I'm not tired of using technology Einfach sitzen, den Wolken zuschauen, bei Ausatmen dem Frühlingshimmel ein paar kleine, blau-graue Wölkchen hinzufügen, in der Ferne das Rauschen der Straße, Lebensader der großen Stadt, hinter einem schlägt ein Teil vom Herz und man selbst ist mittendrin und trotzdem in einer anderen Dimension. Eine bewusste Wahrnehmungsstörung, man will nur Gutes sehen und das Schlechte verschwinden lassen, ein imaginärer Zauber, für Minuten real. Und dann? Eine Berufung, der wahrscheinlich einzig mögliche Beruf: Menschen beobachten. Hallo Mensch, denkt man zuerst, es wird dich doch wohl nicht stören, wenn ich dich beobachte, studiere, subjektive Schlüsse aus deinem Handeln, deinen Gesten ziehe, was würdest du sagen, wüsstest du, was ich über dich denke? Aber das ist doch vollkommen egal. Es wird dir nicht schaden, mein Denken, ich werde dich schon nicht verraten, deine kleinen Schwächen, unsere kleinen Schwächen, wir, die Menschen, eine Ansammlung kleiner Schwächen, im Großen und Ganzen also schwach, Schwächlinge? Meine Welt besteht aus Baggern. An der Tram-Strecke: Bagger. An der Autobahn: Bagger. Riesige Bagger, wirkliche Geschosse mit mannshohen Rädern und Schaufeln, in denen ganze Häuser Platz fänden. Auf dem Weg von A nach B: Bagger. Emsig klettern in Signalfarben gekleidete Arbeiter in die dinosauriergleichen Vehikel, hauchen ihnen Leben ein, in dem sie Knöpfe drücken, Pedale treten, Schalthebel vor und zurück oder auch seitlich bewegen, präzise entfernen sie überschüssigen Erdboden, transportieren Baumaterial über Köpfe hinweg, die hoch zu den Greifarmen schauen, sicher, vertraut, ohne Angst, sie stehen schief, gerade, machmal sieht es aus, als würden sie kippen, aber sie kippen nicht, sie drehen sich ein wenig, fahren vor und zurück und aus dem Führerhaus erntet man ein Lächeln für den angstvollen Blick. Daraus besteht meine Welt, es ist eine rauhe, rohe Welt, kraftvoll, nach feuchter, fetter Erde, Diesel, Öl und Schweiß riechend, eine Welt voller Höhen, Tiefen, Veränderungen und Fehlern. Vor allem die gehören in jede Welt. Fünf Bände von Stanislaw Lem aus der Flohmarktkiste gerettet, jeden Tag eine gute Tat.
Menschen beobachten,
einfach so, dasitzen und hinschauen, staunen und wundern oder auch nicht, quasi teilnahmslos und sich dennoch dabei freuen, ohne jemandem zu nahe zu treten, vielleicht ein wenig bewerten, aber eher am Rand, wie man eben den Blick über den Horizont schweifen läßt, ohne an das Ende der Welt zu denken – ein großartige Beschäftigung. Aber Beruf? Berufung? Vielleicht doch eher für die Zeit danach? Für Nichtstuer wie mich ...?Aber mit Baggern bekäme ich das nicht hin. Bei mir müssen es dann schon Fischkutter sein. Oder Frauen. Die bewegen sich genauso schön. Wenn sie nicht um die Wette rennen. Ja,
natürlich für vermeintliche Nichtstuer, denn Menschen beobachten (und sich vielleicht, ganz heimlich und anonymisiert ein paar minimale Skizzen über sie anfertigen) ist ja nicht gerade Nichtstun, sondern vielmehr Vieltun. Wenn man so will. Beruf, Berufung, vielleicht interessiert sich ja jemand für Interviews mit Erna Müller oder Peter Schmidt? Wer weiß das schon?Fischkutter, das kann ich verstehen. Die Bagger sind eher eine temporäre Faszination, Frauen sicherlich eine dauerhafte, da stimme ich Ihnen natürlich zu. >> Kommentieren |
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