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Das Automonster

Das Ding verschläft einen Großteil seines traurigen Lebens, fristet sein graues Dasein versteckt in der tiefen Brust eines ÖPNV-Reisenden und wird nur selten mal rausgelassen. Aber wehe, es ist soweit.

Sobald die Tür der fahrbaren Schüssel geöffnet wird, kriecht es aus seinem Versteck und arbeitet eine instinktive Checkliste ab. Lenkrad da? Pedalen da? Knüppel aus dem Sack, mit fünf Gängen? Motor? Sehr schön, alles da. Sound? Sound? Radio an, Nummer 1, kannste abhaken, Nummer 2, kannste abhaken, Nummer 3, Fritz, ja, geht. Motor an, Bremsen gelöst, Vollgas. Und schon rauscht das geifernde Vieh mit 50 durch die 30iger-Zone. Egal. Nach 5 Minuten nervt der Sound, nichts kann die hohen Ansprüche des Monsters wirklich erfüllen. Es checkt den CD-Wechsler und scheitert fast an der Verweiblichung der Schüssel. Ramazotti, One 12 und Udo Jürgens fördern eine kleine Portion grünen Schleims zutage. Ach, da ist ja noch die 4 Jahre alte CD von Paul Oakenfold im Fach, warum nicht, ein bisschen rumtata passt zum Sonnenschein. Läuft.

Hahaha. Mein Maserati fährt 210. So gehts wunderbar. Vergiss die rote Ampel, schnell, schnell, schnell. Warum schleichen die alle so, die Kernfrage der Existenz des Automonsters. Muss der jetzt auf der 50iger Strecke 30 fahren? Gib Gas, los. Mein Gott, wenn der Links abbiegen will, dann soll er doch auch. Oh nein, und dann auch noch dieser Opi im Nissan Micra, mit Hut. Es könnte explodieren. Genau das passiert, verbal. Scheiße. Scheiße. Es wird laut und grunzt Hasstiraden in den Tacho. Zum Glück ist die Schüssel schallisoliert, eine Abmahnung wäre dem grässlichen Viech wohl sicher.

Der Sound passt immer noch nicht. Ist eben keen wood. Hahaha. Bass rauf, treble runter, ein bisschen Geschrammel rechts hinten, passt. Die Jagd geht weiter, links, rechts, ab durch die Mitte. Das Monster ist ein Raufbold, ein Rüpel, ein wütender Stefan Mittelfinger, denn selbiger wird eigentlich ständig anderen Monstern entgegen gestreckt. Bis es irgendwann mal von einer schwarzen Limo ausgebremst wird, mit drei oder vier dieser bulligen Tiere, die gerne auch mal gewaltsam ihre Meinung kund tun. Deutlich, aber nicht heute.

Zuletzt noch ein Stop-Schild überfahren, le monster lässt es liegen, ist doch wurscht. Fehlt nur ein anständiger Parkplatz. Fuck. Wieder alles voll. Es flucht und flucht und flucht. Und bekommt schließlich einen, inkl. 5 Minuten Fußmarsch. Hält gesund. Abgeschnallt und ausgestiegen, die Türe dicht, erstmal eine Kippe an und schwupps, mit dem letzten Rauchkringel verschwindet es wieder, das furchtbare Automonster. Im Tiefschlaf.
 
Mi, 22.03.2006 |  # | (523) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 

Die Musik geht an und die Gedankenmaschine kommt langsam in die Gänge. Vergessen ist der Abend, der einen fast zur Verzweiflung gebracht hatte, weil erst das Stromkabel drei Zimmer weiter lag, der Akku neu betankt werden wollte, ca. 25 Zeilen ungespeicherter Text im digitalen Nirvana landeten und dann auch noch dieses komische Teil von Notebook scheinbar seinen Geist aufgegeben hatte, der sich wiederum im halb verriegelten Akku verfangen hatte und alles blockierte. Selbst den Anlasser.

