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Phase 3

Das Schlimmste kommt noch

Seit zehn Tagen keine Wolke am Himmel gesehen, das tut schon fast weh, aber nicht so sehr, dass man sich beschweren müsste. Beschweren, denke ich, auch so etwas typisches, nur das Beste, aber billig muss es sein, Milch, Butter, Dönertier, wehe, wenn nicht. Egal. Alles weit weg, aber es kommt ja doch immer näher, wie ein Schatten, der sich von hinten anschleicht, einem die Schlinge langsam und ganz vorsichtig um den Hals legt, um einen aus dem Reich der Träume wieder in die Realität zu ziehen, zack, zack, zack, mit Wucht und Wonne.

Herr Bukowski, denke ich dann, wann genau kommt denn nun das Schlimmste? Ist es schon da? Er weiß es auch nicht. Ja, für ihn ist es schon da, glaube ich, wenn ich das so lese. Solche Sachen lesen doch immer nur Bübchen wie ich, die nie mal so richtig im Dreck lagen, Scheiße fressen mussten, soffen, nur um Besoffen zu sein, Flucht vor der Welt, und ich? Nur Spaß, man hat ja nun wirklich keine tiefgreifenden Probleme, hoffe ich, und kostet deswegen die der anderen, nicht um mit dem Finger drauf zu zeigen und zu sagen: "So nicht, meine Damen und Herren." - nein, um irgendwie auf dem Teppich zu bleiben, den Sinn für die Realität nicht zu verlieren, ein wenig Ehrlichkeit aufzunehmen.

Was ist schon ehrlich? Die alten, vergammelten Säulen, die hier rumstehen, die man um Gottes Willen bloß nicht anpacken soll und hinter denen sich der Müll stapelt? Sind die ehrlich? Was erzählen sie uns denn schon? Lernt doch keiner was. Kriege, Hunger, Neid, Missgunst, Boshaftigkeit blitzt aus den Augen der Alten da hinten, was ist Ehrlichkeit? Nicht einmal zu sich selbst ist man ehrlich. Liegt hier rum, tut nichts, starrt Löcher in den Himmel und erschafft sich Welten, trotzdem ist man nur so ein kleines Würstchen, völlig unbedeutend, ein Rädchen in der Maschine. Bin ich das? Will ich das? Will ich das wirklich? Scheinbar schon, sonst würde ich wohl wegrennen, irgendwo einen Abgrund suchen und hinunter stürzen, aber nein, ich bin hier und dort und lebe und lache und drehe mich munter mit, im Takt der Maschine und es geht mir doch gut, vielleicht, weil ich meine Freiräume kenne, meine Gedanken, niemand kann sie mir nehmen, ich kann denken was ich will, ich kann es fest in mich einschließen, meine Geheimnisse, Träume, nur ich entscheide, wer davon etwas haben kann, ich, du, zwei, drei andere, das tut gut, deswegen dreh ich mich mit, deswegen liege ich nicht da unten, zerbrochen. Der Boden hier, er ist hart und trocken und riecht nach Philosophie, ständig rennen Gedanken durch den Kopf, mit jedem Schweißtropfen kommt ein Gedanke, da, noch einer, Lebensfindungsland, vielleicht.

Weg hier. Die Ruhe, schön, aber auch anstrengend. Es gibt so viel vorzubereiten, zu erledigen, wir müssen uns wieder einreihen, in die Reihen der Masse, marschierend Richtung Sonnenaufgang oder Untergang, je nachdem. Ernst des Lebens, vor Ernst kann man sich nicht verstecken, packt dich am Schlawittchen und zerrt dich in eine dunkle Ecke, um dir in den Hintern zu treten oder dir den Kopf zu tätscheln, mal so, mal so. Ich wäre von Beruf gern Steineschmeißer. Ich sammle Steine am Strand und lass sie übers Wasser hüpfen, titsch, titsch, tischt, siehst du? Dreimal, viermal, Weltrekord. Aber nein, ich schmeiß keine Steine mehr ins Meer, jedenfalls nicht jetzt, jetzt ist wieder hier und hier beginnt etwas vollkommen Neues, ich aber kann nix machen, nur ein paar Gedanken sammeln und aufschreiben. Und wer weiß, das Schlimmste kommt vielleicht erst noch.
 
