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Und wieder: Herbst

Das Gefühl, keine Lust mehr haben zu wollen, auf die Dinge, die einen jahrelang trieben. Alles langweilig. Am Spielfeldrand stehen und das Gemüt erhitzen, um später in der heimischen Höhle festzustellen, wie sinnlos dies doch war, jedes Wort ein verschwendetes Wort. Wunderbarer sei doch der Baum an der Ecke, der im Frühling so schön blühe und im Herbst wunderbar rot strahle. Dann hält man sich auch ein wenig für bekloppt.

So viele erwähnen die Krankheit burn-out, einige leiden oder litten daran, persönlich kenne ich vier Fälle (allesamt Frauen, Männer sind sicher die Dunkelziffer). Dann behaupte ich manchmal, das Leben biete einfach zu viele Optionen, von denen man neunzig Prozent sowieso nie erreichen könne und sowieso strebten viel zu viele nach Perfektion. Dings sucht seit Jahren den perfekten Job und wird dabei immer ärmer, Bums sucht seit Jahren die perfekte Frau und wird dabei immer einsamer. Undsoweiter, ohne Wertung, antürlich. Kennst du überhaupt noch jemanden, der von sich behauptet, glücklich zu sein? Was ist Glück? Bin ich glücklich, auch wenn heute mal nicht die Sonne scheint? Und wer weiß, wie es hinter deiner eigenen Fassade aussieht? Das jedoch schmiere ich keinem aufs Butterbrot, nicht bei Facebook, Twitter, Google, sonstwo. Die Fassade dürft ihr sehen, meine Leichen trage ich immer noch unbeobachtet in den Keller.

Das wird der Herbst sein, dieses kleine Chaos im Kopf. Wie immer. Ein wenig Rückenschmerz hier, ein bisschen Kopfschmerz da, Schlafmangel geht noch. Inzwischen läuft der Körper am Stück knapp 6 Kilometer in einer halben Stunde, das ist schon Tempo. Was bringt es? Nüscht. Nur ein wenig Schweiß, die Tränen des hart arbeitenden Mannes. Beim Laufen denkt man an nichts, Leere im Kopf. Einatmen, ausatmen, eins, zwei, drei. Das erscheint langweilig, aber wer hat gesagt, Meditation sei spannend? Das Beste ist immer noch die Dusche danach, die den Dreck wegspült, und das Gefühl, eine Runde gedreht zu haben, ohne sich im Kreis zu drehen (wegen der Leere im Kopf).

Das Gefühl der Lustlosigkeit, man redet sich das nicht nur ein. Es sind die Optionen, die überfordern. Was fehlt ist die Langeweile, das Nichtstun, die langanhaltende Leere im Kopf, nicht nur für eine halbe Stunde. Was bleibt ist ein Alltag aus Mails, Word-Dokumenten, Gedankenschnippseln, die nie so richtig zu Ende gedacht werden können, weil die Unterbrechung das alltägliche Übel ist. Und dann vergisst man eben mal, dass der Mülleimer rauszubringen ist. Oder ein Buch gelesen werden will. Wo war noch mal meine Hollywoodschaukel? Ach stimmt ja, der Sommer ist jetzt vorbei.
 
Do, 06.10.2011 |  # | (1348) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: melancholie



 
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