Y2K (...) aus dem Tagebuch "Darf ich das so notieren?" von Win K., Eintrag vom 03.05.2000 Wenn dich deine Frau wegen eines anderen sitzen lässt, bist du am Arsch. Natürlich bist du immer am Arsch, wenn dich deine Frau sitzen lässt, wenn aber ein anderer ihre wunderbaren Silouetten im Mondlicht betrachten und seine dreckigen Griffel nach ihr ausstrecken darf, ist alles noch viel schlimmer. Du bist ein Verlierer, ein armes Würstchen, mit einem zu kleinen Schwanz, impotent, ne Niete, du bist am Arsch. Was hilft da noch? Freunde. Freunde, die viel vertragen, zum Beispiel. Geseier und Suff. Hannes ist so einer. Stundenlang sitzen wir in der Abendsonne, trinken und ich klage mein Leid. Er hat mir beigebracht, Whisky zu trinken. Ich fühlte mich zu jung für dieses Altherrengesöff, er stellte eine Flasche auf den Tisch und grinste nur. Wir tranken sie aus, on the rocks und waren voll wie die Haubitzen. Dann dachte ich nicht an Liz. Und Frauen. Frauen können auch helfen. Zeitweise. M. und S. wurden immer netter, je mehr sie tranken. Ich trank mit. Ihre Freunde lungerten irgendwo rum und checkten neue Spiele, M. und S. checkten mich. Ich war schon völlig hin und wollte mich gerade in meinem üblichen Trennungsschmerzsermon ertränken, aber die beiden begrabbelten mich. Irgendwann schlief ich ein, weil die beiden einschliefen, ne schlimme Nacht mit noch schlimmerem Morgen. Und die Tage danach erst. War trotzdem gut. E. ruft regelmäßig an. Sie hat scheinbar einen Narren an mir gefressen. Ab und zu sehen wir uns in der Bahn, sie lächelt immer so süß, so verlockend. Friedrichstraße haben wir dann mal einen Kaffee zusammen getrunken, es war gut, andere Gedanken, normale Gedanken, kein Depressionen. Demnächst treffen wir uns, Kino, Bar, vögeln, irgendwas. E. ist klein und zierlich, ihr Hintern wippt immer so kess, wenn sie durch die Gegend hüpft, sie ist ein Energiebündel. Und ihr Lächeln. Sie tut mir gut. Verliebe ich mich? Scheiße. Liz zum Geburtstag gratuliert. Verdammte Kacke, sie sah gut aus. Warum das alles? Ständig diese Frage. Was lief schief? Ich, sie, Alltag? Haben wir uns nicht mehr um uns gekümmert? Nur noch um Job und Karriere und wasweißich? T. war immer da, in letzter Zeit, ich hätte es wissen müssen. Der Arsch. Beschimpfen hilft nicht, trotzdem, ich kann das nicht mit ansehen. Kommst du mit? Das fragte sie mich. Ob ich mitkomme? Party machen? Mit dir? Und T.? Und der ganzen Meute? Nee, Baby, lass mal, sagte ich, warum soll ich mir das ganze Elend noch live anschauen? Vielleicht liebe ich dich ja noch, sagte sie. Sagte sie wirklich. Was soll das? Vielleicht? Und überhaupt: Man muss das doch wissen, ob man sich gut fühlt, wenn man jemanden sieht, wenn einem das Herz hüpft, gerade jetzt, wo wir uns kaum noch sehen. Gar nicht mehr sehen. Gerade jetzt musst du doch wissen, ob dir jemand einen Teil deines Herzens herausgerissen hat, oder? Ich weiß es, wenn ich dich sehe, Baby, ich weiß es. Einen riesigen Brocken hast du mir herausgerissen und das Loch, dass nun in meiner Brust prangt, will einfach nicht zuwachsen. Wundschmerz. Ich sagte ihr das nicht, ich ging, mir kamen die Tränen, Scheiße, ich bin am Arsch und dann auch noch heulen. Hannes hat mir eine Onkelz-CD gegeben. Hör mal, sagte er, tut manchmal gut. Ich höre. Die Sonne geht unter, ich höre und rauche und trockne meine Tränen. Ich höre und es tut tatsächlich gut, irgendwie. "Und wenn wir einmal Engel sind, dann fick ich dich im Fliegen." - ich muss E. anrufen, vielleicht ist sie ein Engel. (...)
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(geborgt bei flickr)
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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