Schuluntersuchung, das klingt so nach beginnendem Ernst im Leben und ist es auch. Der Große weiß das, denke ich, denken wir, er freut sich auf die Schule, unvoreingenommen. Eingeschult mit fünf, die meisten schütteln mit dem Kopf, aber was soll man machen? Es gibt keine andere Möglichkeit, hier in Berlin, zynisch bemerkte ich einmal, dass das Humankapital schnellstmöglich dem Produktionsprozess zugeführt werden soll. Aber was wissen wir denn schon, als wir vor über zwanzig Jahren eingeschult wurden, war alles anders, da stand die Mauer noch und die Welt drehte sich ganz anders. Wir sind jetzt und hier und werden Händchen halten, so lange es notwendig ist und natürlich auch mehr. Als wir das Gebäude betreten, schlägt mir ein bekannter Geruch entgegen, so roch es damals im Krankenhaus und meine Sachen noch Wochen später. Alles wirkt steril, der Gang ist bis auf Schulterhöhe gefliest, Türen klappern, irgendwo röhrt eine Kaffemaschine. Wir müssen noch warten, wir sind zu früh, der Große zappelt ein wenig aufgeregt hin und her, schaut sich Info-Blätter für pubertierende Mädchen an, dreht noch schnell ein Video dem Handy und lacht. Wir werden in eine Art Großraumbüro gebeten, Aktenschränke mit den Jahrgängen bis 2008, der Kleine ist hier noch nicht eingeplant. Die Mitarbeiterinnen sind freundlich, aber bestimmt, der Große meistert die Aufgaben, nur das Zeichnen fällt ihm schwer, alte Büffelkrankheit, die Handschrift meines Vaters kann ich bis heute kaum lesen, am Ende aber nichts, was Sorgen bereiten müsste, ein ganz normales Kind. Die kindliche Unbeschwertheit, mit der sie solche Dinge meistern, wunderbar, Erwachsene legen so etwas selten an den Tag, wir schauen zu oft auf das, was passieren könnte, die Probleme, der Weitblick macht einiges schwerer, als es tatsächlich ist. Deswegen stolpere nur ich melancholisch aus dem Kindergarten, seine Heimat der letzten Jahre, seine Freunde, die sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen werden, ein paar nimmt er mit, er wird neue kennenlernen. Trotzdem. Wir lachen uns noch gegenseitig hinterher, winken einander, ein schnelles "Bis nachher."noch und dann verschwindet er im Gewusel der anderen Kinder, er wird das packen.
Gewaltvideos und selbst gedrehte Pornos sind besonders beliebt. Auf Blogs, eine Art von Internettagebüchern und Kommentarseiten, beschimpfen sich User gegenseitig als Idioten oder drohen einander Schläge an.* Ich treibe mich eindeutig auf den falschen Seiten herum, denn solche Dinge scheine ich immer irgendwie zu verpassen.
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