auf sein Kopfkissen, nein, er schmeißt ihn geradezu fröhlich drauf und seine kleine, weiche Hand streicht mir übers unrasierte Gesicht und dann sagt er leise: "Papa, ich bin der kleine Eisbär und du bist der große Eisbär und wir tanzen zusammen übers Eis." Müssen Eisbären wirklich nie weinen?
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(geborgt bei flickr)
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