981 Akku leer, keine Steckdose in Sicht. Lächeln, immer lächeln, wird schon, wird schon. Lebbe geht weiter, sagte mal dieser Stepanović, aber auch das ist schon Jahre her. Nun ja, es ist Herbst, die Jahreszeit, in der man sich am liebsten selbst bedauert und so bedauere ich dich und du mich und wir bedauern uns und vielleicht betrinken wir uns auch mal wieder, einfach so. Die Dinge runtergespült bekommen. Und heute Nachmittag Sonnenschein, sagt der Wetterbericht.
979 Acht Stunden Arbeit an einem benzingetriebenen Ungetüm, immerhin unangenehme bis ohrenbetäubende 112 db, keine Musik in den Ohren, das ist Fließbandarbeit. Man fängt unweigerlich an, im Kopf idiotische Lieder zu singen (vorzugsweise Schlager), bescheuerte Geschäftsideen zu entwickeln, mit denen man bis vor kurzem in der Finanzwelt wahrscheinlich Millionen, Quatsch, Milliarden, hätte verdienen können und sich Romanstoffe auszudenken, die niemand jemals in sein Bücherregal stellen wollte, geschweigen denn lesen. Lächeln, sagte ich, immer lächeln, wenigstens der goldene Oktober hatte Mitleid und zeigte sich von seiner besten Seite.
Vereinzelt (Lästige Chronistenpflicht.) # Die Welt ist im Wandel, das sagte schon die schöne Galadriel in den Bildschirm hinein, anlässlich der unvergesslichen Trilogie "Der Herr der Ringe" und ich gebe ihr Recht. # Sämtliche Fernsehaktive feiern sich auf einer großen Party mit Auszeichnüngchen und Bussibussi, nebenbei beklagen alle, dass sie hier und da vielleicht ein wenig oder auch ein wenig mehr Geld verloren hätten ("Hui, da war es plötzlich weg und die Bank hatte noch gesagt, das wäre eine hunderprozentig sichere Anlage." hörte man die eine oder den anderen jammern), aber dieser eine alte Mann wollte natürlich nicht mitfeiern und verteilte keine Bussis und kein Hallöchen, sondern war ganz dolle böse zu allen aber das war ja vorauszusehen. Ich selbst interessiere mich ja nur noch für sanfte Kochsendungen und "Bauer sucht Frau". # Fehlt nur noch, dass jemand versucht, Reich-Ranicki zum Blogger zu machen. Dann hätten wir simplen Sprachanwender auch nichts mehr zu lachen, also die meisten jedenfalls. # Der Haider ist tot und ich habe es wieder als letzter erfahren, weil ich wichtigeres zu tun hatte. Alle lachten über mich, wie gemein, aber die Sonne schien dabei. Ich habe es zur Kenntnis genommen und bin weiter meinen Geschäften nachgegangen. # Wie viele Bäume könnte man wohl mit 400 Milliarden Euro kaufen? # Der Kunde ist immer am unteren Ende der Nahrungskette. Banken verzocken sein Geld, Firmen verkaufen seine Daten, mit denen dann andere Firmen Mahnungen schicken und Inkassounternehmen ihn belästigen lassen (alles schon passiert), er ist ja auch selbst schuld, an allem, warum trägt er sein Geld zur Bank, warum meldet er sich da und da an oder hat einen Telekomanschluss, warum kauft er so billig, wo doch jederjederjeder weiß, dass billig gekauft, zwei Mal gekauft ist oder noch mehr, warum lebt er auch in diesem oder jenem Staat, woanders ist es immer besser. Und so weiter. # Eigentlich würde ich ja gerne was ganz anderes machen. Und frage mich deshalb wirklich: Wie viele Bäume könnte man wohl mit 400 Milliarden Euro kaufen?
Teaser Gedacht, es wäre wieder mal Zeit für eine dieser gruseligen Versuchsgruselgeschichten. Sollte ich also das anstehende Kettensägenmassaker, an dem ich gedenke teilzunehmen - vor allem auch um zu prüfen, ob dieser Körper überhaupt noch in der Lage ist, harte, körperliche Arbeit zu ertragen (denn Kettensägenmassaker sind für gewöhnlich immer mit harter, körperlicher Arbeit verbunden) - überleben, werde ich mich noch einmal daran versuchen. Bis dahin gibt es Hausgemachtes: Eins | Zwo. [Dabei merken, dass noch andere Serien fortgesetzt werden wollen. Allein schon deswegen und überhaupt.]
Herbscht Am Tisch sitzend, ein paar Karten in der Hand - es ging nicht um Geld und trotzdem verlor ich sogar mehrmals - dachte ich dann, der perfekte Herbstsong wäre eine Mischung aus Polarkreis 18 und Sebastian Tellier (Melancholisch-fluffig würde man das dann wohl nennen, lustige Blätter fallen auf nassen, grauen Boden, Menschen lachen und weinen, wahrscheinlich hat gerade wieder eine Bank zugemacht. Oder so.) Die Nachfolgeneration - auch am Tisch sitzend, frech grinsend und gewinnend - fand aber Spank Rock besser. Aber bitte, das ist doch keine Herbstmusik.
966 Und während andere behaupten, die Zeit heile alle Wunden, legen wir uns zurück, um uns zu entspannen, die Überspannungen der letzten Wochen auszugleichen, denn unsere Welt ist überdehnt, dem Reißen nahe und in der Nacht können wir schon leise das Platzen der alles zusammenhaltenden Nähte hören. Indessen hat sich der Buntspecht an dem Wespennest zu schaffen gemacht, er hat das Nest an der rechten Seite aufgerissen und zerfetzt, traurig hängt es nun im schwindenden Gebüsch, leer und verlassen, wie der Rest der neuen Brache, aber die ersten Ohrenkneifer haben schon von den windgeschützten Waben Besitz ergriffen und lauern nun in aller Stille auf das kommende Frühjahr, das zu erreichen sie erhoffen. [Aus dem Roman: Wenn alle Mühlen langsam mahlen, unveröffentlicht.]
