Leben mit 37 Das Alter kommt mit einem Schnupfen. Erst fühlt es sich wie ein Heuschnupfen an, laufende Nase, tränenende Augen, Kopfschmerzen, später, wenn du nachts nicht schlafen kannst, weil du das Gefühl hast, zu ersticken und schweißgebadet, auf zittrigen Beinen in die Küche schleichst, um dir einen rettenden Schluck Wasser in die ausgetrocknete Kehle zu stürzen, stellst du fest: Das ist kein Heuschnupfen, das ist wohl ein wenig mehr. Und dann stürzt du dich auf die dir gereichten Medikamente, trinkst literweise Tee, spülst mit besten Meeressalz sämtliche Höhlen, die es in deinem Dickschädel zu geben scheint, denn du willst nicht krank sein, nicht im Bett liegen und schwitzen, die willst im Büro sitzen und ein bisschen von der Welt retten, du willst am Spielplatz stehen und deine Tochter beim Klettern bewundern, du willst am Spielfeldrand stehen und deine Jungs anfeuern, du willst und willst und willst. Am Ende landest du dann in einer Röhre, an dir wird herumgedoktort, diagnostiziert, geschweißt, geschreinert, zerrissen und geflickt, du wirst gepiekst und untersucht und krank geschrieben und du stellst fest, dass du schon lange nicht mehr der bist, der nach einer Woche aufsteht und einen Marathon läuft, nein, du bist der, der nach fünf Wochen sagt: Es geht schon wieder. Ein wenig. Ein Jammer.
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