1826 Die Frage, warum Männer gern und viel leiden und im Krankheitsfall möglicherweise etwas übertrieben vor sich hin siechen, konnte mir niemand beantworten. Dafür bestand die Ernte aus Hohn und Spott und dem Hinweis, dass ja gerade deswegen Männer auch keine Kinder gebären. Nun ja. # Guten Morgen, Amsel. Schön mal wieder von dir zu hören. Wo steckt eigentlich die Nachtigall? # Und dann liegt man auf der Couch und überlegt: "Schaue ich mir jetzt ein bisschen Hartz IV - TV an oder soll ich doch besser weiter im Buch lesen, das jetzt schon seit zwei Monaten angelesen und stiefmütterlich behandelt auf dem Nachttisch liegt, der ja auch nur ein dauerhaftes Provisorium ist, so wie vieles oder schaue ich diesen und jenen Film?" und während man sich nicht entscheiden kann, schlürft man noch ein wenig am heißen Tee mit Honig, genießt die Ruhe, deckt sich zu und schläft ein, ohne eines dieser Dinge getan zu haben, diese Dinge, die man schon immer tun wollte, wenn man mal krank ist. # "Es gibt hier Kinder, die sind so blöd, das ist kaum zu fassen." - Neunjähriger nach unbeaufsichtigtem Besuch des Spielplatzes am Kollwitzplatz, Berlin - Prenzlauer Berg. # Freunde fahren in den Ski-Urlaub. Ich beneide sie nicht. Warum beneidest du uns nicht?, fragen sie und ich lache. Leute, denke ich, fahrt da hin, macht euer Ding. Schwitzt auf den Pisten, trinkt Jagertee und selbst gebrannte Sliwowitz, brecht Knochen und Herzen (aber nur für eine Nacht) und werdet blind vom Schnee, meine Welt ist das nicht. Meine Welt liegt am Meer, im Wind und feinem Salz auf den Lippen, ein langer Strand und in der Ferne ein paar Schiffe, die auf den Wellen tanzen, nichts anderes begehrt mein Herz. # Fünf Jahre, lange Zeit. Man könnte wieder mehr schreiben. # PS: Sorry, annemarie, hab deinen Geburtstag nur halb vergessen. Alle Gute, ehrlich.
1 mg Subjektivität Ein Mann der auffällt, in der nicht mehr ganz so vollen S-Bahn. Hip. Hipster, kommt her, wo alle Hipster dieser Stadt her kommen, fragen Sie mal diese oder jenen, sie werden Ihnen immer die gleiche Antwort geben. Langweilig. Der Mann ist das jedenfalls nicht, er fällt auf. Die Kleidung modisch, das derzeit angesagte Design interpretierend, wie sich das gehört, in Hipster-Kreisen. Man selbst glaubt ja nicht an Mode und liest lieber Kochzeitschriften (und sieht auch so aus). Jeden Morgen zieht man sich etwas an, um nicht nackt in der S-Bahn zu stehen. Man sucht sich Kleidung nicht aus, man kauft sie. Geht los, betritt die Läden, die man schon immer betreten hat und die glücklicherweise immer und überall gleich aussehen, Berlin, Chemnitz, Cuxhaven, sogar in Paris, ja, in genau diesem Paris, findet man sie, äußerst praktisch. Und es ist einem egal, was gerade angesagt sein soll, Farben, Schnitte, Muster usw. alles egal. Es wird genommen, was da ist und halbwegs gefällt. Dem auffälligen Mann geht es anders, der sieht ganz anders aus, als alle anderen, die müde in ihre Zeitungen blicken, auf Smartphones, Bücher, die schlafen oder schniefen, der trägt smart seine hippe Mode, hört gelassen geheime Musiktipps für das neue Jahr, schnieft aber dann und wann ein wenig zu laut, Tempos scheinen gerade nicht so angesagt zu sein.
Auf ein Neues Walking in a winter wonderland. 2010 endet wie es begonnen hat: Mit Schneeschippe in der Hand. Dem Vater will auch keiner mehr helfen, wenn er mit roter Nase und gefrorenem Schweiß auf der Stirn durch die Gegend heizt und Schnee von hier nach da schiebt, faule Bande. Hallo 2011, man preise das Tauwetter und wünsche sich Sonne und grüne Wiesen. Unter der Last des weihnachtlich gemästeten Vaters brach der Schlitten, jedenfalls so, dass er nur noch von den Jünglingen benutzt werden konnte, die aber lieber einem Hüttengaudi namens Alpenufo den Vorzug gaben, ein Stück Plastik, das jederzeit zu Bruch gehen könnte, vor allem unter dem Gewicht des Alten. Kinder. Ein paar hippe Jungs - Anfang Dreißig, so wie ich, nur irgendwie anders - peitschten ihre Hartholzschlitten den Hügel hinab und schossen dabei Fotos, die sie gleich bei facebook uploadeten: Hey, friends, lookt mal hier, we are in ze Volkspark Prenzl'Berg, kann man voll gut rodeln. <3. Wer hätte gedacht, dass wir an einem Volkspark wohnen, ich kannte das Ding nur als Trümmerberg. Für 2011 nichts vorgenommen. Kommt alles von allein. Oder doch, eine wichtige Sache: Spätestens am 31.12. das einsame Gehöft in der Uckermark beziehen und sich dem ländlichen Leben im vom Aussterben bedrohten Brandenburg widmen: Nazis vertreiben, Wölfe füttern, Wildschweine streicheln, melancholische Romane schreiben, so etwas. Klingt unglaublich spannend. Nur Frau B. weiß davon noch nichts, die wird Augen machen. Darauf in der Silvesternacht, gegen eins, gleich zwei Pfannkuchen (Berliner) gegessen. Irgendwer legte dann gegen halb zwei "Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen" auf. Genau, so ist das Leben, ob 2010, 2011 oder 2012. Wird alles schon, auf ein Neues.
