Sommer 2010 Noch nie so wenig für die Welt interessiert. Ein bisschen dafür schämen, aber nur ein bisschen. Ab und zu in einer Zeitschrift blättern, auf der Kultur steht und in der auch welche drin ist. Urlaubslektüre erstöbern, aber bitte keine schwere Kost. Müsste noch fünf bis acht Kilo abnehmen, kein Antrieb. Außer beim Fahrrad fahren. Stundenlang in die Pedalen treten, kein Schmerz, kein Schnaufen, genau die richtige Geschwindigkeit für den Körper finden, der Wind weht um die Nase und trocknet den Schweiß auf der Stirn, so geht das gut. Nur der J. kommt nicht hinterher, sage Schlappi zu ihm und lächle dabei, der versteht das schon. Du musst im Training bleiben, Spitzensportler haben keinen Urlaub, hahahaha. Morgen dann Drei-Seen-Rundfahrt, mit Schlussanstieg zum Mont Klamott. Nur ein Wortspiel, wir sind doch nicht in Friedrichshain, Dirk. Die Welt ist rund, stand in einem Buch das in einem der vielen Kinderzimmer herum lag, im Prinzip hat man nur noch Kinderzimmer. Nicht schlimm, man hat ja auch plötzlich kleine beste Kumpel, die einem gerne mal Honig ums Maul schmieren, galant, charmant, gewitzt, verschmitzt. Die Welt ist rund und dreht sich und morgens strömen Ströme schwitzender Menschenleiber in die S-Bahn, in der es nach Urinstein übervoller Pissrinnen in mit anzüglichen Angeboten beschmierten Bahnhofstoiletten stinkt. Kein Wunder, sitzen lauter alte Männer mit Sandalen und weißen Tennissocken darin, im Waggon Nummer 1 und lesen Bild. Oder BZ. Jeden Tag werden Vorurteile bestätigt. Warschauer Straße steigt immer Partyvolk ein, hier muss also eine In-Location sein, sollte mal einen location based service befragen, aber interessiert es wirklich? Schaue mir immer die müden Menschen an, meist betrunken und vom Tanzen noch ganz bewegt. Die Typen reden meist laut, schreien fast hysterisch, lachen und brüllen die gesamte S-Bahn wach, trinken Bier aus Flaschen und baggern die mitgebrachten Damen an, die auch betrunken sind, aber anders. Steigen dann am Alex aus oder am Hackeschen Markt, nach dem Nachleben kommt dann das Frühstück beim Systembäcker ohne Tradition, Kamps, dann Kaffee beim goldenen M und später dann der Schlaf im Generator Hostel: Berlin - immer eine Reise wert. Eine Straße entlang gehen, Wohngebiet, Viertel, Kiez. Halb Brache, halb Wohngebiet, gegenüber wird ein riesiges, blau-gelbes Möbelhaus gebaut, dass demnächst mit Sonderangeboten lockt. Alle freuen sich. Die Brache wirkt griechisch, vertrocknete, welke Pflanzen, dazu Plastikmüll und ein paar alte Steine, die wohl irgendwann mal zu einem mysteriösen Gebäude gehörten, erinnert mich an Kreta, Rhodos, Kos und so weiter. Die Temperaturen auch. Aus Spaß frage ich: Gehen wir zum Meer? Blödsinn. Keines hier, nur Kräne, Betonmischer, Radlader, die am Möbelhaus bauen, das erst verzögert fertig wird. Hoffentlich noch zum Weihnachtsgeschäft, wünscht man der armen Firma. Kontrastprogramm: Gärten. Alle haben sich hier kleine Oasen gebaut, mit und ohne Terrasse, mit und ohne Ordnung, die unordentlichsten Gärten sind mir die liebsten. Das Chaos mögen oder einfach ignorieren und einer inneren Ordnung folgen, Instinktmensch sein und verschlossen, so geht das mit dem Leben, im Sommer 2010.
Danke sehr. Eines der schönsten Bilder dieser Stadt, seit langem. Daran werde ich denken, und sehr gern, wenn ich am Wochenende dort bin - >> Kommentieren Eine wohltuende
Morgenlektüre – darüber tiefschürfend nachdenken geht etwas später auch noch.>> Kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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