963 Hhmmppff. [Manchmal muss man nicht mehr sagen. Oder kann.] [[Wow, in einer Liste aufzutauchen. Damit rechnet man ja gar nicht. Happy Birthday und vielen Dank, Dirk Olbertz.]]
Vereinzelt Herbstanfang. Sky blue schreibt dazu: do you remember me? # Nun ist ein alter Baum ein Stückchen Leben. Er beruhigt. Er erinnert. Er setzt das sinnlos heraufgeschraubte Tempo herab, mit dem man unter großem Geklapper am Ort bleibt. Und diese alten Bäume sollten dahingehen, sie, die nicht von heute auf morgen nachwachsen? Die man nicht ›nachliefern‹ kann? Die nicht in Serien, frei ab Wald, wieder aufgebaut werden können? # Manchmal ist es einfacher, schwere Dinge auf den Schultern zu tragen, als eine Maus hin und her zu schubsen. Man verkrampft ja auch oft. # 700 Milliarden Dollar. 700.000.000.000 Dollar. Runde 493 Milliarden Euro. 493.000.000.000 Euro. Wer soll noch glauben, dass für irgendein pädagogisches, ökologisches oder soziales Projekt kein Geld da ist, wenn man über Nacht Trillionen für Quatschpapiere finden kann? # Die Last, sich mit Wissenden zu umgeben, die eine undurchdringliche Absolutheit vor sich her tragen. Jene, die vorgeben, immer alles zu wissen, das macht mich stutzig. Niemand kann alles wissen, niemand wird jemals alles richtig machen. Bis auf manche. Denken die von sich. Unangenehm. # Noch einmal Herbstanfang: Der Spätsommer brachte bisher vor allen Dingen dicke, dunkelblaue bis schwarze Wolken, die knapp über den Kronen der Bäume entlang zogen, aber sich eher selten, vor allem nachts, wenn es niemanden störte, ihrer nassen Last entledigten. Ein paar Spinnweben gab es schon Ende August, Anfang September rissen sie aber ab, das Gefühl klebriger Fäden auf Wange, Nase und Lippe, die Frage nach dem Verbleib der krabbeligen Bewohner, glitzernder Tau in der Morgensonne, all das blieb aus. Oder lief an mir vorbei. An dir doch auch, oder? Aber jetzt, jetzt kommt der Frühling vor dem Winter, sagte mir gestern eine Stimme ins Ohr, und das doch auch ganz schön und die Kastanien erst, aus denen etwas zu basteln man kurzzeitig gedenkt und bunte Blätter an den Fenster und Drachen in der Luft. # Natürlich möchten sie das weder hören noch sehen, aber es ist kaum zu verleugnen: Sie haben es hinbekommen, Mutter und Vater in ihre Kinder hinein zu klonen. Der eine ruhig, verschlossen, in sich zurückgezogen, aber interessiert und heimlich klug, der andere ein Ebenbild, quirlig, schlagfertig, immer wilde Gedanken im Kopf, die sofort umgesetzt werden müssen, offensichtlich klug und sehr einnehmend. Sagen alle.
Wir sind hier nicht Heute roch es auf der Oranienburger Straße, gerade als ich um die Ecke kam und auch die Sonne ein wenig ins Schmunzeln geriet, haargenau so, wie vor vier Jahren, als ich zum ersten Mal ein antville-blog anklickte und gar nichts wusste. Heute weiß ich vielleicht mehr, aber was heißt das schon? Jemand lachte über "die Finanzkrise", am Telefon, ein Schelm vielleicht, ha ha, und ich summte einfach so "Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk" vor mich her, so als ginge mich das alles gar nichts an.
Bla Mit Scheinheiligkeit und unangebrachter Panik konfrontiert, gab ich schnell wieder auf. Kann es heute nicht wieder ein Softwareproblem geben? Bitte, bitte, liebes Universum. Aus dem Fenster schauen und gar nichts denken. Und dann, ich wagte einen kurzen Seitenblick, hörte und las ich wieder dieses anstrengende Blabla. Ich weiß, das ist natürlich dumm, dieses Blabla überhaupt wahr zu nehmen, sagen die, die immer alles wissen und diese Leute trifft man ständig. Vorgestern, gestern, heute, morgen, jeden Tag schaut irgendeiner einem skeptisch ins Gesicht, verzieht dabei ein bisschen die Augenbrauen, so dass man sofort sieht: Hier arbeitet ein überlegener Geist! Ja, und wie er sich innerlich kaputt lacht, über so viel Unwissenheit und die Amateurhaftigkeit aller anderen Menschen und weiß, dass er selbst allen anderen unglaublich überlegen ist. Und dann sagt dieser in allen Dingen professionelle und überlegene Geist etwas (oder schreibt), in diesem markant abfälligen Ton und mit grinsendem Gesicht, so dass man selbst sofort weiß, hier bin ich fehl am Platze, dick, dumm und gefräßig, also völlig neben der Spur mit meinen Ideen und Vorstellungen und Träumen, die ja so unglaublich unrealistisch sind und völlig und ganz und gar unsinnig, fast irrsinnig, irrwitzig, überdimensional und verrückt. Und so treibt man sich dann in unangebrachte Zweifel. Und während ich das so denke, verziehen sich draußen ein paar Wolken und die Sonne lacht ein wenig, spitzbübisch vielleicht, aber nicht überheblich-besserwisserisch, sondern alt, erhaben, weise und klug. Und vor allem warm.
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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