S7, Friedrichsfelde Ost Du stehst morgens in der S-Bahn, stehst, weil du sowieso wieder den ganzen Tag sitzen und auf Fenster starren wirst, Fenster, in denen sich virtuelle Dinge abspielen, weit weg von allem Realen, meinst du jedenfalls. Stehst und liest Zeitung, die moderne Zeitung, selbst zusammen gebastelt und frisch auf dein Smartphone geliefert, so wie das inzwischen neunzig Prozent der S-Bahn-User tun, die anderen zehn Prozent lesen Boulevardblätter, weil sie morgens um sechs nichts anderes ertragen wollen. Vielleicht. Du stehst auch, weil du keine Lust hast, dich zwischen zwei Menschen zu drängen, die links und rechts auf den Dreierbänken sitzen und die Mitte immer frei lassen. Abstand halten. Kaum einer setzt sich dort hin, wer will schon der Belag im Sandwich sein und sich von zwei Leuten aufs Smartphone schauen lassen, denkst du. Vielleicht ist das aber auch wieder eine deiner Psychomacken. Und Warschauer Straße steigen wieder ein paar Betrunkene ein, du riechst das gleich, diese süßlichen Ausdünstungen, Cola und irgendetwas Hochprozentiges, du hast ja auch jahrelang danach gerochen, wenn du morgens im Berufsverkehr in die S-Bahn stolpertest und dich fragtest, wohin all diese müden Menschen fahren, in langweilige Büros, wahrscheinlich, Orte, an denen du niemals nie landen würdest. Ha. Ha.
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