Fr, 14.09.2007 |  # | (643) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Phase 2

Faserland

Ruhe. Bewegungslosigkeit. Zirpende Zikaden. Jetzt fühlt man, wie kaputt der Alltag ist, kaputt, weil man irgendwann nur noch funktioniert und aufhört zu denken, man selbst zu sein, Selbstaufgabe, du noch mehr als ich. Hier, wir! Erst du, dann ich, die Kinder, wir! Das Wasser umspült seicht die Füße, es ist salzig, unglaublich salzig, die Sonne brennt, erbarmungslos, trotzdem, die Steine knirschen unter den Füßen, sieh nur dort, ein Segelschiff und dort, die Fische im Wasser, setzt doch mal die Taucherbrillen auf, Jungs, wir tauchen ab, weg, weg von allem, kein Zuhause, wohltuende Fremde, frische Pfade, hahaha, wenn ich das hier alles so lese, wir sind ja so normal, auch kaputt, irgendwie, aber normal, das tut doch gut, sieh nur, die Fische, wie sie sich ein paar Leckerbissen aus dem aufgewirbelten Sand picken, Spatzen im Mittelmeer, das hier ist doch alles so einfach und trotzdem unendlich, neverending story, wir bleiben für immer hier, so fühlt sich das an, selten, das alles so gut passt. Zuhause? Wo soll das sein? Hier, oder? Abends der Mond über der Bucht, das Wasser schwappt immer ganz gemächlich ans Ufer, keine Hektik, mach mal keine Welle, die Schritte werden immer langsamer, was soll man denn auch verpassen? Wie kann man eigentlich leben, zusammen mit drei Millionen anderen Menschen, wie nur? Überall nur Menschen, die man nicht kennt und trotzdem nicht leiden kann und hier? Niemand. Man irgnoriert Tischnachbarn. Kein Telefon, kein Internet, kein Fernseher, nichts, ein paar Bücher und viel Schlaf. Haben wir jemals so viel geschlafen?

Kultur? Alte Steine, mal gesehen und trotzdem nichts draus gelernt. Ah und oh, hört man immer so oft, alles geschichtsträchtig hier, ein guter Intellektueller schaut sich stundenlang alte Säulen an, nich, den Touristenführer in der Hand, das ist alles so unglaublich wichtig, hat man steinerne Säulen gesehen, ist man furchtbar schlau, jeder Kiesel von Philosophen und Naturwissenschaftlern berührt, aber schaut doch hin, selbst wir, die wir hierher gekommen sind, nichts, wir sind doch nicht schlauer oder dümmer als vorher, wir sind gleichbleibend blind und hinter den Säulen liegt Plastikmüll. Im Schatten denken. Pro Stunde eine Story, interessiert keinen, aber egal, hab ich mir alles selbst ausgedacht, Herzblut, interessiert wirklich keinen, aber ich fühl mich gut, wie geht es eigentlich so einem richtigen Schriftsteller? Der davon lebt, zu träumen, Erzählungen, Romane, richtige Arbeit? Kotzt den das auch irgendwann mal an? Sicher. Baby, bringste mir noch nen Drink, ich meditiere grad, schreib nen imaginären Krimi, blutige Morde, Serienmörder, zerfetzte Leichen und verzweifelte Ermittler, was brauch ich Bücher, ich glotz Löcher in den wolkenlosen Himmel, denk mir billigen Schund aus, nur so für mich und wenn ich schwitze, spring ich ins glasklare Wasser und schau den Fischen zu. Beim stumm sein. Yes! Faserland? Na ja, auch malade.
 
Mi, 05.09.2007 |  # | (869) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Phase 1

Rave

Es ist angenehm warm, alles wahnsinnig angespannt, wartend, die Zeit verrinnt nicht. Der Beat steckt tief in den Knochen, es wummert und dröhnt aus allen Ecken, endlich, endlich, endlich, es geht los, der Tanz und die große Fahrt, weg, nur weg von hier, ganz schnell, noch schneller, höher und weiter, noch viel weiter. Angeschnallt und losgefahren, das Radio bleibt stumm, ja, warum bleibt denn nun wieder das Radio stumm? Wie soll man denn den hecktischen Heartbeat übertönen? Wir hetzen über den heißen Asphalt. Stau. Im Wedding ist immer Stau, in Berlin ist immer Stau und das bei der Wärme, doch nicht angenehm, mach mal Klima an, wir brauchens kühler, viel kühler, sonst überhitzen wir noch, Schweißtropfen auf der Stirn, alle Autos stehen still. Reicht die Zeit? Reicht sie noch? Schaffen wir es? Nicht das alles ohne uns losgeht, das wäre ja schade, nein, nein, nein, das geht nicht, geht überhaupt nicht, nichts passiert heute ohne uns. Schnell die Koffer durch die Gegend bugsiert, ich muss aufs Klo, dringend, die Aufregung, nein, danke, kein Alkohol, keine Drogen, Exzess war mal, jetzt lese ich nur noch drüber. Kleinbürgerliches Spießerbürschchen. Diabolisches Lachen. Komm Locke, reiß dich zusammen, jetzt gehts los, mit 280 Sachen heben wir ab, Richtung Südosten.

