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Daher gedacht

Man kann nicht nicht bloggen. (frei nach Watzlawick)

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Der vermeintliche Verlust der Fähigkeit, Texte lesen zu können. Stattdessen das mehr oder wenige ziellose Herumschweifen in Hörbüchern, Podcasts, Youtube-Videos und virtuellen Erzählungen, die interaktiv beeinflusst werden können, ergo Computerspiele, wenn man so will. Ist das gut? Ist das schlecht? Warum macht einem dieses Verhalten ein schlechtes Gewissen? Weil die Eltern so an ihrer bestens ausgestatten Bibliothek in den letzten Überresten der Karat-Schrankwand hängen und andersartiger Mediengenuss als Ausbruch aus dem Bildungsbürgertum verstanden wird? Weil dir irgendjemand sagte, dass die Wahrheit, wenn nicht allein im Wein, dann fast ausschließlich zwischen zwei Buchdeckeln zu liegen hat?

Ich denke schon immer in Bildern. Jede Geschichte, jedes Gedicht, jeder kleine Text ist für mich ein Bild. Lesen ist ein Umwandlungsprozess, Buchstaben werden aufgenommen, Sätze geformt, eine Folge von Bildern daraus erstellt, diese gesichtet, interpretiert, verstanden (oder nicht verstanden), gespeichert, weiter verfolgt oder verworfen. Ist Lesen dann nicht ein Medienbruch? Ist es nicht einfacher, sich in den Sessel zu fletzen und sich Fragen zum Mienenspiel Borowskis im letzten Tatort zu stellen, also ein paar fertige Bilder aufzunehmen und weiter zu verfolgen, später dann, wenn der Hund durch die Nacht geschleift werden muss?

Fragen, Fragen, Fragen und das alles auch noch aufgeschrieben. Ist das dann nicht auch sinnlos?

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An deinen Kindern wirst du erkennen, wie deine Eltern sich gefühlt haben. Doch dann ist es meist zu spät.

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Wenn du zum Geburtstag einen Fahrradkindersitz geschenkt bekommst und du dann deshalb denkst, alle wären bekloppt, denn sie hätten dir auch etwas Nützliches schenken können, das neueste Tablet meinetwegen oder schicke Kopfhörer, diese Deppen, und dann radelst du mit dem lustig vor sich hin krähenden Kind, das natürlich nur einen Hello-Kitty-Helm aufsetzt, um den Weißensee und schmunzelst über die Vollbartversuche herumsitzender Hipsterattrappen, denen der Bart erst wirklich steht, wenn eine ordentliche Portion Bierschaum darin hängt und die Sonne scheint dabei lustig und du musst dein Kind nicht tragen, wenn es nicht laufen will und trotzdem hat es gute Laune und du fragst dich, warum du erst jetzt auf den Geschmack eines Fahrradkindersitzes gekommen bist und nicht vor Jahren schon und dann erscheint dir das Geschenk natürlich gar nicht mehr so deppert, sondern vielmehr genial, äußerst vorausschauend und weise.
 
Di, 14.05.2013 |  # | (2342) | 8 K | Ihr Kommentar | abgelegt: blogosophie



 
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