1777 Was für ein Leben man führte, in diesem Damals, als das Denken noch unterbewertet und man ganz nah am Asozialen war. Kein Mensch weiß, warum man so lebte, man machte sich darüber auch keine Gedanken, man rauchte und trank und saß an diesem Internet, von dem ein paar Leute, Insider, gerade anfingen zu schwärmen und das man sich natürlich auch ins Haus holen musste, mit Vobis BahnBooster future modem 56k und snafu. Das ist ja auch erst knapp zehn Jahre her. Oder zwölf. Das war noch ein ganz anderes Jahrtausend, Lichtjahre entfernt. Wie weggeblasen dieses Damals, heute. # Erwähnte ich schon, dass ich Weihnachten mag? # Und wenn man Bock hat, läuft man kurz rüber, zum neu eröffneten Ikea, und sieht zum ersten Mal, wie Hipster auf Hartzler aufeinander treffen und wie deren Kinder im Smaland gemeinsam in die Röhre schauen. Darauf einen Hot Dog für nen Euro, inklusive Getränk. # Irgendwo in Hipster City # Ich kann nicht behaupten, unglücklich mit dem vergangenen Jahr zu sein. Auch das Jahrzehnt erscheint im Rückblick ganz passabel. # Kind müsste man sein, alle Wünsche würden einem erfüllt. (Mit Einschränkungen, natürlich, wie vielen Kindern geht es gerade nicht so.) # Sie behauptet, diese Filzgaloschen, welche moderne Damen von heute zu tragen haben, die aber dann getragen aussehen, als wären sie eine gefährlich ansteckende Fußkrankheit, die zu schweren Mißbildungen am unteren Geläuf führt, wären unglaublich warm, geradezu heiß. Die N., zum Beispiel, hätte schon im letzten Jahr ein Vermögen in ebensolche Filzgaloschen investiert und bräuchte nun nicht einmal mehr Socken. Glücklicherweise ist sie der Meinung, dass Funktion nicht immer über Form stehen sollte. # Schluss jetzt. Schöne Weihnachten, guten Rutsch!
Dem Lichterglanz zum Trotz Früher mal geträumt, ein großer Schriftsteller zu sein. Träumte auch schon davon, Armeen zu befehligen und die Bösen endgültig zu besiegen (Weltfrieden, haha), Drachen zu jagen, sie umzuhauen, auszuweiden und über offenem Feuer zu grillen, als Hacker in dreihundertfünfundsechzigmalig abgesicherte Computersysteme einzudringen und den Bösen ihre Daten zu klauen, als größter Manager aller Zeiten ein Dotcom-Unternehmen mal nicht in den Ruin zu wirtschaften, als Superman die Welt zu retten. Immer dabei ein kleiner Pinky, treu und doof, jeden Tag die gleiche Frage auf den Lippen: "Was wollen wir denn morgen Abend machen, Brain?", dem ich all meine Pläne offen legen konnte, der sie nie in Frage stellte. Vorbei, der Mai. Beschissene Erwachsenenwelt, würde der Teenager in mir sagen, wäre auch der nicht schon schreiend weggelaufen, abgehauen, lebt vielleicht noch in irgendeiner facebook-Welt, in virtuellen Träumen. Was einem bleibt, ist blödsinniger Neid auf die Kinder, die viel besser und cooler aussehen und sind, als man selbst mal war, in ihrer heilen Welt leben, für die man täglich aus dem Bett kriecht, die morschen Knochen die Treppe herunter schwingt und dabei hofft, nicht zu stürzen und sich dabei das Genick zu brechen, denn wer sollte sonst die Stullen schmieren? Mit Leuten gesprochen, denen nichts etwas auszumachen scheint, die niemals nie mürrisch, unausgeglichen und schlecht gelaunt sind. Menschen die Klischees erfüllen, die gerne über Menschen aus dem Prenzlauer Berg verbreitet werden. Unglaublich freundlich und verständnisvoll, finde da trotzdem keinen Zugang. Schroff, ein Fels in der Brandung der Mitmenschen, stehe da und sag nichts mehr. Manchmal freundlich lächelnd, meistens den Menschen aus dem Weg gehend. Hey, tut mir leid, bin halt so. Wem hab ich das nicht alles schon gesagt und trotzdem sehe ich jeden Morgen den gleichen Stinkstiefel im Spiegel, der Menschen nicht mag, ob sie nun Klischees erfüllen oder einem ein Freund sein wollen, allen wird in den Arsch getreten. Kann man nichts machen. Manchmal kommen die Träume noch, Tagträume, abends, wenn der Hund durchs Schneegestöber rennt und keucht und jappst, wenn die Straßen leer sind und die Stadt halbwegs still, wenn die Einsamkeit so wohltuend einsam ist, das Alleinsein das Herz erfüllt und der Kopf frei dreht, dann kommen sie herbei geflogen und das Herz wird kurz mal warm. [Für Seelenstriptease ist das Bloggen erfunden worden?]
Kloster Chorin Uckermark, Brandenburg, am Ende der Schorfheide (oder am Anfang), vor allem in dunklen Jahreszeiten immer eine Reise wert. [Oder: Es muss ja nicht immer prunk sein.]
Berlin, so wunderschön Für alle, die es bis jetzt nicht wussten.
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Letzte Aktualisierung: 03.06.2024, 07:57 Links: ... Home ... Blogrolle (in progress) ... Themen ... Impressum ... Sammlerstücke ... Metametameta ... Blogger.de ... Spenden Archiviertes:
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