Zack. zack, zack. Raus, rein, Klima wieder an (dabei an HWO denken: Hatta. Hatta.), hier ist es auch nachts heiß, die Musik ist eine Zumutung, halborientalischer Balalaika-Pop oder Bouzouki oder so, melancholisch-herzzerreißend schmachtende Typen mit Gelfrisur, man versteht kein Wort und grausam klingt es noch dazu. Wasser, Wasser, her damit, gut wäre ein kühler Drink, wenigstens ein Bier, mach endlich die jaulende Musik aus. Hitzesturm, sind wir in der Sahara? Wüste, Meer, irgendwo, es rauscht die ganze Nacht, die Kissen schweißnass, das Herz pumpt, der Beat steckt in dir drin, ganz tief, kein Ausschalter, Notschalter, Nothalt. Aufstehen. Was tun? Wir müssen was tun, immer in Bewegung bleiben, bloß kein Müßiggang, Entdeckungen, Besorgungen, Kultur, hahahaha, Scheiße, ist das heiß hier. Wir passen nicht hier her, irgendwie, wir sind zappelnde ADHS-Kinder, gebt uns was zur Beruhigung und einen Sonnenhut, gibste mir mal den Sombrero und die Wasserflasche? Zack, zack, zack, der Bus kommt gleich, hier noch, da noch, Essen, Baden, Trinken, Schlafen und Lesen. Rainald Goetz. Wird man ganz malade von, aber gut. Und irgendwann hören wir die Ruhe kommen.
 
Di, 04.09.2007 |  # | (672) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Prolog

Dort träumte ich, wild, gefählich, lebhaft, heiß und schwitzig. Hier, hier ist nichts, hier ist gähnende Leere, traumloser Schlaf, tief und verschlossen, stumm, schwarz und kalt, kalt und leer, inhaltslos, so wie so vieles, belanglos, unwichtig, nichts, nichts, nichts. Na gut, das wird Gründe haben, Gründe, ich kenne einige, du vielleicht auch, sonst noch jemand?

"Wonach riecht es hier?"
"Nach Duschbad, Creme und Hilfiger, also nach dir, du schwitzendes Etwas."
"Nein, nein, ich meine doch nicht mich, ich meine diese wunderbar warme Luft, die uns hier einhüllt, wie ein Mantel, uns schützt, vor allen Widrigkeiten der Welt. Riechst du es auch? Fisch und Meer, Salz und dann diese wochenlange Hitze, man kann sie doch riechen und schau dort rüber, über der Bucht steht der Mond, das Wasser hellblau, sogar nachts und dort drüben brennt noch Licht. Siehst du das? Riechst du das?"
"Du nun wieder. Ich höre die Musik, das Lachen der Leute, das Klirren der Gläser. Komm, wir holen uns noch was zu trinken oder besser, hol du mir noch was und dann halte mich fest, damit wir hier festwachsen und nie wieder weg müssen, nie nie wieder."
"Aber das geht doch nicht. Hier ist doch gar nicht unser Platz, unser Leben. Unser Leben ist nicht das blaue Meer, die heißen Kiesel und der heiße Wind in den Platanen. Unser Leben ist die Stadt, die selten schläft und laut ist, unser Leben ist der Regen und die Kälte und der Beat, der immerzu dröhnende Beat, selten langsam oder leise, immer nur wumm-wumm-wumm, stampfend, verwirrend, erschreckend. Hier, das ist doch nur Auszeit, die wir aufnehmen, aufnehmen müssen, ganz tief in uns, dann einschließen und wenn wir nachher daran denken, leben wir auf, riechen, schmecken, hören das alles, für einen kurzen Moment und fühlen uns wunderbar. Vielleicht ist es so, vielleicht lebt man nur dafür, für ein paar Tage, an denen man sich festhält, sie umklammert, das sind die Achttausender, die majestätisch aus der Tiefebene des Alltags herausragen, die man einfach mitnehmen muss, bevor man sich ganz und gar selbst verliert."
"Spinner. Klingst wie nen Song von 2Raumwohnung."
"Haha. Das hält mich am Leben, diese Spinnerei. Und du. Natürlich!"
 
Mo, 03.09.2007 |  # | (663) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Uschi´s Sonnenstube

Sobald Sie Ihr Haus verlassen haben, gehen Sie direkt nach links bis zur nächsten Ecke, dann noch drei Straßen weiter, dann rechts und Sie finden garantiert etwas, dass "Uschi´s Sonnenstube" heißt oder dieser Bezeichnung auf jeden Fall entsprechen könnte. Das glauben Sie mir nicht? Sehen Sie selbst.
 