Aber das ist jetzt vorbei, zum Glück, denn obwohl mir diese Karnevalsgeschichte irgendwie immer noch nicht ganz geheuer ist, muss ich aus tiefstem Herzen lachen, beim Anblick eines winzigen Clowns, der lustig angemalt, lachend und tanzend durch die Bude tobt und einen plötzlich bebaarteten vierjährigen Cowboysheriff (O-Ton des selbigen) durch die Zimmer treibt. Wenn jetzt noch die Sonne scheint, ich nicht noch einmal heute abend nach Ladenschluss zum Lidl am Ostbahnhof fahren und mich von komischen Junkies mit Schaum vor dem Mund an der Kasse anpöbeln lassen muss, wird der Tag perfekt.
 
Di, 28.02.2006 |  # | (495) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 

Valentinsverschwörung

Und täglich grüßt das Murmeltier. So komme ich mir jedenfalls vor, am Morgen dieses jährlich wiederkehrenden 14. Februars und auch eine eindringliche Bitte an mein übermüdetes Spiegelbild, mir doch endlich mal zu erklären, warum das so ist, bleibt leider unerhört. Unerhört.

Es ist in jedem Jahr das Gleiche. Schon bevor der Wecker klingelt, falle ich aus dem Bett, natürlich ohne dabei die blonde Schönheit aus ihrer nächtlichen Erholungsreise zu reißen, und verspüre diesen unbändigen Drang, endlich mal meine männlichen Pflichten zu erfüllen. "Wenn du eine Frau glücklich machen willst, dann kauf ihr regelmäßig Blumen" höre ich meinen Mutterkomplex aus dem Hintergrund rufen und denke, dass dies ein Fluch sein muss, der jedes Jahr an diesem Tag sein Partisanendasein kurzzeitig beendet.

Es ist noch dunkel draußen und ich zwinge den armen Hund, eine Diva sondersgleichen, zu einem ausgedehnte Morgenspaziergang, obwohl sie doch so gerne noch ihren Schönheitsschlaf genossen hätte. Sie schaut mich mit müden Augen an und fragt sich wahrscheinlich, warum dieses komische "Ich kauf Blumen" - Ritual unbedingt im Winter stattfinden musste. Ein lauwarmer Sommermorgen wäre da schon schöner. Die Kälte lässt uns auch in diesem Jahr irgendwie nicht wirklich los und so wird dieser Morgenspaziergang, eine Shoppingtour zum nächsten Blumenladen, eine wahre Zitterpartie.

Dort angekommen lächelt er mich schon an, dieser riesige Strauß duftender roter Rosen, den ich schon gestern unterbewusst aus den Augenwinkeln heraus betrachtet hatte, der muss es sein, kein anderer ist der blonden Schönheit würdig. Die mollige Verkäuferin lächelt mich an, als ob sie sagen will "Na, hast du es auch endlich mal in einen Blumenladen geschafft?", bettet meinen Superstrauß in valentinisch beherztes Blumenpapier und kräht fröhlich "Hab ich extra wegen Valentinstag besorgt, dit Papier. Schick, wa? Macht neunzehn neunundneunzig."

Was? WAS? Neunzehn neunundneunzig? Ist das ihr Ernst? Ich werde ungläubig und schmettere ihr ein wenig verliebtes "Sagen Sie mal, kann es sein, dass dieser wunderbare Strauß gestern noch genau die Hälfte gekostet hat? Kann es sein?" Sie lacht und lächelt kauffrauisch und schmettert zurück "Tja, heute ist Valentinstag, da kommen sie alle raus, die Männer, die sonst die Brieftasche an jedem Blumenladen vorbeitragen ohne auch nur daran zu denken, ihre geizigen Füße dort reinzusteuern. Es steigt die Nachfrage und damit auch der Preis. Thats life. Also, her mit den neunzehn neunundneunzig."

So war das also. Wie in jedem Jahr, fällt mir da ein. Also, liebe blogoeske Gedankentanke, im nächsten Jahr gibts die Blumen schon am dreizehnten. Denen werde ich es zeigen.
 
Di, 14.02.2006 |  # | (1046) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 



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Online seit: 08.02.2006
Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57


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