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Bilanz

Ich habs ja mit Zahlen, merkt man hier aber nicht. Hier verschwende ich lieber Worte, wenn auch nicht auf solch Gänsehaut erregende Weise, ein atemberaubernder Text, der dunkle Erinnerungen und Erzählungen aus der Familie wieder in Erinnerung bringt, ich dagegen muss mich mit dem Banalen begnügen. Nein, nicht Bananen, Sie Scherzkeks. Zwanghaftes Schreiben, ja, wenn nicht hier, dann in ein Notizblock, "Tschuldigung, darf ich das kurz notieren?", die leicht überschaubare Masse schaut, kommentiert, warum das alles, weiß ich nicht genau, manchmal kennt man sich selbst nicht.

Stürmische Tage, dunkle Wolken treiben über den Himmel, der Wind bläht die Jacke auf, Kälte kriecht in die Hände, in die Oberschenkel, es sind 2 Grad oder so, gefühlter Frost, immer wenn es stürmt, denke ich an den Schimmelreiter, nicht nur wegen Storm. Assoziationsketten könnte man damit bauen - dunkle Wolken, Sturm, aufbrausende Wellen, schäumendes Meer, Schimmelreiter, Storm, "Riders on the Storm", der "The Doors" - Film, den ich sogar mal in der Schule sah, verflossene Damen - es könnte endlos weiter gehen, eine Erinnerung weckt die andere, wie ein Domino-Spiel, es schwurbelt herum, in meinem Kopf und ich schreibe wieder viel zu viel, weiche ab und auf, die klare Linie fehlt. Später schneite es, nicht viel, ein wenig nur, aber es sammelte sich auf den Autos, blieb liegen und gefror, ein Vorgeschmack auf kommendes, für mich kommt demnächst etwas außergewöhnliches. Irgendwo in Schweden schneite es heftig, Bilder waren davon in den Nachrichten zu sehen, wenn es erst einmal bei uns soweit ist.

In der Nacht gruselte es mich, keine reitenden Leichen, aufgeweckte Seelen längst verstorbener, keine Monster und auch keine liebeshungrige Männerverschlingerin, ein komischer Traum aus Blogestan quälte mich, solche Träume sind immer mit Vorsicht zu genießen. Unangenehm der Moment in dem man erwacht und nicht weiß, in welcher Realität man sich nun befindet, in der erträumten oder der wirklichen? Ein Blogger faszinierte mich, haute genau das Zeug raus, dass ich wollte, brauchte, Leben und Denken, Ironie, Witz und Charme, so eine Art Vorbild, wenn man so will, mehr brauchte ich nicht, ich hängte mich rein, lobhudelte und verlinkte, machte jeden Schmunzius mit, bis ich ihn in der Realität traf, durch Zufall, und er ein ganz anderer war, "Agentur Neue Mitte" oder so, einer, der eine neue Gesschäftsidee testen wollte, ausreizen, in einem offenen Umfeld, der ein Drehbuch hatte, eine vorgefertigte Geschichte, die er locker abspulte, alles erfunden, nichts real, alles Verarsche, nicht mal die persönlichen Kontakte waren ernst gemeint, Kundenpflege. Ich wollte ihm die Fresse polieren, so wütend war ich, in meiner Zunge waren Zahnabdrücke zu erkennen, beißen, beißen, beißen, akute Bloggeritis, Blogosfear, glaub ich. Auch jetzt noch bin ich sauer, komische Sache, so ein Traum.

Kalte Minuten am dämmernden Hackeschen Markt. Die Bahn kam nicht, obwohl sie angezeigt war (stetig blinkende "4 Min." - einen Quatsch hat sich die BVG da ausgedacht), Millionen Krähen schwebten über dem Platz, ich musste an Hitchcock denken, hoffentlich fressen sie mich nicht auf. Aus dem Bäcker kamen die beiden Bauarbeiter, die jeden Morgen mit in der Bahn sitzen, rauchend tranken sie Kaffee, den sie auf einem Elektrokasten abstellten und dabei stumm über die mehr oder weniger leeren Straßen schauten. Abends sitzen sie wieder gemeinsam in der Bahn, später in der Kneipe an der Ecke, rauchend, trinkend, schweigend, sonntags sieht man sie gemeinsam, schon morgens beim Imbiss sitzen, rauchend, trinkend, schweigend. Leeres Leben, denke ich jeden Tag, zur Versöhnung scheint heute die Sonne, strahlend blauer Himmel, leer und weit, ab und zu ein Flugzeug, trotz Kälte, Traum und verspäteter Bahn scheint die Bilanz ausgeglichen.
 
Do, 02.11.2006 |  # | (430) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: reality blogging



 
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