Mi, 15.11.2006 |  # | (1258) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Letzter Happen

Da sich das Hamsterrad des Alltags fast wieder im gleichmäßigen Takt dreht, kommen hier noch schnell ein paar kleine Urlaubshäppchen.

Diese mir bisher unbekannte Tendenz zur Misanthropie setzte sich im Pauschalurlaubscamp fort. Natürlich "pauschal", falls sich jetzt einer fragen sollte, wegen der Kinder, die sind ja schon genervt, wenn ich einmal und eigentlich nur ganz kurz in Rallyemanier die vierzehn Kilometer Serpentinen nach Sóller hoch- und runterrausche und verlangen dabei lauthals Eis, Pool und Strand. (Habe übrigens später noch mal knapp sechzig Kilometer drangehangen und wäre dafür beinahe gelyncht worden, von der eigenen Sippe. Gibts sowas?) Nöö, wir sind heimlich individuell und passen uns nur scheinbar an. Ich war genervt von den anderen, mehr oder weniger, von den mich umgebenden Deutschen, obwohl sich am Ende doch noch ein paar nette Süddeutsche fanden, mit denen man über die Kinder und so ("Läbberwurscht") "schwätzen" konnte, nur nichts tiefergehendes, keine Politik oder ähnliches, das wäre fehl am Platze gewesen. Kinder verbinden, ungemein, und deswegen hatten die Knirpse plötzlich ganz viel Freunde, aus Stuttgart und Umgebung, die komischerweise alle älter waren als sie, und machten jeden Unsinn mit. So sollte es sein.



Sandburgen, Wellenreiten, Arschbomben und seichte Literatur, mehr gab es eigenlich nicht und deswegen muss man auch nicht soviel erzählen, obwohl die Kleinigkeiten auch nicht vergessen werden dürfen. Tausende kleine Ameisen um das Haus herum, käsige Damen, die halbnackt im Negligé zum Pool sprangen und sich die besten, schönsten und letzten Liegen mit dem eigenen Handtuch sicherten, gegen halb sechs morgens, da konnten wir nicht mithalten, wir plötzlichen Langschläfer, die gegen neun zum ersten Mal blinzelten und gegen eins wieder ermattet ins Bett fielen, zum Mittagschlaf. Ich könnte auch schreiben, dass mir der Opel zu klein war und der Ford nicht spritzig genug, aber wen interessiert denn schon sowas, ich könnte erzählen von der Ziege hoch oben in der verfallenen Burg, die, also die Burg, als Lockmittel für eine halsbrecherische Fahrt zum Cab Formentor diente, die allerdings nicht zu erreichen war, es sei denn, wir hätten uns zur Bergkletterei überreden lassen. Ich könnte meckern über langweiliges Essen, aber wer macht schon Urlaub um zu meckern? Es gibt Dinge, die überlagern negative Eindrücke wunderbar, das weiche Licht der am Abend hinter den Bergen verschwindenden Sonne, das laute Lachen der Kinder, wenn sie wieder einen Streich gespielt hatten (Warum muss sich so ein Koloss wie ich von einem 2jährigen ins Wasser schubsen lassen?), ein verliebter Blick aus strahlenden Augen und das halbwegs unterdrückte Lachen nach meinem unglaublichen Geständnis ("Ist dir noch nie aufgefallen, dass ich Romantiker bin?"), dieses unglaublich gute Gefühl, nichts, was stört, alles perfekt und trotzdem nicht künstlich und am Ende der abendliche Spaziergang durch eine wunderbar schlummernde Altstadt, während sich vermeintlich zivilisierte Menschen in der Einkaufs- und Vergnügungsmeile die Füße platt treten, was soll ich da über das Essen meckern?



Das wars jetzt übrigens. Erstmal.
 
Mi, 13.09.2006 |  # | (852) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Noch nen Urlaubshappen

Heute Nacht stolperte ich durch alte Zeiten, mit den Beastie Boys im Ohr, erinnerte mich an die ersten Versuche, einen Fineliner über nackte Blätter zu schwingen, zu malen, etwas, dass ich nie wirklich konnte. Buchstaben, aneinandergereiht und verschlungen, mit Schatten, ohne, klar oder verschwommen, alles ein wenig hilflos, vor dem Auge war alles klar, nur die Hand wollte nicht so wie ich es gerne hätte und irgendwann, mitten in der Nacht, wachte ich auf und dachte wieder an den Urlaub und die vielen Dinge, die man noch so aufschreiben müsste und ich wusste zum ersten Mal, dass ich irgendwie wieder angekommen bin.



