1344 Am Abend kreischen Gänse am Himmel, am Morgen der erste Frost auf den Dächern der Häuser, den Scheiben der Autos, das erste Ziehen in den kalten Fingern, die die Leine halten, der Hund hat auch gar keine Lust. Ich liebe den Herbst, wie ich den Frühling liebe, den Winter und natürlich auch den Sommer, das ist wahrscheinlich mein Problem, dieses alles lieben wollen, alles gut finden wollen, das nicht festlegen, nicht polarisieren können, viel zu brav und unentschieden. Das fällt gar nicht auf. Willkommen bunte Blätter, willkommen Regen und Sturm, willkommen Melancholie. # Nebenbei lernt man auch, was es mit "Wagalaweia" auf sich hat. # Ich telefonierte mit jemandem und es war irgendwie unangenehm, das Telefonat, zumindest der Inhalt war nicht sehr erfreulich und wir diskutierten und stritten ein wenig und irgendwann fuhr Rainald Goetz an meinem Fenster vorbei, auf einem Fahrrad sitzend, und ich sagte: Kennen Sie Rainald Goetz? Einfach so, aus der Situation heraus und die Dame war perplex und bejahte und ich sagte: Der radelte hier gerade am Fenster vorbei. Danach war alles anders. Verrückt. Eine Auflockerungstaktik. Werde ich mir patentieren lassen, diesen Überraschungseffekt. Löst garantiert gordische Knoten™. # Motivation sieht anders aus. # Die wundersame Wertschöpfung: Ich gehe in den Garten, mit der Axt in der Hand, schnappe mir ein Stück herum liegendes Holz, das ich mit der Axt grob behaue, später noch mit Hobel, Feile, Schleifpapier bearbeite, es gegen Verfall behandle und das entstandene Stück Holz dann Kunst nenne. Ich finde mindestens hundert Leute, die dieses Einzelstück haben wollen und weil es hundert sind und nicht nur einer, kann ich den Preis diktieren. Eine Million, sage ich und achtzig Interessenten winken freundlich ab, zeigen mir einen Vogel. Kunstsammler P. hat einen guten Riecher und treibt das Geld auf, verspricht Investoren einen gigantischen Wertzuwachs des behauenen Holzes und einen ordentlichen Bonus auf das eingesetzte Geld: Zinsen. Ich bekomme mein Geld und lehne mich zurück, ich habe drei Stunden Arbeit und ein wenig Verschleiß meiner ohnehin bereits vorhandenen Geräte investiert und dafür einen riesigen Batzen Geld bekommen. Kann man hier noch von "verdienen" reden? (Spinnefax!) # Kürzlich daran gedacht, Drehbücher für Pr0n0-Filme zu schreiben. Natürlich alles ironisch gemeint. Damit der Selbstbefriediger vor dem Schirm auch was zu lachen hat. Und natürlich lehne ich Selbstbefriedigung nicht ab. Und auch Pr0n hat natürlich seine Daseinsberechtigung. Ist doch alles Pop. (Ist natürlich alles ganz natürlich.) # Aber, bei all der Empörung, welche Schuld tragen denn wir, die Leser (oder wie es besser hieße: die Kunden), an dieser Entseelung des Buches? [q]
Ich habe schon immer nur widerwillig in bestimmten Ketten Bücher gekauft. Jetzt weiß ich endlich (genauer) warum. Ich werde dort nicht mehr hineingehen. Freue mich auf eine Parkbank, so im nächsten Jahr....
Ja, naja. Dussmann hat mich ja ab und zu gelockt, aber der kleine, gemütliche Laden um die Ecke ist eben genau das: Klein und gemütlich. Rein gehen und wohlfühlen.
Parkbank, verstehe, fantastische Idee. >> Kommentieren Auch ganz interessant,
in diesem Zusammenhang:Experimentierfeld Büchermarkt - Dick, doof und arm
Wieder ein sehr langer Artikel, mit sehr interessanten Aspekten.
(Wie wichtig das doch ist, die Zeit für ausführliches Lesen!) Erinnert mich daran, was ich über die Musikszene weiß. Dürr, naiv und wohlversorgt grüßt fantasta >> Kommentieren Ich habe diese Buchkaufhäuser grundsätzlich und immer gemieden. Das Problem scheint mir, daß die wenigsten Menschen wissen, welche dieser Läden und Ketten zu welchen Konzernen gehören. Andererseits interessieren sich auch immer weniger dafür. Sie kaufen eben in Amazonien. So, wie sie keine Suchmaschinen benutzen, sondern den Meister aus Mountain View; sie suchen ja auch nicht mehr, sondern, na, Sie wissen schon. Neulich habe ich, wenn ich mich recht erinnere bei Überschaubare Relevanz, eine geradezu gnadenlose Hymne auf den US-Buchverteiler gelesen, der mit Schuld ist am Untergang der Buchhandlungen. Unsinn, es sind ja die Käufer, die das bewirken. Ich hatte die Geschichte mal erzählt, irgendwo, ich finde sie nicht mehr, es war in diesem Zusammenhang: Die überwiegend jüngeren, meist gut verdienenden Leute im Haus bestellen ihre Literatur in besagtem Versandhandel. Und die Post oder sonst ein Päckchenauslieferdienst hinterlegt bei Abwesenheit der Empfänger in der Buchhandlung. Und die holen sie dann am Abend nach der Arbeit dort ihre Bücher ab. Dabei kann jeder Buchhändler quasi über Nacht jedes Buch bestellen. Und wenn ein Buch direkt beim Verlag bestellt werden muß, kriegt's auch der Versandhändler nicht schneller ausgeliefert. Ich werde das nie verstehen. Danke übrigens (auch) für die beiden Artikel.
Und die holen sie dann am Abend nach der Arbeit dort ihre Bücher ab.
Ha, erst behaupten, man hätte doch gar keine Zeit, in diese altmodische Buchläden zu gehen und dann doch hin müssen, weil man ja keine Zeit hatte, das nette Paketchen in Empfang zu nehmen. Nur frage ich mich: Bestellen sie das nächste Mal gleich beim Buchhändler um die Ecke oder lassen sie es, weil der nicht mit automatischem Empfehlungsschischi ("Kunden, die dieses Buch kauften, kauften auch...") aufwarten kann? >> Kommentieren |
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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