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Stammtischfußball

Schon wieder muss ich Fußball in Gemeinschaft sehen. Grundsätzlich ist das weniger ärgerlich, doch würde ich Spiele der deutschen Nationalmannschaft wohl lieber im stillen Kämmerlein ertragen wollen, als einer unter vielen anderen Jogi-Löw-Beratern zu sein.

Unsere kleine Stammrunde erinnert immer auch ein wenig an Twitter: Jeder weiß alles und vor allem besser. Keiner der Spieler ist gut genug für irgendwas, der Trainer schon gar nicht, schau dir doch mal an wie der aussieht, das kann doch nichts werden. Der Neuer ist immer für einen Patzer gut, der Boateng zu unbeherrscht, der Mertesacker zu langsam, der Höwedes Schalker, den Mustafi kennt schon mal keiner, außerdem soll der Lahm rechts spielen und Khedira und Schweinsteiger als Sechser, obwohl die gar nicht fit sind, der Kroos ist ein Spielentschleuniger, der Özil vollkommen überschätzt, den Dortmunder Götze kennt kaum noch einer, der Müller ist überspielt. So und so und so geht das weiter und das stille Kämmerlein ruft immer deutlicher, je später es wird.

Nachdem die erste Halbzeit des Achtelfinales gegen Algerien fast in die Hose ging, droht die Stimmung bei den Stammtisch-Jogis zu kippen. Cola und Rum glätten die Wogen ein wenig, dazu Nüsschen und ein paar abwertende Sprüche über die Algerier und schont steigt die Laune um ein paar Prozent. Der Torwart als bester Abwehrspieler der deutschen Mannschaft, kein anwesender Experte hätte das erwartet, schon eher einen Patzer. Es regnet. Und wann kommt das Donnerwetter?

Fußballexperten wissen, das KO-Spiele durch Tore entschieden werden, Jogis 12te Männer wissen das natürlich auch. Während der zweiten Halbzeit verbissen gefolgt wird, fährt ein Nachbar mit Benzinrasenmäher an der public-viewing-location vorbei, mäht den Rasen des Gemeinschaftsweges der Anlage, wird wüst beschimpft und mit Nüssen beworfen. Vielleicht fühlte er sich ausgeladen und mähte nun als Retourkutsche. Das deutsche Spiel wird besser, doch jetzt macht man vorne Fehler, weniger hinten, alle sind entsetzt, die Algerier zeigen Herz.

Verlängerung. Die Nerven liegen blank, Kinder schlafen ein. Kind müsste man sein, man ist müde, wird nett gebettet und zack, schläft man den Schlaf der Gerechten, während irgendwo in Brasilien ein paar schnöde Fußballträume verwehen. Oder auch nicht, denn war Fußball nicht das Spiel, das mindestens neunzig Minuten lang gespielt wird und das am Ende immer die Deutschen gewinnen?

Was weiterhin zu beweisen wäre, Herr Löw und Co., am Freitag, in der Sporthalle der Grundschule, schlimmer als solche Spiele am üblichen Stammtisch sehen zu müssen, kann es doch gar nicht mehr werden, oder?
 
Di, 01.07.2014 |  # | (2217) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie











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Letzte Aktualisierung: 02.04.2024, 15:05


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