Es war ein langweiliger Urlaub, furchtbar langweilig. Trampen durch Rumänien ist sicherlich aufregend oder zu Fuß durch die Sahara, den ganzen Tag rumlümmeln, sich warmes Wasser über den Körper spülen zu lassen, ein paar Runden zu schwimmen und zu tauchen und ab und zu die Kinder ins Wasser zu schmeißen ist langweilig, wunderbar langweilig. Der Kopf wird frei, weil man nicht ständig irgendwo hinglotzen und stieren muss, keine unendlich langen Gedankenzüge rattern durch die Birne, man lässt sich gehen, aber alles ganz langsam. Klar, ab und zu schielte ich in die BILD-Zeitung beim Nachbarn und lachte mich kaputt. Gammelfleisch? Bohlen hat ne neue? Entführungen, abgehackte Köpfe, Schumi hört auf, wir (also wir als unsere Fußballjungs) schießen soundsoviel Tore? War mir alles wurscht, na ja, so fast. Der Große lernte schwimmen (eher tauchen), der Kleine viel besser sprechen und die geliebte Herzensdame bruzelte sich verbissen lesend in der wunderbar heißen Sonne, die durch den leichten Wind erträglicher wurde.



Sowieso wollte ich mit anderen Menschen nichts mehr am Hut haben, eine bisher unentdeckte Eigenschaft an mir, bin ich doch eher so der Kuschelbloggertyp, der mit jedem freundlich labert. Diesmal war es anders. Schon am Flughafen nervten mich alle anderen, ich wollte nur weg von hier, die Familie schnappen und raus, die saufenden Typen vom Kegelverein (sangen lautstark "10 nackte Frisösin-nnn") gingen mir ordentlich auf den Wecker, genauso der brummige Typ, der unbedingt in die erste Reihe wollte und später die dort sitzenden halbschlafenden Kinder einer kleinen Familie mit bösen Blicken tötete oder die Sicherheitsmenschen am Sicherheitscheck, bei denen ich mich halbnackt ausziehen musste, obwohl ich nicht mal einen Bart habe. Egal, war ja Urlaub.
 
Di, 12.09.2006 |  # | (1352) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Urlaub, häppchenweise

Weil es ja doch irgendwie sein muss.

Das alles kommt jetzt erstmal häppchenweise, die Zeit vergeht hier so anders und man hat plötzlich wieder einen Sack voll zu tun und muss ein paar überschwappende Wogen glätten. Darum dauert meine Landung auch etwas länger und hier gibts vorerst nur ein kleines Nachurlaubsprogramm.



Ich führte kein Tagebuch. Eigentlich hatte ich es mir vorgenommen und dann aber schnell wieder verworfen, ich wollte mich ganz und gar fallen lassen, den warmen Wind in der Nase spüren, des Kinderlachen in den Ohren klingen lassen, die Augen ab und zu über den Rand des Buches in die Ferne blicken lassen und mit Anlauf in den Pool springen. Scheiße, bin ich erholt. Jetzt fällt es mir erst auf. Es hätten noch ein paar Wochen mehr sein können oder Monate. Natürlich. Was würde ich für ein Leben in endlosem Müßiggang geben, dachte ich in so mancher Gelegenheit, und war froh, das alles tief in meiner Gedankenkammer so abspeichern zu können, ganz ohne Block und Stift.
 
Mo, 11.09.2006 |  # | (893) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

Alles hat ein Ende

Oder so ähnlich. Natürlich sind die Kinder nacheinander krank geworden, natürlich konnten somit alle hochgesteckten und ehrgeizigen Pläne nicht mehr in die Tat umgesetzt werden, natürlich sind auch die Eltern nicht von der Bronchitis (zum Glück war es nicht die Vogelgrippe, oder etwa doch?) verschont geblieben und natürlich lag der Erholungsfaktor damit irgendwo im negativen Bereich. Aber egal, dafür liegen wir jetzt alle im Bett, trinken ekelhaften Tee trinken und laden nette Fotos hoch, denn trotzdem war es ja doch irgendwie schön. Behaupte ich jetzt mal für mich selbst und bedauere mich dann mal weiter, weil ich so typisch Mann toll leiden kann und wenn ich nicht gestorben bin, mach ich auch irgendwann mal weiter. Aber bitte nicht bemitleiden, nein, das will ich doch nun mirklich nicht.
 
Sa, 18.03.2006 |  # | (1291) | 15 K | Ihr Kommentar | abgelegt: urlaub



 

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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


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