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Regenfahrt

Autobahn, graues Band, Raser rasen, Kleinwagen schleichen Hügel hinauf wie Schnecken durch das feuchte Gras eines Weinberges, Gischt zischt ums Auto, Scheibenwischer quitschen, der Motor dröhnt, Zylinder tanzen im Takt und aus Lautsprechern dröhnen die kalten Klänge synthetischer Klangerzeuger. Das ist meine Welt, hier drinnen, Instrumente in rötlichen Tönen beleuchtet, Zeiger zeigen Messstände an, man fährt soundso schnell und das bei soundsoviel Umdrehungen, noch 190 Kilometer, noch 150 Kilometer, noch 100 Kilometer, immer voran, ein Ziel vor Augen, hier bin ich für mich allein. Und aus Lautsprechern dröhnen Klänge synthetischer Klangerzeuger, jetzt weniger kalt, dafür bösartig, dunkel, tief. Meine Welt ist künstlich. Computergenerierte Töne, virtuelle Welten, plastische Bilder, gestellte Fotografien, ich könnte mich darin verlieren, in dieser plastischen Welt, plastisch und synthetisch, immer wieder veränderbar, beeinflussbar, ein paar Befehle auf der Kommandozeile und alles ist anders, grüne Schrift auf schwarzem Grund, blinkende Zeichen, stundenlang vor dem Bildschirm sitzen und verfallen. Draußen bewegt sich die Welt im normalen Bereich, die roten Positionslichter der Windräder blinken im Takt einer leisen Melodie, Autos fahren vorbei und ziehen einen Regenschweif hinter sich her, ich sehe dich und dich und dich, ich denke an euch, hier für mich allein, in meiner künstlichen Welt und dann denke ich, dass ich immer dachte, allein zu sein sei das Glück, aber das ist es nicht, nicht für mich, hier und jetzt und vielleicht für immer, nein, künstliche Welten hin oder her, diesen Moment des Heraustretens, der Moment des Erkennens der Realität, die spürbaren, gefühlten Erfahrungen und das Lachen der Kinder am rauschenden Meer, keine Stunde des Alleinseins kann das auf ewig ersetzen, in diesem Punkt habe ich mich tatsächlich in mir selbst getäuscht.
 
Mo, 17.03.2008 |  # | (992) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie


c17h19no3   (17.03.08, 20:36)   (link)  
beides geht nicht auf dauer.
immer, wenn ich nach hause komme, in mein kleines nest, und es ist still, ich habe soviel raum zum atmen, keiner will etwas von mir - dann kann ich durchatmen, fühle mich frei.
in der nächsten sekunde greife ich dann zum telefon. was mein kater wohl macht? geht es ihm gut? dann will ich seine stimme hören, die meine ängste beruhigt und mich zum lachen bringt, selbst wenn einmal alles richtig scheiße war.


lac   (17.03.08, 20:38)   (link)  
ja:
lieben ist durch nichts zu ersetzen.


bufflon   (17.03.08, 21:46)   (link)  
Stimmt,
aber zu dieser Erkenntnis muss man erstmal kommen.











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