Es schneit.
Ein Brauch, den niemand braucht. Niemand wollte mir die Tür aufmachen, niemand wollte mich beschenken, niemand nahm mich ernst. Dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben. Die Sucht nach Süßem zwang mich dazu, schon morgens hörte ich es an der Badtür klopfen, niemand stand davor, niemand hätte klopfen können und eine Stimme sprach zu mir: Tu es. Ich streifte mir diese wunderbare Ganzkörpergerippeimitation über, schwarzer, zarter Stoff, wunderbar muffig riechend, mit einem fluoreszierenden Gerippe darauf, eine hübsche Maske, nicht zu aufdringlich, schließlich soll niemand einen Herzinfarkt bekommen, wenn ich zart an der Türe klopfe und um Süßigkeiten bitte, mit einem flackernd leuchtenden Kürbis in der Hand, er sah wunderbar nach frisch abgehacktem Kopf aus, zog ich durch die Straßen, klingelte an verschlossenen Türen, klopfte, rief, schrie, wenn sie nicht aufmachten, belegte sie mit Flüchen, doch niemand öffnete. Hinter zugezogenen Gardinen saßen sie und zeigten mir einen Vogel, hielten Telefonhörer in der Hand, machten obszöne Gesten, vielleicht versteckten sie sich auch und hofften, der Spuk würde bald vorbei sein, ich war verzweifelt, was für eine grauenhafte Nacht, keine Süßigkeiten, nur Schmach und Häme, im nächsten Jahr schick ich doch wieder die Kinder, sie beteiligen mich sicherlich an ihrer reichen Beute.
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(geborgt bei flickr)
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